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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling
Autoren: Lisa Kleypas
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Bedürfnis, näher zu treten und seine gebräunte Haut mit den Fingerspitzen zu berühren. „Wenn Sie in Gedanken etwas vor sich sehen“, brachte sie schließlich heraus, „dann öffnen Sie die Augen, und werfen Sie die Münze in den Brunnen.“
    Er hob die Lider, und sie blickte in seine Augen, die so blau leuchteten, dass es aussah, als wäre Feuer in blauem Glas gefangen.
    Ohne auch nur den Kopf zu drehen, warf er eine Münze mitten in den Brunnen hinein.
    Daisy spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, so wie es gewesen war, als sie die gewagteren Passagen von „The Plight of Penelope“ gelesen hatte, wo ein Bösewicht eine Jungfrau gefangen genommen hatte und sie so lange in einem Turmzimmer einsperren wollte, bis sie ihm ihre Tugend opferte.
    Schon beim Lesen war es Daisy bewusst gewesen, dass das ein dummer Roman war, doch das hatte ihr Vergnügen nicht im Geringsten beeinträchtigt. Und es hatte sie zutiefst enttäuscht, als Penelope von dem goldhaarigen Helden Reginald vor dem sicheren Ruin gerettet wurde, der nicht halb so interessant gewesen war wie der Schurke.
    Natürlich hatte die Vorstellung, in einem Turmzimmer ohne ein einziges Buch eingesperrt zu sein, für Daisy nichts Verlockendes an sich gehabt. Doch die Monologe des Schurken über Penelopes Schönheit und das Begehren, das er für sie empfand, sowie über die sündhaften Ausschweifungen, zu denen er sie zwingen würde, hatten zwar gefährlich geklungen, waren aber auch recht aufregend gewesen.
    Es war schlicht und einfach Pech, dass Matthew Swift genauso aussah wie der attraktive Schurke in Daisys Vorstellung.
    „Was haben Sie sich gewünscht?“, fragte sie.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Das ist persönlich.“
    Daisy runzelte die Stirn, als er ihre eigenen Worte wiederholte. Ihr Blick fiel auf ihren Hut, der auf der Erde lag, und sie ging dorthin, um ihn aufzuheben. Sie musste seiner beunruhigenden Gegenwart entfliehen. „Ich werde zum Haus zurückkehren“, sagte sie über die Schulter hinweg zu ihm. „Guten Tag, Mr. Swift. Genießen Sie den Rest Ihres Spaziergangs.“
    Zu Ihrem Missfallen hatte er sie mit wenigen Schritten eingeholt und ging neben ihr her. „Ich werde Sie begleiten.“
    Auf keinen Fall wollte sie ihn ansehen. „Mir wäre es lieber, Sie würden das nicht tun.“
    „Warum nicht? Wir gehen in dieselbe Richtung.“
    „Weil ich mich nicht gern beim Gehen unterhalte.“
    „Dann werde ich schweigen.“ Immer noch blieb er neben ihr.
    Daisy beschloss, dass es sinnlos war, sich zu widersetzen, wenn er offensichtlich eine Entscheidung getroffen hatte, und presste die Lippen zusammen. Die Landschaft um sie herum – die Wiesen und der Wald – war genauso schön wie zuvor, doch sie hatte die Freude daran verloren.
    Es überraschte sie nicht, dass Swift ihren Widerstand nicht beachtete. Zweifellos sah er ihre Heirat in demselben Licht. Es war egal, was sie wollte oder wonach sie fragte. Er würde ihre Wünsche beiseitefegen und darauf bestehen, sich durchzusetzen.
    Er musste glauben, sie sei so formbar wie ein Kind. Mit seiner Überheblichkeit glaubte er vielleicht sogar, sie wäre dankbar, dass er beschlossen hatte, sie zu heiraten. Sie fragte sich, ob er ihr überhaupt einen Antrag machen würde.
    Höchstwahrscheinlich würde er ihr einfach einen Ring zuwerfen und verlangen, dass sie ihn trug.
    Während sie so nebeneinander hergingen, kämpfte Daisy gegen das Bedürfnis an zu laufen. Swift hatte so viel längere Beine, dass er immer einen Schritt machte, wenn sie zwei ging. Das Gefühl heftiger Ablehnung schnürte ihr die Kehle zu.
    Dieser Weg schien ihr ein Symbol für ihre Zukunft zu sein. Wenn sie ging, dann in dem Bewusstsein, dass es egal war, wie schnell oder weit sie lief – er würde sie immer übertreffen.
    Schließlich konnte sie das angespannte Schweigen nicht länger ertragen. „Haben Sie meinem Vater diese Idee in den Kopf gesetzt?“, platzte sie heraus.
    „Welche Idee?“
    „Oh, behandeln Sie mich nicht so von oben herab, als wäre ich ein Dummkopf“, sagte sie verärgert. „Sie wissen doch, was ich meine.“
    „Nein, das weiß ich nicht“, erwiderte er.
    Wie es schien, wollte er nicht darauf verzichten, mit ihr seine Spielchen zu treiben.
    „Die Vereinbarung, die Sie mit meinem Vater getroffen haben“, sagte sie. „Sie wollen mich heiraten, damit Sie eines Tages die Firma erben können.“
    Swift blieb so abrupt stehen, dass sie unter anderen Umständen gelacht
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