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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl
Autoren: Laura Petersen
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Mixgetränke, deren Zusammensetzung ihm verdächtig war – Matthias bestellte sich einen Whisky-Cola, dessen Alkoholgehalt er zumindest ungefähr einschätzen konnte.
    Es wurden einige aktuell Hits gespielt, die er schon aus dem Morgenradio kannte, aber hier, aus der Megawatt-Anlage der Diskothek, klangen sie ganz anders. Die Rhythmen waren überraschend mitreißend, und er hatte sofort Lust, sich auf der Tanzfläche zu bewegen.
    Matthias musterte die Leute, die am Rand der Tanzfläche standen und zum Teil zur Musik in den Knien wippten. Einige schienen allein gekommen zu sein und mischten sich manchmal einfach unter die Tanzenden, da man zu dieser Musik nicht unbedingt paarweise auf die Fläche musste.
    Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine dunkelblonde Frau, die etwas jünger zu sein schien als er, vielleicht Anfang bis Mitte zwanzig, jedenfalls kein Teenager mehr. Sie war nicht so aufgedonnert wie die meisten Mädels hier, wirkte eher schlicht, aber hübsch mit ihrem halblangen, offen getragenen Haar und dem leicht aufgebauschten Pony. Ihre dunklen Augen blickten forschend umher; irgendwie wirkte sie verloren. Wahrscheinlich war sie ebenso fremd hier wie er selbst. Als ihre Blicke sich trafen, hielt Matthias den Kopf schräg, sah sie fragend an, und sie antwortete mit einem angedeuteten Kopfnicken.
    Er ging zu ihr hinüber. Ihr frisches Lächeln verzauberte ihn. Er schluckte. "Ich bin Matthias."
    "Silke."

    "Wollen wir?"

    Statt zu antworten, ging sie an ihm vorbei auf die Tanzfläche, drehte sich zu ihm um, und schon hatte der Rhythmus sie im Griff. Sie lächelte ihn an.
    Er betrachtete sie im wechselnden Licht der bunten Scheinwerfer. Sie bewegte sich zwanglos, ganz leicht, als habe sie den Rhythmus im Blut. Sie tanzte wie ein junges Mädchen, war aber bestimmt schon Anfang der Mitte zwanzig. Silke... ein schöner Name, der zu ihr passte. Besonders zu ihrem dunkelblonden Haar. Der Name kam zwar aus dem Schwedischen, erinnerte ihn aber an das englische Wort
silk
, das "Seide" bedeutete. Ja, genau: ihr Haar war seidig, und er stellte sich vor, wie es wohl sein würde, mit der Hand darüber zu streifen, ganz sacht... Sie lächelte in diesem Moment, als ob sie seinen Gedanken erraten hätte.
    Das Stück war zu Ende, und sie standen einander etwas unbeholfen gegenüber. "Bleibst du noch?", bat er.
    Sie nickte, und gleich darauf setzte wieder Musik ein. Sie tanzten jetzt näher zusammen, und Matthias bekam Herzklopfen, als er das Strahlen in Silkes Augen sah. Sofort war ihm klar, dass sie diesen ganzen Abend zusammen verbringen würden, und mit dieser Vermutung behielt er Recht.
    *

    Was für ein Mann!
, dachte Silke.
    Zuerst war er ihr gar nicht besonders aufgefallen, als sie da am Rande der Tanzfläche gestanden hatte, um sich ein "Opfer" auszusuchen. Er war auf sie zugekommen, und beim Näherkommen war ihr erst klar geworden, wie gut er aussah: Groß, schlank, wenn auch nicht gerade breitschultrig, markantes Gesicht. Keine Spur von Bauchansatz. Er war etwas älter als sie, aber das gefiel ihr. Seine Kleidung war zwar nicht unbedingt nach der neuesten Mode, aber die meisten Männer achteten ohnehin nicht auf so etwas. Sein auffälligstes Merkmal waren seine traurigen Augen, oder nein, traurig war nicht ganz der richtige Ausdruck. Er hatte auch Lachfältchen, und trotzdem lag in seinem Blick eine Melancholie, die sie nicht zu deuten wusste, die aber eine ganz besondere Faszination auf sie ausübte.
    Er tanzte ein wenig ungelenk, ziemlich gehemmt, fand sie. Vielleicht gab es etwas, was ihn belastete. Irgendwann hatte sie sich mal ein Buch über Körpersprache gekauft und versuchte nun gelegentlich, aus der äußeren Haltung ihrer Mitmenschen herauszulesen, was mit ihnen los war, aber sie war darin nicht sehr erfolgreich, musste sie feststellen. Sie gab sich betont locker und versuchte, ihr Gegenüber mit ihren frischen, munteren Tanzbewegungen aus sich herauszulocken. Erfreut stellte sie fest, dass es ihr gelang.
    Sie tanzten den ganzen Abend zusammen. Silke fand ihn auf Anhieb sympathisch, und sie genoss es, als er sie später, als langsamere Musik gespielt wurde, einfach in die Arme nahm und sie führte. "Du hast so schönes Haar", raunte er ihr ins Ohr. "Silke Seidenhaar."
    Silke fand diese Bemerkung ein wenig kitschig und freute sich trotzdem darüber. Sie träumte an seiner Schulter und ließ sich von der Musik tragen. Es war so schön, wie es mit Oliver nur ganz am Anfang gewesen war.
    Oliver – der Name
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