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Verdeckt

Verdeckt

Titel: Verdeckt
Autoren: Kendra Elliot
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herüber.
    Jack sah zu, wie Terry und die zwei Detectives durch den Schnee zu ihm stapften. Das Haar des Älteren war bereits deutlich von Grau durchzogen. Er war mittelgroß und hager. Beim Anblick seines schwarzen Cowboyhutes und der Stiefel konnte Jack ein Grinsen nicht unterdrücken.
    Kleideten sich so nicht immer die Bösen?
    Der zweite Detective war jünger und kräftiger und hatte den Gang und die Haltung eines Amateurgewichthebers. Er gehörte zu den Männern, deren Arme beim Gehen nicht schwangen, weil Muskelpakete im Weg waren. Kein Cowboyhut. Jack entdeckte den gestärkten Kragen eines weißen Anzugshemdes und den Knoten einer roten Powerkrawatte unter Muskelmanns Mantel.
Fesches Kerlchen.
    »Jack Harper?«
    »Ja.«
    Der ältere Detective streckte die Hand aus und musterte Jack forschend. Der Cop wusste genau, wer Jack war. Er hatte nur aus Höflichkeit gefragt.
    »Mason Callahan. Oregon State Police, Dezernat für Kapitaldelikte. Das ist Detective Ray Lusco.« Beide hielten kurz ihre Markenin die Höhe, dann kam Callahan ohne Umschweife zur Sache. »Sie sind der Besitzer des Gebäudes, korrekt?«
    »Es gehört meiner … unserer Firma. Meinem Dad und mir. Ich war seit mindestens acht Jahren nicht mehr hier. Eine Hausverwaltungsfirma kümmert sich vor Ort um alles, was anfällt. Über das Haus kann ich Ihnen nicht viel sagen. Aber ich kann die Mieterliste und die Abrechnungen besorgen.«
    Callahan richtete sich ein wenig auf. Jack wusste, dass der Cop geglaubt hatte, er würde sich winden und erst kooperieren, wenn man ihm eine richterliche Anweisung vorlegte. Die grünen Augen des Detectives leuchteten fast unmerklich auf. Anscheinend war ihm gerade ein Licht aufgegangen.
    »Sie waren früher bei der Polizei hier in Lakefield. Sie sind der Cop, der damals angeschossen wurde.«
    »Jep. Aber das ist schon eine Weile her.« Jacks Lippen wurden schmal.
Verdammt.
Neben ihm drückte Terry den Rücken durch und Jack hörte, wie er mit den Zähnen knirschte.
    Jack hielt den Blickkontakt mit Callahan aufrecht. Dass der Cop so viel wusste, behagte ihm nicht, aber diese Informationen waren kein Geheimnis. Alle Zeitungen hatten Jacks Bild damals eine ganze Woche lang Tag für Tag abgedruckt. Lusco sagte nichts, doch Jack sah seine Augenbrauen hochschnellen, als auch er endlich verstand, wen er vor sich hatte. Das Hirn ließ sich nun mal nicht so leicht trainieren wie der Bizeps.
    »Was können Sie …«
    Die große, schwarzhaarige Frau aus dem Zelt kam anmarschiert und schob sich zwischen Callahan und Jack. Gebieterisch hielt sie dem Detective einen Beweismittelbeutel unter die Nase. Er machte keine Anstalten, danach zu greifen.
    Als er sah, dass die Frau ungeduldig mit dem Fuß aufstampfte, biss Jack sich auf die Wange.
    »Das müssen Sie sich ansehen. Steven hat es grade eben zwischen den letzten Knochen gefunden. Und Sie müssen mit Dr. Campbell sprechen. Sie hat das Opfer identifiziert.«
    Dr.
Campbell? Und sie kannte das Opfer? Jack schüttelte den Kopf. Vor zehn Minuten hatte er die Frau im Zelt festgehalten, weil ihr die Beine weggeknickt waren, und sie auf einen Stuhl gesetzt. Dabei war ihm aufgefallen, wie unglaublich klein und zierlich sie war und wie gut sie roch. Nach Zimt oder Vanille oder irgendetwas aus einer Bäckerei. Dieser Duft passte so gar nicht in das Totenzelt. Dr. Peres hatte der Frau den Kopf zwischen die Knie gedrückt und Jack und Terry vor die Tür gesetzt. Eigentlich hatte er bleiben wollen, doch Dr. Peres duldete keinen Widerspruch und schien abgesehen davon die Lage sehr gut im Griff zu haben. Beim Hinausgehen hatte er zwar noch den Namen der zierlichen Blonden aufgeschnappt, dabei aber nichts von einem Doktortitel gehört.
    Die Detectives starrten Dr. Peres sprachlos an. Jack zog das Handgelenk der Frau zu sich, um den Beutel besser sehen zu können. Darin lag ein glänzendes, ovales Metallstück. Eine Dienstmarke. Terrys Gesicht sagte Jack deutlich, was der Anblick des Beweisstücks in dem Cop auslöste.
    Es handelte sich um eine Marke aus Lakefield.
    Mit zusammengekniffenen Augen studierte Jack die Nummern auf dem Metall. Es gelang ihm, die ersten vier Zahlen zu lesen, dann fiel ihm das Herz direkt bis zu den eiskalten Zehen.
    Vor ein paar Minuten hatte es aufgehört zu schneien und der Oregon State Detective Mason Callahan blickte hinauf in den grauen Himmel. Der sah aus, als könnte er das weiße Zeug noch stundenlang zur Erde kippen. Weitere fünfzehn Zentimeter bis zum Abend?
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