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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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nicht!«
    Es war tiefe Nacht, doch einzig Dervidios schlief in seinem Weidenkörbchen, als der unheimliche Zug der Druiden aus dem nahen Lugudunum erschien. Der König erwartete sie am Rande des Tales.
    Verculix entzündete eine Fackel und reichte sie an Antequos weiter.
    Ringsum herrschte tiefe Finsternis und die Fackel glomm wie ein Funke im Nichts. Antequos hielt die Fackel an den Holzstapel, der auf Velox’ Feld aufgestapelt war. Die Flammen züngelten an dem Holz empor, fraßen sich zischend und Funken sprühend in die Scheite und tauchten die Umgebung in gelbes Licht.
    »Das Jahr dreht sich im Kreis, auf Nächte und Tage folgen Jahreszeiten, auf Licht folgt Dunkel und auf Dunkel folgt Licht. Was geboren wird, wird sterben und aus dem Tod erwacht neues Leben!«, hallte seine kräftige Stimme durch die Nacht. Und da entflammte in der Ferne ein zweites Feuer, dann ein drittes, viertes. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das regenspendende Licht über das Land, überall loderten die Beltainefeuer und die Menschen vertrieben des Winters Dunkelheit und Kälte.
    Velox und seine Knechte trieben die mit Mistelzweigen geschmückten Tiere durch die niedergebrannten Feuer, um Fruchtbarkeit für sie zu erbitten. Verculix segnete Hof und Stall und sprach magische Beschwörungsformeln über die Herde. Dann zog er zum nächsten Hof weiter.
    Antequos blieb mit seinem Gefolge noch bis zum Morgengrauen am Feuer sitzen und beobachtete, wie Velox seine Herde über die Glut leitete, ohne dass ein Tier Schaden nahm. Der König spürte, dass der neue Krieger ein besonderer Mensch war. Nicht umsonst hatte Verculix dessen Schicksal in die Hand des Königs gelegt, denn er musste um die geheime Bestimmung des Paares wissen.
    Als der Morgen anbrach und rotes Licht in das Tal warf, spannte Velox zwei kräftige Ochsen vor den Pflug und führte sie auf das Brachland. Antequos presste den Haken des Pfluges nach unten und die Knechte trieben die Ochsen an. Eine schnurgerade Furche fraß sich in die dunkelbraune, duftende Erde. Am Ende hielt Antequos an und steckte Zweige in den frisch gebrochenen Acker.
    »Mögen deine Äcker stets fruchtbar sein, so fruchtbar wie deine Herden – und deine Frau.« Er lächelte und in seinem groben Gesicht war ein Anflug von Milde zu erkennen. Er warf mit einer hoheitsvollen Kopfbewegung seine roten Zöpfe nach hinten und Sigrun errötete bei seinen Worten. Die aufgehende Sonne tauchte die ganze Welt in einen roten Schein und der Schopf des Königs leuchtete auf wie eines der Beltainefeuer.
    »Aufsitzen!«, rief er seinen Gefolgsleuten zu. »Die Festtafel wartet auf uns und es gibt noch unterhaltsame Spiele.« Er wandte sich zu Velox um, der seinen Arm liebevoll um Sigrun gelegt hatte, die den schlafenden Dervidios an ihre Brust drückte.
    »Natürlich bist du ebenso Gast an meiner Tafel wie alle meine Krieger«, sagte Antequos. »Aber ich sehe es dir nach, wenn du heute bei deiner Familie und auf deinem Hof bleiben willst. Du wirst sie noch oft genug allein lassen müssen.«
    Die Reiter galoppierten davon, bevor Velox etwas erwidern konnte.
    Verculix stand auf dem Hügel und blickte in das breite Tal des Rhodanus herunter. Das Licht des Vollmondes hüllte es in silbrigen Schein. Er stützte sich auf seinen Stock und schritt langsam den Hang hinab zu dem Hof zwischen den Apfelbäumen. Mit seinem Stock klopfte er gegen den hölzernen Türpfosten und wich einige Schritte zurück.
    Velox sprang auf und ergriff sein Schwert. Erschrocken presste Sigrun das Kind an ihre Brust. Waren es Räuber, die das Land auf der Suche nach Beute durchstreiften? Waren es fremde Stämme, die auf der Suche nach Land waren? Oder waren es gar die Dämonen der Nacht, die ihr übles Spiel mit ihnen trieben?
    Als sie jedoch keinen Waffenlärm hörte, folgte sie Velox vor die Tür, ihren kleinen Sohn ängstlich an sich gedrückt.
    Im hellen Licht des Mondes stand Verculix am Fuße des Hügels, selbst in einem überirdischen Licht strahlend. Sigrun prallte entsetzt zurück, während Velox drohend sein Schwert hob.
    »Was willst du?«, fragte er.
    »Dich an deinen Schwur erinnern, Velox!«
    »Ich habe dir nichts geschworen, alter Mann. Ich habe meinem König geschworen, ihm treu zu dienen!«
    Verculix rührte sich nicht, nur sein Gewand bauschte sich im warmen Sommerwind auf und sein weißer Bart wehte. Es war Simivisonios, der Hellemond. Mit einem Schlag kam Sigrun die entsetzliche Erleuchtung.
    »Nein!«, schrie sie und umklammerte
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