Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixter Kerl

Verflixter Kerl

Titel: Verflixter Kerl
Autoren: Laura Petersen
Vom Netzwerk:
einheimisch.
    "Weder noch", erwiderte er. "Oder vielleicht beides, wie man's nimmt. Ich bin für sechs Wochen hier bei der Stadtverwaltung angestellt – als Inselschreiber."
    "Was ist denn das?"
    "Ein Stipendium", erklärte er. "Ich bin freiberuflicher Schriftsteller. Ab und zu schreibe ich einen Roman, aber meistens mache ich Übersetzungen. Davon kann man aber nicht besonders gut leben. Damit ich meinen nächsten Roman ganz in Ruhe schreiben kann, unbelastet von finanziellen Sorgen, habe ich mich hierher beworben. Ich musste auch einfach mal raus aus dem spießigen Kaff, in dem ich wohne."
    Sie fragte ihn nicht weiter nach seinem Beruf. Er konnte wohl nicht besonders berühmt sein, wenn er finanzielle Sorgen hatte. Silke fand es toll, dass er so etwas überhaupt zugab – die meisten Männer prahlten ja mit ihrem tollen Beruf und dem dazu gehörigen Einkommen – um einer Frau zu imponieren, warf so manch einer mit Geld um sich, ohne es sich leisten zu können. "Wie lange bleibst du noch auf Föhr?"
    "Fast sechs Wochen", erklärte er. "Ich bin ja gerade erst angekommen. Wenn du auch noch eine Weile hier bleibst, könnten wir ja noch einmal zusammen tanzen gehen."
    "Tanzt du gern?"
    "Nein, eigentlich nicht", gab er zu. "Ich bin viel zu steif, und vielleicht auch zu gehemmt. Aber mit dir macht es einfach Spaß." Und sanft setzte er hinzu: "Silke Seidenhaar."
    Sie lachte, als er sie schon wieder so nannte. Er blieb plötzlich vor ihr stehen und nahm sie ohne Umstände in die Arme. Eine Hand strich dabei sanft über ihr Haar, dann spürte sie seine Lippen.
    Nicht verlieben!
, dachte sie, aber vermutlich war es schon zu spät. Sie genoss diese kräftige Umarmung, gab sich still diesem sanften, forschenden Kuss hin, bis sie nicht anders konnte als in voller Leidenschaft zu erwidern.
    So standen sie lange, eng umschlungen, fest wie eine eiserne Statue, und weder der Wind noch die Zeit konnten ihnen etwas anhaben, und als sie endlich voneinander lassen konnten, schafften sie es nicht weiter als bis zu einem einzeln stehenden verlassenen Strandkorb, in dem sie sich mit leidenschaftlichen Küssen und zärtlichen Worten beschenkten, bis sich das erste Morgengrau am Horizont zeigte.
    * * *

    Es war schon fast sechs Uhr, als Matthias Graf in die Ferienwohnung zurückkam, in der er mit seiner Tochter wohnte. Sarah war schon wach und setzte gerade Kaffee auf. Sie spielte wieder mal die kleine Hausfrau. Es versetzte ihm einen Stich im Herzen, da er wieder einmal das Gefühl hatte, dass ihr damit ein Stück Kindheit gestohlen wurde.
    "Du warst ja ganz schön lange weg", sagte sie und umarmte ihn. "Erzähl mal."
    "Ach..." Matthias winkte verlegen ab. "Was soll ich erzählen. Ich habe halt die ganze Nacht durchgetanzt. Fast."
    "Dachte ich schon. Mit verschiedenen Frauen oder immer mit derselben?" Sarah hatte diesen forschenden Blick drauf, dem er nicht standhalten konnte. Er wollte sie auch nicht anlügen, auch wenn die ganze Geschichte noch nichts für eine Achtjährige war, fand er. Doch sie durchschaute ihn von selbst und stellte fest: "Es war bestimmt nur eine. Sie hat nämlich einen Lippenstift, der abfärbt."
    Er kicherte und eilte ins Bad, wo er tatsächlich mehrere Spuren von Lippenstift an sich entdeckte. "Ich springe rasch unter die Dusche und ziehe mich um", rief er Sarah zu.
    "Ich mach das Frühstück", bekam er zur Antwort. "Oder willst du erst schlafen?"
    Er steckte den Kopf durch die Tür und schaute hinaus. "Ich bin nicht müde", versicherte er. Auf keinen Fall hätte er jetzt schlafen können, dazu war er innerlich viel zu aufgewühlt. "Vielleicht lege ich mich am späten Vormittag ein wenig hin, oder wir gehen später an den Strand, und ich schlafe da ein wenig. Sag mal, du magst doch gerne Krabben, oder?"
    "Ja! Sehr gern!" Sarah strahlte. "Hast du mir welche mitgebracht?"
    "Das nicht", gab er zurück, "aber wir könnten, statt hier zu frühstücken, zum Hafen gehen. Ich habe gehört, früh am Morgen kommen immer die Krabbenfischer dort an und verkaufen frische Krabben."
    "Au ja!" Sarah war sofort begeistert. "He! Beeil dich mit dem Duschen!"
    "Wird gemacht!", gab er schmunzelnd zurück. Er freute sich immer, wenn seine Tochter sich so spontan für etwas begeistern ließ. Matthias duschte nur kurz mit kaltem Wasser, zog sich frische Sachen an, und wenig später spazierte er schon mit seiner Kleinen in Richtung Hafen.
    Sarah tänzelte fröhlich neben ihm her. "Sag mal, wie heißt sie?"
    "Wer?"

    "Na, die Frau, mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher