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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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sofort nach unten!“
    Sie stürzte zur Tür und zerrte hilflos an der Klinke, ehe ihr einfiel, dass sie den Schlüssel hatte. Mit bebenden Fingern schloss sie auf.
    „Esme! Verflixt, komm heraus, damit ich dir meine Gefühle mitteilen kann.“ Radwells Stimme war wahrscheinlich noch draußen auf der Straße zu hören.
    Endlich flog die Tür auf, sodass Esme in den Gang strauchelte, wo sie jedoch von starken Armen aufgefangen wurde. Radwell zog sie an sich und flüsterte an ihrem Ohr: „Du dachtest doch hoffentlich nicht, dass du mich so leicht loswerden würdest?“
    „Ich wagte kaum, davon zu träumen.“
    „Du musst keine Angst mehr haben“, sagte er, während er sie mit sich die Treppe hinabzog.
    Als sie vor ihrem Vater standen, drängte sie sich Schutz suchend an Radwell.
    „Schluss damit! Sofort gehst du in dein Zimmer zurück, Esme! Und Sie, junger Mann, verlassen auf der Stelle mein Haus!“
    Radwell umfasste Esme fester. „Die korrekte Anrede für ei nen Earl ist ‚Euer Lordschaft‘, Mr. Canville. Wenn Sie uns nun entschuldigen wollen.“
    „Sie werden meine Tochter nicht entführen!“
    „Und wie wollen Sie mich daran hindern?“ Radwell lachte. „Bessere Kämpfer als Sie haben vergeblich versucht, mich zu töten! Und falls Sie die Konstabler holen wollen – die werden Ihnen angesichts meines neuen Rangs anraten, die Sache gütlich beizulegen. Im Übrigen ist Ihre Tochter bald volljährig, Sir, dann können Sie sie sowieso nicht mehr halten, weswegen ich sie jetzt gleich aus diesem Haus entferne. Ehe Sie Hilfe geholt haben, werden wir längst weit fort sein. Sehen Sie ein, Sie haben verloren.“
    Damit wandte er sich Esme zu und zog sie dicht an sich. „Nun zu dir. Du wolltest mitreden, wenn es um deine Zukunft geht. Also kommst du mit mir, auf der Stelle? Ohne Fragen, ohne Bedauern, ohne Gepäck? Bist du bereit? Ja oder nein?“
    Vor den Augen ihres Vaters hob sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Liebsten so leidenschaftlich, dass er sich nur leicht benommen von ihr lösen konnte.
    „Oh, gut. Ich merke, mehr als bereit! Fragt sich, ob ich damit umgehen kann.“ Das Lamento ihres Vaters verklang hinter ihnen, während Radwell mit ihr zur Tür hinauslief und die Stufen hinab zu einer wartenden Kutsche, die ein Wappen auf dem Schlag trug.
    Verblüfft fragte Esme: „Was bedeutet das?“
    „Das wird Ihr Wappen sein, Mylady, wenn wir erst Schottland erreicht haben. Gretna Green soll um diese Jahreszeit ganz entzückend sein. Und mir scheint …“, er setzte eine grübelnde Miene auf, „… mir scheint, nicht weit von dort besitze ich ein Jagdhaus. Sehen wir, ob es uns gefällt. Ich beabsichtige, dort die Flitterwochen zu verbringen.“ Entschlossen zog er Esme hinter sich in den Wagen und schloss den Schlag. Dann nahm er ihre Hand und verflocht sie mit der seinen. „Das ist übrigens nicht mein einziger Besitz; für meine Verdienste um die Krone wurde mir auch noch ein netter Landsitz in Cornwall übereignet. Dazu Schmuck, der der Gemahlin eines Earls wert ist, und zu einer solchen werde ich dich machen.“
    Ihr Herz tanzte in ihrer Brust, dann fasste sie sich. „Schmuck brauche ich nicht, und mir ist der Mann wichtiger als der Titel.“ Gespielt munter fügte sie hinzu: „Aber wenn du mich heiraten willst, muss ich darauf bestehen, dass du deine Geliebte nicht vor meinen Augen paradieren lässt. So praktisch es sein mag, sie in deinem Apartment unterzubringen, empfand ich es doch als recht schmerzlich …“
    Jedem weiteren Wort beugte er durch die leidenschaftlichsten Küsse vor.
    „Die Frau, die du sahst, war Halverstons Vögelchen, nicht meines. Ich brachte sie dort unter, damit sie über dich wacht. Als sie dann von seinem Dahinscheiden erfuhr, wollte sie mir ihre tiefe Dankbarkeit beweisen, doch ich sagte ihr, dass mein Herz nur eine Geliebte kennt – dich.“ Sanft streichelte er ihre Wangen. „Als sie mir erzählte, dass dein Vater dich während der letzten Tage häufig schlug, war mir, als hätte er mich geschlagen.“
    „Das ist jetzt bedeutungslos.“ Sie drückte einen Kuss in seine Handfläche. „Es ist vorbei, ich muss ihn nie wiedersehen.
    Dass er sich erweichen lässt und unsere Heirat billigt, bezweifle ich.“
    „Dann sollte ich mich vielleicht gar nicht erst damit aufhalten. Du könntest meine Geliebte werden, wir würden uns unbeschreiblichen Wonnen ergeben, und wenn dein Ruf gänzlich ruiniert ist, bleibt dir nichts übrig, als mich zu heiraten. Denn,
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