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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger
Autoren: Susan Hastings
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herrlicher Schimmel auf, der zwischen zwei Bäumen angebunden stand. Voller Staunen blickte Velox auf das Pferd und erkannte dahinter ein Gespann mit zwei fetten Ochsen. »Aber …«
    »Du musst es deiner Braut übergeben«, erklärte Verculix etwas ungeduldig.
    Zögernd schritt Velox auf das Pferd zu und streckte die Hand nach ihm aus. Er spürte den warmen Hals des Tieres, das Schnauben aus seinen Nüstern. Er griff in die Zügel und führte es zu Sigrun. Sie nahm das Pferd entgegen, dann holte Velox das Ochsengespann. Während der Übergabe murmelte Verculix wieder seine Beschwörungen.
    »Jetzt übergib ihm Speer und Schild«, sagte Verculix zu Sigrun und deutete zu einem Baum. An den Stamm gelehnt standen ein wundervoller Speer und ein mit magischen Zeichen bemalter Lederschild.
    Sigrun hob beides auf und wagte nicht, eine verwunderte Frage zu stellen. Es gab überhaupt keine Fragen zu stellen, denn hier geschah ein Wunder. Feierlich übergab sie die Geschenke an Velox, der sie gerührt entgegennahm.
    »Mit meinem Leben werde ich dich und unser Kind beschützen«, schwor er. Er nahm Sigrun in die Arme und presste sein Gesicht in ihr Haar. »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    Sigrun legte ihren Kopf an seine Schulter. »Ich liebe dich über alles«, sagte sie und sie konnte nicht verhindern, dass funkelnde Perlen aus ihren Augen rollten und seine Schulter benetzten. Als sie aufblickten, waren sie allein. Auch das gezäumte Pferd und das Ochsengespann, Speer und Schild waren verschwunden.
    »Wo – wo ist das alles hin?«, fragte Velox verwirrt.
    Sigrun deutete auf den Waldboden. »Schau!« Auf den vergilbten Blättern des letzten Herbstes lag ein seltsam verschlungenes Stück Holz. Mit viel Fantasie konnte man es als Pferd deuten. Daneben lagen Eicheln und Bucheckern sowie zwei Weidenstöckchen. Sigrun hob sie auf. »Seltsam«, murmelte sie. Auf den Stöckchen waren Zeichen eingeritzt.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Velox unbehaglich.
    »Ich weiß nicht. Hier sind die Runen für derv , das heißt Eiche, und vidu – Wald – eingeritzt!« Sie blickte ebenso ratlos wie Velox. Dann steckte sie die zwei Hölzchen unter ihr Gewand. »Wichtig ist, dass wir die Riten befolgen. Komm, lass uns zurückkehren!«
    Langsam schritten sie den Weg zurück zum Waldrand, wo noch immer die Menschen hockten und auf sie warteten. Sie wussten nicht, wer diese beiden Fremden waren, die an ihren Hof gekommen waren. Doch wenn Verculix ihnen besondere Beachtung schenkte, dann mussten sie auch etwas ganz Besonderes sein.
    Jubel erhob sich, als das Paar am Waldrand erschien. »Schaut, sie leuchten! Sie haben den Segen des Verculix empfangen!«, riefen sie.
    Im hellen Schein der Sonne standen sie und hielten sich an den Händen.
    »Der König richtet ein Hochzeitsmahl aus!«, riefen sie ihnen zu. Sie führten den Zug zurück zum Burghof und alle sangen und tanzten und Musikanten spielten auf. Gaukler fanden sich ein und Sänger, es herrschte eine Freude, als würde ein König sich vermählen.
    »Die Hochzeitshütte ist zwar klein, aber ein breites Bett steht darin, viel mehr braucht ihr heute Nacht nicht.« Antequos lachte und biss herzhaft in eine Wildschweinkeule.
    Velox führte Sigrun zu der Hütte, die etwas abseits der Königshalle, aber noch innerhalb des Burgwalls stand. Sie bestand nur aus einem Raum und das einzige darin war ein Bett. Es war ein großes Bett mit einem Baldachin aus bunten Stoffen.
    »Du musst mich über die Schwelle tragen«, sagte Sigrun und kicherte.
    Velox schnaufte. »Und du glaubst, ich schaffe es nicht?«
    Statt einer Antwort lachte Sigrun. Velox hob sie auf seine starken Arme und trug sie über die Schwelle ins Hochzeitshaus. Hinter ihnen versank die Welt.

Siebzehntes Kapitel
DIE BLONDE HURE
    Velox kniete vor dem König nieder und senkte untertänig das Haupt. Er trug die gleiche kostbare Kleidung wie zum Hochzeitsfest und sie war dem Anlass angemessen. Alle Krieger, Gefolgsleute, Fürsten und Edlen des Landes, aber auch ihre Frauen und Söhne hatten sich in der festlich geschmückten Halle des Königs versammelt.
    Antequos stand an der Stirnseite der Halle vor seinem mit Fellen belegten Thron und blickte über die Versammelten.
    »Wenn wir in wenigen Nächten das Fest Beltaine begehen, dann ehren wir nicht nur die erwachende Natur, den keimenden Samen, die wärmende Sonne. Der Anbruch von Licht und Leben, der Eintritt in das helle Reich des Tages beendet die schwarzen Monate der Kälte und der
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