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Verführ mich undercover!

Verführ mich undercover!

Titel: Verführ mich undercover!
Autoren: Barbara Dunlop
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Er fragte sich, wer den größeren Fehler begangen hatte.
    „Wir hatten dieses Jahr fünfunddreißig Förderanträge“, berichtete Otto Durand. Er legte eine Akte auf den Stapel vor sich. Seit fünfzehn Jahren gehörte Otto dem Vorstand des Genevieve-Gedächtnisfonds an. Außerdem war er Geschäftsführer von Rutledge Agricultural Equipment. Mit Jareds Eltern hatte ihn eine lebenslange Freundschaft verbunden.
    „Wir haben genug Geld“, warf Anthony Salvatore ein. „Fast zwanzig Prozent stammen aus Spenden.“
    Anthony war ein entfernter Verwandter, der Sohn einer Cousine von Jareds Mutter. Die Cousine hatte sich auf einer Klassenfahrt nach Neapel in Carmine Salvatore verliebt, und Genevieve hatte den einzigen Sohn der beiden in ihr Herz geschlossen.
    Stephanie stellte eine weitere Flasche Merlot auf den großen Tisch, als die Haushälterin die Überreste des Dinners abräumte.
    Zwar saß Royce noch bis Samstag in London fest, doch die übrigen Vorstandsmitglieder konnten auch ohne ihn über die diesjährigen Projekte abstimmen.
    „Mir gefällt diese Sache mit der Schule in Westafrika“, sagte Stephanie. „Die meisten Kinder dort stammen aus Bauernfamilien.“
    „Das hätte Mom auch gefallen“, stimmte Jared zu. Er bemerkte, wie Stephanie zusammenzuckte. Heute spürte seine Schwester die Lücke, die der Tod ihrer Mutter in ihr Leben gerissen hatte, besonders deutlich.
    Gemeinsam mit ihrem Großvater hatten Royce und er das Andenken ihrer Mutter für Stephanie lebendig gehalten, indem sie ihr Geschichten erzählten und Erinnerungsstücke zeigten. Doch die Einsamkeit, die Stephanie zu harter Arbeit anstachelte, konnten sie nicht vertreiben. Jared musste nur die zahlreichen Trophäen auf dem Kaminsims betrachten, um zu ahnen, wie sehr sie sich quälte.
    „Die Schule in Westafrika also.“ Otto machte ein Kreuz auf Seite drei seines Berichts. „Und ich glaube, wir sind uns einig, dass wir die Zuwendungen für Tierschutzprojekte erhöhen wollen. Was ist mit dem Klinikprojekt in Südamerika?“
    „Zu gefährlich“, sagte Jared. Er wusste, dass Royce Feuer und Flamme für das Vorhaben war, seitdem er einen britischen Studenten kennengelernt hatte, der in der Gebirgsregion arbeitete. Doch es gab besorgniserregende Geschichten über das Gebiet.
    „Die Rebellen haben ihre Aktivitäten vor sechs Monaten eingestellt“, hielt Anthony dagegen. „Und wir werden eine Firma beauftragen, die Erfahrung in der Gegend hat.“
    „Und wer sorgt für die Sicherheit?“, konterte Jared. Es war nicht das erste Mal, dass der Genevieve-Gedächtnisfonds in einem unsicheren Teil der Welt aktiv wurde, doch bisher wurden die Projekte von multinationalen Stiftungen getragen, die professionelle Sicherheitskräfte engagierten.
    „Wir werden Fachkräfte einstellen“, sagte Anthony.
    So leicht war Jared nicht zu überzeugen. „Mit dem Geld für private Security könnten wir ein oder zwei weitere Projekte finanzieren.“
    „Aber keines von so großer Bedeutung.“ Anthony schien jetzt richtig in Schwung zu kommen.
    In ihrer Familie liebte man solche Diskussionen, Rede und Gegenrede. Jared stürzte sich mit Feuereifer in das Streitgespräch. Jeder der beiden versuchte, Stephanie und Otto von seinem Standpunkt zu überzeugen.
    Zwar räumte Jared ein, dass das Projekt sich lohnte, während Anthony nicht leugnete, dass die Sicherheitsbedingungen alles andere als ideal waren. Doch unterm Strich empfand Jared die Situation als zu gefährlich, und das machte er unmissverständlich klar.
    Schließlich gab Anthony auf und hob verdrossen die Hände. „Ich gehe ein bisschen frische Luft schnappen.“
    Jared war das nur recht. Die Gelegenheit wollte er nutzen, um Stephanie und Otto zu bearbeiten, damit diese sich seiner Sicht der Dinge anschlossen.
    Doch auch Stephanie stand auf und reckte sich, während Otto seinen Stift auf den Bericht vor sich legte und zu sprechen begann, bevor Jared etwas sagen konnte. „Vielleicht sollten wir dieses Mal Anthony und Royce zustimmen.“
    „Und wenn jemand entführt oder ermordet wird?“, gab Jared düster zu bedenken. Dies war zwar eine sehr pessimistische Sichtweise, aber sie war durchaus realistisch.
    „Es gibt ein Waffenstillstandsabkommen“, erwiderte Otto.
    „Das das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt wurde. Um Himmels willen, Sierra Benito! Die politische Lage dort kann sich im Handumdrehen ändern.“
    Jared blickte zum Fenster. Durch die hauchdünnen Gardinen erkannte er Anthonys
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