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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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Wort, Mann? Unser Deal läuft.«
    Alois nickte und hob den Daumen. Die beiden wurden abgeführt. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Tassilo klang nach einem Volltreffer. Alois setzte ihn auf Platz eins der Liste. Den würde er sich vorknöpfen.
    Kirsten stand auf und nahm ihren Block. »Wenn du nichts dagegen hast, rede ich mit Sophie.«
    »Von mir aus.« Dass sie freiwillig die Niete zog, war ihm gerade recht.

89
    Der Bioladen von Gerlinde Weylandt hatte geöffnet. Wie schon vor einigen Tagen klimperte das Windspiel aus Glasplättchen, als er eintrat, und signalisierte so Kundschaft. Die Verkäuferin war dieselbe wie bei Dühnforts erstem Besuch. Sie drapierte Käse in der Auslage der Theke und erkannte ihn sofort. »Hat Gerlinde sich inzwischen bei Ihnen gemeldet?«, fragte sie.
    »Ja, schon. Aber sie konnte uns nicht weiterhelfen. Haben Sie ein Foto von ihr?«
    Sie rückte einen Brie de Meaux zurecht und sah kurz auf. »Von der Gerlinde? Warum denn?«
    »Ich wüsste gerne, wie sie aussieht.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich ein Foto von meiner Chefin haben? Sie könnten höchstens bei den Nachbarn fragen, die haben einen Schlüssel. Aber ob Sie so einfach ins Haus spazieren dürfen und nach Fotos suchen … Also, das möchte ich schon bezweifeln.«
    »Machen wir es andersherum. Ich beschreibe Ihnen Frau Weylandt, und Sie sagen mir, ob ich richtig liege.«
    »Wenn Sie schon wissen, wie sie aussieht, wozu brauchen Sie dann ein Foto?« An einem karierten Tuch wischte sie sich die Hände ab und richtete sich auf.
    »Ich weiß es nicht. Ich vermute es. An die sechzig Jahre alt, weiße, kinnlange Haare, etwa eins fünfundsiebzig groß, feingliedrige, schlanke Figur.«
    Erstaunt hörte sie ihm zu. »Passt fast. Gerlinde wird im September zweiundsechzig, und sie ist ein bisschen kleiner.«
    »Danke. Sie haben mir sehr geholfen.« Er verabschiedete sich und ging.
    Die Adresse des Zeugen kramte er aus seinem Gedächtnis. Ernst Meyer, Anemonenweg 22, keine zweihundert Meter vom Tatort entfernt. Er hatte Gerlinde Weylandt vorbeiradeln sehen, als der Schuss fiel. So hatte er es zu Protokoll gegeben.
    Je länger Dühnfort als Mordermittler arbeitete, umso weniger traute er Zeugenaussagen. Da wurde beschworen und geschworen, da wurde aus Vermutung Wahrheit, aus einer vagen Wahrnehmung eine detailreiche Beschreibung. Jeder suchte eben nach Klarheit und Gewissheit.
    Dühnfort lief zu Fuß zum Tatort. Die Bauarbeiten waren in vollem Gang. Eine Kreissäge kreischte, Männer riefen sich Worte in einer Sprache zu, die Dühnfort nicht verstand, ein Kran hievte eine Palette von einem Lastwagen. Alles wie immer, als sei nichts geschehen.
    Selten hatte ihn ein Mord derart wütend gemacht.
    Doch Wut war nicht hilfreich. Er sammelte sich und ging weiter zur Hausnummer 22. Ein kleinerer Wohnblock mit acht Parteien. Ernst Meyer wohnte in der dritten Etage. Dühnfort klingelte, wartete, bis die Gegensprechanlage rauschte, und brachte sein Anliegen vor. Der Summer ertönte. Kurz darauf stand er einer älteren Frau gegenüber, Meyers Schwester. Sie ließ ihn ein und erklärte dabei wortreich, dass sie dreimal die Woche kam und ihrem Bruder den Haushalt machte. Seit einer missglückten Hüftoperation schaffte er das nicht mehr allein. Sie führte ihn durch den Flur ins Wohnzimmer. Wuchtige dunkle Möbel, Alpenpanoramen und Bergwiesen in Öl an der Wand. Dazwischen eine Kuckucksuhr, Spitzengardinen vor dem Fenster und der Tür zum Balkon. Am Esstisch saß ein korpulenter Mann, dessen Glatze von einem grauen Haarkranz eingefasst wurde. Er trug ein kurzärmeliges weißes Hemd und sah von der Tageszeitung auf, als sie eintraten. »Ernst, da ist jemand von der Polizei für dich.«
    »Schon gut«, brummte er und signalisierte ihr mit einer Handbewegung, sie könne sich gleich wieder verziehen. Die Tür schloss sich. Dühnfort stellte sich vor. »Es geht um Ihre Zeugenaussage. Können Sie mir noch einmal ganz genau schildern, was Sie gesehen haben?«
    Meyer schien es zu gefallen, dass sich ein Kriminalhauptkommissar mit ihm befasste. Sein runder Rücken wurde gerade, der Bauch drängte gegen die Kante der Tischplatte. Die verschmierte Brille wurde abgesetzt. »Tja, wie ich Ihrer Mitarbeiterin schon sagte. Ich hörte einen lauten Knall und überlegte, was das wohl war. Auf der 23, da wohnt asoziales Gesindel. Alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. Jeder der Bengel hat einen anderen Vater. Ich dachte, die hätten einen
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