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Verfehlung: Thriller (German Edition)

Verfehlung: Thriller (German Edition)

Titel: Verfehlung: Thriller (German Edition)
Autoren: GJ Moffat
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überhaupt er derjenige wäre, mit dem sie ihr Leben teilen wollte. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es Angst und Unsicherheit waren, die einen Keil zwischen sie trieben, und nicht der normale Überdruss, der sich einstellt, wenn man merkt, dass eine Liebe keinen Bestand hat und
doch nur auf eine Trennung hinausläuft. Sie zwang sich, den Umstand zu ignorieren, um damit die Entscheidung, ihn zu verlassen und die Schwangerschaft abzubrechen, für sich erträglich zu machen.
    Sag’s ihm.
    Stattdessen führte sie seine Hand zwischen ihre Beine, machte ein Hohlkreuz, um ihm entgegenzukommen, und verlor sich dann in ihm.
    Mach es schön für ihn, sagte sie sich. Mach es richtig gut, und er wird die Erinnerung daran in Ehren halten wie eine alte Fotografie, die zwar mit der Zeit verblasst, aber nie verschwindet.
    Es wurde tatsächlich richtig gut.
    Später stand er mit den Händen in den Jeanstaschen in der Haustür und sah ihr nach, wie sie im Regen zur U-Bahn-Station lief und das Wasser an den Hacken ihrer Schuhe hochspritzte. Die Straßenlaternen erwachten summend zum Leben und schimmerten schmutziggelb in der spätnachmittäglichen Tristesse des Glasgower Winters.
    Er hob die Hand, um zu winken, als sie am Eingang der Station stehen blieb, sich das nasse Haar aus dem Gesicht strich und lächelte. Er war zu weit entfernt, um zu erkennen, dass ihr Lächeln nicht die Augen erreichte, zu weit entfernt, um ihre Tränen von den Regentropfen zu unterscheiden.
    War es gut genug gewesen?, fragte sie sich. Dann trat er auf die Straße hinaus, und seine nackten Füße landeten in einer Pfütze vor seiner Haustür. Augenblicklich durchnässte der Regen sein Hemd, ließ es an den Konturen seines Körpers kleben, sodass er für sie nackt aussah. Er umschloss den Mund mit seinen Händen und rief ihr etwas zu.
    »Ich liebe dich, Penny!«
    Sag’s ihm.
    Sag’s ihm.
    Sag’s ihm.
    In ihrem Inneren bäumte sich alles schreiend auf, und sie machte einen unsicheren Schritt zurück in seine Richtung, auf das Leben zu und fort von dem elenden Tod, der sie eines Tages erwartete. Doch er tat, was er immer tat, ging zurück ins Haus und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    »Ich möchte niemals sehen, wie du fortgehst«, hatte er zu ihr gesagt, als sie ihn gefragt hatte, warum er sich immer so verhielt. »Keine langen Abschiedsszenen. «
    Nun war es zu spät; ihre Tränen flossen mit dem Regen im Rinnstein davon und wurden in die Abwassersiele unter der Straße gespült. Allein stand sie im Regen.
    »Bis die Meere austrocknen«, flüsterte sie der jetzt verlassenen Stelle entgegen, an der er gestanden hatte. Das war immer ihre Erwiderung, wenn er ihr sagte, dass er sie liebte – ihre poetische Art und Weise, ihm zu versichern, dass es nie zu Ende sein würde.
    Sie löste eine Fahrkarte und wartete auf dem schmalen Bahnsteig zwischen den Gleisen auf den leuchtend orangenen Zug. Sie stieg ein, und die Türen schlossen sich zischend hinter ihr. Rüttelnd fuhr der Zug an und nahm sie mit in die Schwärze des Tunnels.
    Sie war fort.

Erster Tag

1
    Montag, 05:00 Uhr
     
    Als Partner bei Kennedy Boyd, einer der bedeutendsten Anwaltsfirmen Schottlands, konnten Logan Finch große Fälle nichts mehr anhaben, doch sein Selbstvertrauen hatte sich erst nach und nach eingestellt, und er konnte sich noch immer gut an die Zeit erinnern, als er in den frühen Morgenstunden eines entscheidenden Arbeitstages ins Bad rennen musste, um sein Essen vom vergangenen Abend in die Kloschüssel zu entleeren.
    Jetzt betrachtete er die Dinge aus einer professionelleren Perspektive; die Überstunden waren für ihn die Anzahlung seiner Zukunft als Seniorpartner. Bis zu seinem vierunddreißigsten Geburtstag war es nicht mehr lange hin, und er wähnte den dicksten Fisch seiner Karriere so gut wie an der Angel, sodass er endlich das Gefühl hatte, die Fäden in der Hand zu halten. Es war den Preis wert gewesen.
    Dinge ändern sich.
    Noch im Halbschlaf und mitten in einem Traum öffnete er in der Dunkelheit seines Apartments die Augen. Während das mentale Residuum der Nacht sich langsam entschleierte und die Realität Form annahm, wurde ihm bewusst, wie wirklichkeitsnah sein Traum gewesen war und was für unverarbeitete Gefühle er tief in ihm ausgelöst hatte.
    Er legte sich die Hand auf die Brust und fühlte sein Herz rasch und heftig schlagen.
    Penny.
    Eine ganze Weile lang hatte er überhaupt nicht mehr an sie gedacht, und nun war da dieser Traum von ihrem letzten
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