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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl
Autoren: Laura Petersen
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hier gab es einen großzügigen Schreibtisch, sogar mit brauchbarer Lampe, was in den meisten Ferienunterkünften ja nicht zum Standard gehörte.
    Da Sarah sofort das riesige Bett im Schlafzimmer in Beschlag genommen hatte, gab Matthias sich mit dem Gästezimmer zufrieden. Das war ihm auch lieber, denn dort konnte er abends noch arbeiten, wenn Sarah schon schlief. Der Koffer mit seinem Laptop und den übrigen Utensilien war bereits eingetroffen. Er hatte das Gepäck zwei Tage vor der Abreise mit einem Paketdienst losgeschickt, da er keine Lust hatte, alles zu schleppen, was er hier brauchte. Dank Sarahs vorausschauender Planung war das Gepäck nämlich ziemlich umfangreich geworden.
    Der Tisch war schon gedeckt – richtig vorbildlich. Sarah hatte im Küchenschrank schönes Geschirr gefunden, Zwiebelmuster, Friesisch Blau. Alles passte zusammen, sogar die Frühstücksbrettchen. Den Käse und die Wurst, die sie als Proviant mitgebracht hatten, hatte Sarah schön auf Dessert-Tellern dekoriert, und in einem Körbchen lagen frische Brötchen und zwei Butterhörnchen.
    "Wo hast du die denn her?", fragte er verwundert.
    "Gleich um die Ecke ist ein Bäcker", erklärte Sarah. "Habe ich gestern gesehen, als wir angekommen sind. Die machen um sechs Uhr schon auf. Die hatten auch die Orangenmarmelade, die du so gern isst."
    "Du warst schon draußen unterwegs?" Matthias schüttelte ungläubig den Kopf. Er hatte nichts mitbekommen.
    "Was denkst du denn? Um fünf Uhr geh die Sonne auf – spätestens. In den Ferien muss man den Tag komplett mitbekommen." Sarah sprang von ihrem Stuhl in die Kochnische. "Der Kaffee ist auch schon fertig." Sie kam mit der Kanne auf ihn zu und goss ihm die Tasse voll. Sie selbst trank Kakao aus einer Glasflasche, die sie aus der Bäckerei mitgebracht hatte.
    Matthias hatte plötzlich gute Laune. Wann war er zuletzt am Morgen so verwöhnt worden? Sein Glück wurde nur von dem Gedanken getrübt, dass er sich hier von einem achtjährigen Kind bedienen ließ. Sarah wurde viel zu früh selbstständig und machte manchmal den Eindruck einer kleinen Erwachsenen. Wenn sie noch eine Mutter hätte, könnte sie ihre unbeschwerte Kindheit noch ein Weilchen länger genießen, dachte er. Vielleicht sollte er allmählich daran denken, sich wieder eine Partnerin zu suchen, auch wenn der Schmerz über den Verlust seiner Frau niemals völlig verschwinden würde. Aber war es denn ein ausreichender Grund für eine neue Beziehung, dass seine Tochter wieder eine Mutter brauchte?
    Er nippte an seinem Kaffee und hätte sich beinahe verschluckt. "Ächz! Ist da Salz drin?"
    Sarah lachte. "Das nicht gerade. Der Kaffee ist mir leider etwas zu dünn geraten", gab sie zu. "Da habe ich ihn mit Maggi nachgedunkelt. Schmeckt toll, nicht? Ich habe ein Schlückchen probiert. Macht durstig, aber sonst... Du magst ihn doch, oder?" Sie sah ihn erwartungsvoll und ein wenig besorgt an.
    "Ja, ja, schon gut", erwiderte er tapfer und nahm noch einen Schluck. "Prima Idee, das mit dem Nachdunkeln. Dieses Rezept sollten wir uns für ganz besondere Tage reservieren. Ich trinke gern ein Glas Wasser dazu. In Italien bekommt man auch immer eins zum Espresso."
    "Ich hol' das schon", sagte sie eifrig und eilte in die Kochnische, um ihm das Gewünschte zu bringen.
    "Du verwöhnst mich richtig", lobte er, obwohl er ein schlechtes Gewissen hatte.
    Sie setzte sich ihm gegenüber und grinste, während sie sich eine Brötchenhälfte dick mit Salami belegte. "Du kannst dich ja revanchieren", meinte sie. "Hier gibt es jede Menge, was man unternehmen kann. Tretautos oder Fahrräder mieten, Insel-Rundflüge machen, Ausflüge mit dem Bus..." Sie griff nach einem bunten Prospekt. "Lag beim Bäcker auf der Theke. Da steht alles drin. Es gibt hier sogar ein Wellenbad, einen Minigolf-Platz und einen Sportfluglatz, außerdem mehrere Pizza-Lokale und eine Tanzdeel. Was ist das eigentlich? Sowas wie im Fernsehen, wo die Friesen mit ihren Holzklotschen im Heu herumstampfen?"
    Matthias musste lachen. Kinder machten sich immer ihre Vorstellungen aus den wenigen Eindrücken zurecht, die sie in ihrem kleinen Leben gesammelt hatten. "Ich nehme an, es ist einfach der Name einer Diskothek", meinte er.
    "Am Samstag ist da jedenfalls etwas los", erwiderte sie. "Gehst du da hin? Ich komme da bestimmt nicht rein, weil es erst am Abend beginnt."
    Matthias Graf zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht. Ich lasse das auf mich zukommen. Eigentlich möchte ich dich so wenig
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