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Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)

Titel: Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Inge Löhnig
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Chinaböller losgelassen. Das machen die manchmal. Schert sich keiner drum. Ich gucke also runter auf die Straße und sehe Frau Weylandt auf dem Rad. Und das war es schon.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass es Frau Weylandt war?«
    »Absolut. Da gibt es keinen Zweifel.«
    »Darf ich mal auf Ihren Balkon und einen Blick auf die Straße werfen?«
    »Natürlich. Ich komme mit.« Meyer stützte sich mit beiden Händen auf die Tischplatte und stemmte seinen Körper schwankend in die Höhe. Einen Augenblick sah es so aus, als würde er das Gleichgewicht verlieren. »Die Hüfte. Die Ärzte haben das verpfuscht«, keuchte er. »Ich hab sie schon verklagt! Die werden bluten!« Er sah sich um, als ob er etwas suchte. »Else! Wo sind denn schon wieder die Krücken?«
    Dühnfort ging schon mal vor. Ein weißer Plastiktisch, zwei passende Sessel mit hoher Lehne und gestreiften Polstern standen auf dem Balkon. An der Brüstung hingen Blumenkästen voller Geranien. Dühnfort sah hinunter. Auf dem Gehweg ging eine Frau, auf der Straße fuhr ein Rennradfahrer. Die nächsten Straßenlaternen befanden sich etwa fünfzig Meter entfernt.
    Als Dühnfort schon wieder hineingehen wollte, weil er dachte, Meyer habe es sich anders überlegt, kam dieser auf Krücken gestützt auf den Balkon und wuchtete seinen massigen Körper an die Brüstung. »Da unten ist sie vorbeigefahren.« Mit dem Kinn wies er auf die Straße.
    »Sie sind also hier gesessen, haben den Knall gehört, und …«
    Ein Kopfschütteln war die Antwort. »Ich war drinnen, am Esstisch. Bei der Hitze kann man ja nicht schlafen. Ich hab ein Sudoku gelöst.«
    »Sie waren im Wohnzimmer, als es knallte?«
    »Ja. Sicher.«
    Zeugen waren einfach unschlagbar. Dühnfort schluckte seinen Ärger runter. Auch den auf Kirsten. Weshalb hatte sie nicht nachgehakt, sich einfach zufriedengegeben?
    »Sie könnten mir sehr helfen, wenn Sie bereit wären, genau das zu tun, was Sie in jener Nacht getan haben. Ihre Beobachtungen sind für uns sehr wichtig.«
    »Eine Rekonstruktion, meinen Sie.« Meyers Augen bekamen Glanz.
    »Genau. Eine Rekonstruktion.«
    Dühnfort begleitete Meyer hinein, half ihm, sich an den Tisch zu setzen, und zog sein Handy hervor. »Fangen wir an.« Er wählte die Stoppuhrfunktion, startete sie und kehrte auf den Balkon zurück.
    Bis Meyer sich hochstemmte, seine Krücken angelte und mühsam auf den Balkon kam, vergingen tatsächlich zwei Minuten und acht Sekunden. Wieder lehnte er sich an die Brüstung und sah hinunter. »Ich stehe da also und schaue nach den Bengels. Doch keiner zu sehen. Vielleicht haben sie sich irgendwo versteckt, denke ich. Mal gucken, wann die aus ihren Löchern kommen. Denen werde ich schon Bescheid stoßen, zu nachtschlafender Zeit Kracher loszulassen. Doch da kommt keiner. Haben sich wohl längst verzogen. Ich will wieder rein, und da sehe ich die Frau Weylandt auf ihrem Rad. Wo die wohl herkommt, um die Zeit, habe ich überlegt, und dann bin ich reingegangen.«
    »Sie haben also schon eine Weile hier gestanden, als die Radfahrerin vorbeifuhr?«
    Meyer nickte, sein Doppelkinn wackelte.
    Es konnte passen. Zwischen dem Schuss und Meyers Beobachtung waren sicher drei Minuten oder mehr vergangen. Genug Zeit für Marlis Schäfer, einen Sack zehn Meter weiter zu ziehen, Mütze, Overall und Handschuhe abzustreifen, zusammen mit der Waffe im Rucksack zu verstauen und sich auf das Rad zu schwingen. »Trug die Radfahrerin einen Rucksack?«
    Bedächtig schüttelte Meyer den Kopf. »Aber im Radkorb auf dem Gepäckträger, da lag etwas. Eine große Tasche.«
    »Welche Farbe?«
    »Hm? Schwarz vielleicht. Dunkel jedenfalls.«
    »Herr Meyer, wir haben jetzt ein kleines Problem. Frau Weylandt gibt an, um diese Zeit bereits geschlafen zu haben, und ich habe gute Gründe, ihr das zu glauben.«
    »Kann nicht sein.«
    »Es war spät und es war dunkel. Die nächsten Laternen stehen ein Stück entfernt. Sie haben eine Frau mit weißen Haaren gesehen, etwa schulterlang, eine zierliche Frau …«
    »Genau. Das ist die Frau Weylandt. Vom Bioladen. Wenn sie sagt, sie war das nicht, dann lügt sie.« Ächzend ließ Meyer sich auf einen der Stühle fallen.
    »Frau Weylandt ist nicht die einzige Frau, auf die diese Beschreibung passt.« Dühnfort zog das Foto von Marlis Schäfer hervor, das er aus dem Silberrahmen genommen hatte. »Ich denke, Sie haben diese Frau hier gesehen.« Er reichte Meyer das Bild. Er betrachtete es eingehend und schüttelte den Kopf. »Nie und
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