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Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl
Autoren: Laura Petersen
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der du getanzt hast. Wie sieht sie aus? Ist sie nett? Bist du verknallt? Los, erzähl schon, ich will alles genau wissen. Hoffentlich keine Lehrerin."
    Matthias Graf schmunzelte. "So, so. Und wenn ich nun sage, das ist alles noch geheim?"
    "Dann kann ich plötzlich nicht mehr laufen." Sarah blieb auf der Stelle stehen, verschränkte die Arme und zog einen Flunsch.
    "Du bist ja eine kleine Erpresserin!", rief Matthias aus. "Na schön. Sie heißt Silke, und Lehrerin ist sie wahrscheinlich nicht. Bist du nun zufrieden?"
    "Nicht ganz." Sarah kam zu ihm, und sie beide gingen Hand in Hand weiter. "Wann trefft ihr euch denn wieder?"
    "Mittwoch", erwiderte er knapp. Die Frage hatte etwas angerührt, das ihm weh tat. Als er sich am Morgen von Silke trennte, hatte er sie gefragt, ob sie sich wiedersehen konnten, und er hatte erwartet, dass sie, wie er selbst, einem schnellen Treffen zustimmen würde, möglichst noch heute, vielleicht zum Abendessen, oder wenigstens morgen. Aber Mittwoch Abend! Das waren vier Tage, den heutigen Sonntag mitgerechnet, und er hatte nicht einmal eine Telefonnummer, um sie anzurufen! Als er ihr seine eigene Karte hatte geben wollen, auf der er seinen vollständigen Namen und seine Iserlohner Adresse, aber auch die Nummer seines Handys und darunter mit Kugelschreiber die Nummer seiner hiesigen Unterkunft vermerkt hatte, winkte sie nur ab und sagte: "Wir sehen uns ja Mittwoch."
    "Ich freue mich drauf", sagte er.
    "Ich auch. Tschüs, mach's gut!" Ein flüchtiger Abschiedskuss, und dann war sie in dem schmalen Seitenweg neben dem Wellenbad verschwunden gewesen, so rasch, dass er das Gefühl hatte, sie sei auf der Flucht vor ihm. Seltsam - und das nach den langen, leidenschaftlichen Küssen in der Nacht, die ihn hatte glauben lassen, sie wollte vor lauter Sehnsucht und Verliebtheit in ihn hineinkriechen!
    Mittwoch – eine Ewigkeit, besonders wen man so heftig verliebt war wie Matthias! Er glaubte, in hellen Flammen zu stehen, und jeder müsste es merken. Ging es ihr denn nicht genau so?
    "Mittwoch", hörte er seine Tochter in diese Gedanken hinein sagen. "Dann ist ja noch viel Zeit."
    Er nickte. "Viel zu viel."
    "Vielleicht hat sie jemanden, um den sie sich kümmern muss", vermutete Sarah. "Ein Kind vielleicht, genau wie du mich hast. Wäre doch toll, wenn alles klappt, oder? Dann bekäme ich vielleicht einen Bruder oder eine Schwester."
    "So weit ist es noch lange nicht", bremste er ihre vorauseilenden Gedankengänge. "Ich habe ja gerade erst einen Abend mit ihr getanzt."
Und sie eine ganze Nacht in den Armen gehalten und sie geküsst,
setzte er in Gedanken hinzu. Wie sollte er die Zeit bis Mittwoch nur durchhalten?
    Sie hatten inzwischen den Hafen erreicht, und tatsächlich hatte drei Krabbenkutter angelegt, von kreischenden Möwen umschwärmt. Direkt am Kai waren bei jedem der drei Kutter kleine Verkaufstische mit Waagen aufgestellt, und Männer in blau-weiß gestreiften Fischerhemden füllten die frischen Krabben aus großen Körben in Frühstücksbeutel aus Kunststoff und wogen sie ab. Es waren eine Menge Leute da, nicht nur einheimische Privatleute und Restaurantbesitzer, sondern es hatten auch einige Touristen so früh aus den Federn gefunden. In kleinen Grüppchen standen sie beisammen, puhlten Krabben und aßen das weiche Innere voller Genuss. Eine rundliche Frau mit Hamsterbacken und sächsischem Akzent schimpfte, dass es dazu keinen Tomaten-Ketchup zu kaufen gab.
    "Das gäb' ja auch 'ne bannige Schweinerei, wenn ich Ihnen Ketchup darüber schütte", meinte einer der Fischer. "Sie müssen die Krabben doch mit den Fingern essen und dazu einzeln aus der Schale puhlen." Er deutete auf die anderen Käufer, die sich um die Papierkörbe scharten und die feinen Krabbenschalen hineinfallen ließen.
    "Auch das noch!", schimpfte die Frau und wandte sich an ihren hageren Begleiter. "Kannste dir det vorstellen, Ede! Wär'n wer mal gleich in't Restorang gegangen. Saach ma, det is doch keen Sörwis hier! Wenn wir det in Annaberg erzählen, fährt keen Mensch mehr von uns an die See!"
    "Dafür sind die Krabben hier fangfrisch", wagte ihr zwei Kopf größerer Begleiter einzuwenden, "und im Restaurant bekommt man sie nicht so früh."
    "Wär mer ooch egal", schimpfte die Frau und stopfte zornig ihre ganze Tüte frischer Krabben in einen der bereit stehenden Papierkörbe. Sofort stürzten sich mehrere Möwen darauf und fingen an, sich zu zanken.
    Sarah zupfte ihren Vater am Ärmel. "Hast du das gesehen, Papa!
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