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Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)

Titel: Verdächtige Geliebte: Roman (German Edition)
Autoren: Keigo Higashino
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Vielleicht hat die Polizei einer anderen Präfektur sie schon gefunden, vielleicht auch nicht.«
    »Du meinst, sie befindet sich außerhalb unseres Zuständigkeitsbereiches?«
    »Das vermute ich stark. Er musste doch unter allen Umständen vermeiden, dass der Mord an Shinji Togashi mit seinem eigenen Verbrechen in Verbindung gebracht wird.«
    »Deshalb hast du dir also in der Bibliothek die Zeitungen angeschaut. Um zu überprüfen, ob irgendwo eine unbekannte Leiche aufgetaucht ist.«
    »Aber ich habe keinen Artikel entdeckt, der auf Togashis Beschreibung gepasst hätte. Irgendwann wird er schon auftauchen. Ich glaube nicht, dass Ishigami da sehr gründlich vorgegangen ist. Selbst wenn die Leiche gefunden worden wäre, hätte er sich nicht allzu viel Sorgen machen müssen. Shinji Togashi war ja bereits identifiziert.«
    »Dann gehen wir mal auf die Suche«, sagte Kusanagi.
    Aber Yukawa schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht machen. Du hast es mir versprochen«, sagte er. »Ich habe die Geschichte meinem Freund und nicht dem Kommissar anvertraut.Wenn du diese Informationen für deine Ermittlungen verwendest, ist unsere Freundschaft beendet.«
    Yukawas Blick war ernst. Er würde nicht mit sich handeln lassen.
    »Ich setze auf Yasuko Hanaoka«, sagte Yukawa und deutete auf das
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. »Wahrscheinlich kennt sie die Wahrheit nicht. Weiß nicht, welches Opfer Ishigami für sie gebracht hat. Ich werde mit ihr sprechen und ihr Urteil abwarten. Wahrscheinlich will Ishigami auf keinen Fall, dass sie etwas erfährt. Sie soll in glücklicher Ahnungslosigkeit leben. Aber das kann ich nicht zulassen. Sie muss Bescheid wissen.«
    »Meinst du, sie wird sich stellen, wenn sie die Wahrheit erfährt?«
    »Keine Ahnung. Ich bin nicht einmal überzeugt, dass sie sich stellen sollte. Wenn ich an Ishigami denke, wäre es mir fast lieber, sie käme davon.«
    »Wenn Yasuko Hanaoka sich nicht stellt, muss ich eine Untersuchung einleiten. Auch wenn mich das unsere Freundschaft kostet.«
    »Ja, das geht wohl nicht anders.« Yukawa nickte.
    Jetzt beobachtete Kusanagi also – eine Zigarette nach der anderen rauchend –, wie sein Freund mit Yasuko Hanaoka sprach. Sie war auf der Bank zusammengesunken und wirkte wie erstarrt. Auch Yukawa bewegte nur die Lippen. Seine Miene und seine Haltung änderten sich kaum. Dennoch konnte Kusanagi selbst aus der Entfernung die atmosphärische Spannung spüren, die die beiden umgab. Endlich erhob sich Yukawa. Er verbeugte sich leicht vor Yasuko und ging hinüber zu seinem Freund. Yasuko blieb reglos in sich zusammengesunken sitzen.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
    »Du hast ihr alles gesagt?«
    »Ja.«
    »Was wird sie tun?«
    »Eigentlich habe nur ich geredet. Ich habe sie nicht gefragt, was sie tun wird, und ihr auch nicht gesagt, was sie tun sollte. Es ist ja ihre Entscheidung.«
    »Tja, wie gesagt, wenn sie sich nicht stellt …«
    »Ich weiß.« Yukawa berührte beschwichtigend seinen Arm und setzte sich in Bewegung. »Du brauchst nichts weiter zu sagen. Um eins möchte ich dich jedoch bitten.«
    »Du willst Ishigami sehen?«, sagte Kusanagi.
    Yukawa sah ihn überrascht an. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es eben. Denk dran, wie lange wir schon befreundet sind.«
    »Gedankenübertragung. Und bis jetzt sind wir immer noch Freunde.« Yukawa lächelte traurig.

Kapitel 19
     
    Yasuko saß wie versteinert auf der Bank. Was der Physikprofessor ihr eröffnet hatte, fühlte sich an wie eine schwere körperliche Last. Der Schock und diese Bürde waren so groß, dass deren Gewicht ihr das Herz abdrückte.
    Dass er so weit gegangen war.
    Ishigami hatte ihr nie erzählt, was er mit Togashis Leiche gemacht hatte. Sie brauche sich darüber keine Gedanken zu machen, hatte er gesagt. Nur keine Sorge, er habe sie beseitigt. Yasuko erinnerte sich, wie ruhig seine Stimme gewesen war, als er am Telefon mit ihr sprach.
    Sie hatte sich die ganze Zeit gefragt, warum die Polizei ihr Alibi für den Tag nach Togashis Tod so hartnäckig überprüfte. Ishigami hatte sie für diesen Abend genau instruiert. Kino, Nudellokal, Karaoke, selbst das nächtliche Telefonat war seine Idee gewesen. Sie war seinen Anweisungen gefolgt, ohne jedoch deren Sinn zu verstehen. Als die Polizei sie nach ihrem Alibi fragte, hatte sie exakt geantwortet, obwohl sie eigentlich gern gefragt hätte, was es denn nur immer mit dem 10. März auf sich habe. Doch nun war ihr alles klar. Ishigami hatte sämtliche Ermittlungen der
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