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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition)
Autoren: GJ Moffat
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Beisammensein in seiner früheren Wohnung gewesen. Er fragte sich, wohin in aller Welt es sie wohl verschlagen haben mochte. Zuletzt hatte er von Bob Crawford gehört, sie wäre in Hongkong, aber das musste inzwischen wohl auch schon über ein Jahr her sein.
    »Mann, Logan«, sagte er zu sich selbst, »reiß dich zusammen.«
    Seine Stimme klang viel zu laut in der Stille des Zimmers. Er schwang die Füße auf den Parkettfußboden und griff nach der kompliziert aussehenden Fernbedienung auf dem Nachttisch. Er berührte ihr Display, das bläulich zu schimmern begann. Während er sich noch den Schlaf aus den Augen rieb, hantierte er eine Weile mit der Fernbedienung herum, fluchte ein paarmal und fand schließlich das, wonach er gesucht hatte. Ein leises elektrisches Summen ertönte, und die Vorhänge der bis zum Boden reichenden Fensterfront, die auf zwei Seiten die Außenwand seines Penthouses bildete, begannen automatisch beiseitezugleiten.
    Barfuß ging er zu seinem Kleiderschrank, zog ein altes Sweatshirt und eine Jeans an und setzte sich seine Wollmütze auf. Dann trat er an eine der Fensterfronten und öffnete die Schiebetür. Es überraschte ihn immer noch, wie leicht sich so ein Ungetüm aus Glas und Stahl in den Laufschienen bewegen ließ. Er ging auf den mit Holzboden ausgelegten Dachgarten hinaus und blickte vom sechzehnten Stock des Pinnacle Building am Ende der Bothwell Street auf den Süden von Glasgow.
    Er liebte das Penthouseapartment, obwohl die Hypothek ihm regelrecht die Haare vom Kopf fraß und er seinen geliebten alten Mercedes hatte verkaufen müssen, um die Anzahlung aufzubringen. Es war nicht ganz nach seinem Geschmack, einen fünf Jahre alten Ford Focus fahren zu müssen, aber manchmal im Leben musste man eben auch ein Opfer bringen.
    »Ich hoffe, du landest mit dieser Hypothek nicht noch im Armeleuteviertel«, hatte seine Mutter gesagt.
    Logan war sich nicht ganz sicher, wo das Armeleuteviertel lag, topografisch gesehen jedenfalls, aber seit seinem Einzug vor sechs Monaten kamen ihm jedes Mal, wenn er einen Kontoauszug ansah, Gedanken, er würde dort vielleicht bald hausen müssen.
    Er stützte sich auf das Eisengeländer und blies einen langen, weißen Atemhauch in die kalte Februarluft. Die Mütze wärmte seinen Kopf, aber seine Zehen begannen zu kribbeln, als der Raureif auf der Dachterrasse unter seinen Füßen schmolz.
    Die längst verschütteten Gefühle, die der Traum ausgelöst hatte, spukten ihm noch durch den Kopf, und Logan sog die eiskalte Luft tief ein, um sich von ihnen zu befreien. Er nahm die Mütze ab und fuhr sich mit der Hand über sein kurz geschnittenes Haar. Als er Katzenpfoten auf dem Holzboden klacken hörte, drehte er sich um und entdeckte, wie seine vierpfotige Freundin auf einen der Verandasessel sprang und sich zusammenrollte.
    »Kaffee, Stella?«, fragte er.
    Die Katze beäugte ihn verächtlich, schnurrte behaglich und schlief dann ein.
    »Mach’s dir nur bequem.«
    Er musste lächeln, als er an den Tag zurückdachte, an
dem sie aus dem Garten in seine alte Erdgeschosswohnung marschiert gekommen war, während seine Freunde gerade zum Fußballgucken zu Besuch waren. Nachdem jeder von ihnen ein Sixpack Stella Artois getrunken hatte, hatte die Katze ihren Namen weggehabt.
    Logan ging in den Küchenbereich, schaltete die Kaffeemaschine ein, nahm seine akustische Gitarre und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, um dort auf den Kaffee zu warten. Er hatte das Gitarrespielen schon als Jugendlicher lernen wollen, damals aber nicht die Geduld dafür aufgebracht. Vor ungefähr einem Jahr hatte er wöchentlich Stunden zu nehmen begonnen und konnte inzwischen ein paar Melodien zum Besten geben und sogar das eine oder andere Soloriff einstreuen. Er setzte sich auf die Couch, spielte ein paar Takte eines Songs der Kings of Leon und stand dann auf, um sich seinen Kaffee zu holen.
    Er füllte einen großen Becher mit Kaffee und Milch und ging zurück auf die Dachterrasse. Zwei Streifenwagen der Polizei, die von rechts über die Kingston Bridge und über den River Clyde rasten, erweckten seine Aufmerksamkeit. Es war irgendwie sonderbar, im Morgendunst ihr stroboskopisch flackerndes Blaulicht grell aufblitzen zu sehen, ohne das dazugehörige Sirenengeheul zu hören, aber vielleicht hatten sie es auch gar nicht eingeschaltet, weil sowieso noch so gut wie kein Verkehr auf den Straßen herrschte. Er beobachtete die beiden pulsierenden Blaulichter auf ihrem Weg in südlicher Richtung und
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