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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust
Autoren: Jule Winter
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von den Kanapees, nippte am Champagner und hatte ein herrlich schlechtes Gewissen, weil sie nicht an ihrem Schreibtisch saß.
    Am Morgen hatte ihre Lektorin angerufen. Sonja hatte ihr versprochen, sich später zurückzumelden. Als Appetithappen – und um die erhitzten Gemüter im Verlag zu beruhigen – hatte sie die ersten fünfzig Seiten noch mal geschickt und betont, das sei nun wirklich die endgültige Fassung.
    »Gott, wie hast du das damals nur überlebt?« Isabel sank neben ihr aufs Sofa und griff herzhaft zu. »Eigentlich darf ich nichts essen, sonst passe ich in kein Kleid.«
    »Da mach dir mal keine Sorgen.«
    Isabels Blick glitt über Sonjas schlanke Figur. »Kommt mir das nur so vor? Oder bist du noch dünner geworden?«
    Sonja seufzte. »Das ist die Arbeit. Und …« Sie zögerte. Eigentlich war es nicht ihre Art, über Probleme in ihrer Ehe zu klagen.
    Probleme in der Ehe! So was hatten doch nur Hausfrauen über fünfzig, die sich mit haarsträubenden Geschichten die Zeit beim Friseur vertrieben, während ihre Dauerwellen gefärbt wurden.
    »Und?«, hakte Isabel nach.
    »Ach, nichts. Ich bin einfach urlaubsreif.«
    »Dann fahrt doch in Urlaub. André macht auf mich auch nicht gerade den Eindruck, als wäre er erholt.«
    Sonja seufzte. »Aber mein Buch.«
    »Ja, ich weiß.« Tröstend legte Isabel die Hand auf ihren Unterarm. »Aber es bringt auch nichts, wenn du dich so zerfleischst. Vielleicht ist Hamburg auch nicht das richtige Pflaster für dich. Vielleicht brauchst du einen Rückzugsort, wo ihr ganz ungestört sein könnt.«
    Nach kurzem Schweigen flüsterte Sonja: »Ich beneide euch so sehr.«
    Isabel war verblüfft. »Wieso denn? Wir heiraten doch bloß, und leider nicht so, wie wir gerne würden. Daniel und ich hatten uns ja eine kleine Hochzeit gewünscht, nur mit ein paar Freunden. Aber irgendwie wurde die Gästeliste immer länger. Über zweihundert Leute … Kannst du dir das vorstellen? Und das Schlimmste: Keiner sagt ab! Die haben alle Zeit. Ist doch ein Wahnsinn …«
    Sonja schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Also. Überleg es dir. Überrasch André doch mit einem Urlaub! Aber wehe, ihr kommt nicht zu meiner Hochzeit. Das würde ich dir nie verzeihen.«
    »Das würde ich niemals wagen!«, gab Sonja ehrlich empört zurück.
    Isabels Lachen war herzerfrischend. »Wer weiß«, neckte sie Sonja. »Wenn ihr mal wieder nur mit euch oder einer Dritten im Bunde beschäftigt seid, könnte das durchaus passieren …«
    Sonja wurde wehmütig. Auch Isabel hatte, ehe sie mit Daniel zusammenkam, einmal das Bett mit ihnen geteilt. Inzwischen war Sonja nicht sicher, ob sie das noch ertrüge.
    »Da besteht im Moment wohl kaum Gefahr«, erwiderte sie bitter.
    »Was ist passiert?« Sofort wurde Isabel ernst.
    »Sagen wir einfach, es gab eine Verschiebung der Prioritäten.« Rasch erzählte sie von dem Erlebnis im Swingerclub.
    »Er hat sich dann mit der anderen … Obwohl du dagegen warst?«
    Sonja nickte. »Bisher haben wir immer gesagt, wenn einer dagegen ist, macht’s der andere nicht. Für ihn scheint diese Regel nicht mehr zu gelten.« Sie schniefte. Ach, jetzt fing sie auch noch an zu heulen, wie ärgerlich!
    »Komm her.« Isabel umarmte Sonja und bettete ihren Kopf an der Schulter. »Das war bestimmt nur ein dummes Missverständnis, Süße. Das hat er nur gemacht, weil … weil …«
    »Siehst du! Dir fällt auch kein guter Grund ein, warum er plötzlich so ist. Es war unser Hochzeitstag!«
    »Pscht, Süße. Alles wird gut. Ich sag’s ja, ihr seid urlaubsreif.«
    Sonja löste sich aus der Umarmung. Sie stürzte denChampagner herunter. Die Eiswürfel klirrten, als sie die Flasche aus dem Sektkühler zog. »Ein Missverständnis. Ich bin danach weggegangen, da muss ihm doch klar gewesen sein, dass ich dagegen war.«
    »Hast du’s ihm gesagt?« Nein, hatte sie nicht.
    Isabel hatte recht. Sie reagierte völlig über!
    »Meine Güte, du hast recht. Ich bin wirklich urlaubsreif.«
    »Sag ich ja. Aber jetzt suchen wir erst mal mein Kleid aus. Und ich heirate. Ich brauche dich, sonst werde ich wahnsinnig! Danach darfst du meinetwegen ein halbes Jahr lang Urlaub machen.«

    Obwohl Isabel gejammert hatte, wie schrecklich es war, so eine große Hochzeit auszurichten, gefiel es ihr jetzt offensichtlich. Sie strahlte, während sie die Gratulationen der zahlreichen Gäste entgegennahm. In ihrem zartblauen Kleid von Yves Saint Laurent wirkte sie fast zerbrechlich, aber ihr Lächeln machte das wieder wett. Ihre
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