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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland
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Hilfreiches zutage förderten. »Leute mit diesem Namen gibt es in der Kolonie wie Sand am Meer.«
    »Aber wohl kaum viele freie Siedler, die zudem noch mit einem gewissen Major Robert Coburn befreundet sind«, sagte Cleo rasch. »Denn als dessen Freund hat er sich ausgegeben. Aber mich hat er nicht getäuscht. Es war Chandler und die Frau bei ihm war niemand anders als Abby, der Herr ist mein Zeuge!«
    Lieutenant Danesfield machte eine unwirsche Handbewegung. »Reden Sie mit Major Coburn und bringen Sie Licht in diese Affäre, Sergeant. Also, an die Arbeit - und zwar auf der Stelle!«
    »Jawohl, Sir!«
    »Und was werden Sie jetzt tun, Sir?«, fragte Cleo mit heimlicher Genugtuung. »Ich meine, bis Nachricht aus Norfolk Island eintrifft. Sie werden Abby doch nicht davonkommen lassen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht! Was für eine dumme Frage!«, schnaubte Danesfield aufgebracht. »Wenn sich Major Coburn nicht erinnern kann, mit einem Siedler namens James Mackenzie befreundet zu sein, werde ich in der ganzen Kolonie nach ihr suchen lassen! Und egal wo sie sich versteckt hält, sie wird mir nicht entkommen !«

Zweites Kapitel
     
    Abby wechselte die Zügel des schwer beladenen Wagens, der von zwei kräftigen Ochsen gezogen wurde, in die linke Hand und fuhr sich mit der rechten über das verschwitzte, staubbedeckte Gesicht. Die vier Fuhrwerke und Überlandwagen, die vor ihnen ihre Spuren durch das trockene und in dieser Gegend ausgesprochen sandige Gelände zogen, wirbelten mächtig viel Staub auf. Und obwohl sie einen guten Abstand zum Vordermann einhielten, gerieten sie doch immer wieder in die lange Staubfahne der vor ihnen fahrenden Wagen. Zudem war der Wind aus Südosten eingeschlafen, sodass der Staub ungewöhnlich lange hinter den Wagen hertrieb.
    Aber Abby wusste, dass die vielen anderen Gefährte, die noch hinter ihr in der langen Schlange des Trecks eingereiht fuhren, dasselbe zu ertragen hatten. Und ganz besonders übel dran waren die Männer und Frauen, die am Ende des Trecks dafür verantwortlich waren, dass die Viehherden zusammenblieben und den Anschluss an die Wagenkolonnen nicht verloren. Nur die Leute auf dem Wagen an der Spitze des Trecks, der aus dreiundzwanzig klobigen Fuhrwerken und hochbordigen Überlandwagen mit Segeltuchplane sowie zehn Reitpferden, einigen Dutzend Schafen, Rindern, Ziegen und anderem Getier bestand, blieben von dieser Belästigung verschont.
    Gut hatten es auch die drei Reiter, zu denen an diesem Tag auch ihr Mann Andrew gehörte, die dem Treck stets einige Meilen vorwegritten, um das Gelände auszukundschaften, den besten Weg festzulegen und sich zu vergewissern, dass ihnen keine Gefahren drohten. Denn wenn das Land außerhalb der von der Kolonialverwaltung festgesetzten Grenzen auch unbesiedelt war, so mussten sie trotz der scheinbaren Endlosigkeit und Menschenleere des Buschlandes immer darauf gefasst sein, auf das Stammesgebiet von Aborigines zu stoßen. Und da die Eingeborenen seit der gut zwanzigjährigen Besiedlung des Küstenstreifens rund um Sydney schon viele böse Erfahrungen mit Siedlern und Soldaten gemacht hatten, die sie mit einem mörderischen Vernichtungshass wie wilde Tiere jagten und auch Kinder und Frauen gnadenlos niedermetzelten, war es nicht verwunderlich, dass sie den Weißen überwiegend feindlich gesinnt waren.
    Zudem waren auch viele Sträflinge vor der Grausamkeit der Rotröcke in den Busch geflüchtet, wo sie sich zu Banden zusammengeschlossen hatten und immer wieder abgelegene Farmen überfielen. Bei der Mehrzahl dieser Buschbanditen handelte es sich um Iren, die in der Kolonie unter dem Hass und der grausamen Bestrafung von Seiten der englischen Soldaten ganz besonders stark zu leiden hatten.
    »Hier, nimm einen Schluck Wasser!«, sagte Rosanna neben ihr. Die dicke Frau, die Köchin auf Yulara gewesen war und auch in den schweren Zeiten treu zu ihr und der Chandler-Familie gestanden hatte, reichte ihr eine verbeulte, blecherne Wasserflasche. »Man wird schneller müde, wenn man zu wenig trinkt!«
    Ein müdes Lächeln huschte über Abbys staubiges Gesicht. »Manchmal habe ich das Gefühl, du kannst Gedanken lesen, Rosanna«, sagte sie dankbar, nahm die Flasche entgegen und gönnte sich mehrere lange Schlucke. Das Wasser war warm, tat aber dennoch gut, spülte es doch den Dreck aus dem ausgedörrten Mund.
    »In vier Tagen fahren wir an der Spitze«, sagte Rosanna und rückte das Kissen zurecht, das sie sich unter ihren ausladenden Hintern
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