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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus
Autoren: Voosen Jana
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schlimmer aussehe, als ich befürchtet hatte. Meine Haare sind so fettig, dass sie fast nass aussehen. Kein Wunder. Sie haben seit mittlerweile fünf Tagen kein Shampoo mehr gesehen. Was tun? Duschen kann ich jetzt nicht, das würden die draußen mitkriegen.
    »Moment«, höre ich Lara draußen in Richtung Wohnungstür rufen. Dann kommt sie zu mir ins Bad und legt einige Kleidungsstücke auf den Toilettendeckel.
    »Danke«, sage ich hastig, ohne hinzusehen. Während Lara draußen Jan begrüßt und in die Küche führt, spritze ich mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, um die Schwellungen rund um die Augen wenigstens etwas zu mildern. Den »Wet-Look« meiner Haare mache ich mit zu Nutze, indem ich sie mit Wachs (davon brauche ich nur eine winzige Menge, weil so viel Eigenfett vorhanden ist, igitt) dicht an den Kopf frisiere und im Nacken mit einer auffälligen rosa Haarspange zusammenstecke. Dann putze ich mir in Windeseile die Zähne und rieche an meinen Achseln. Puh, ein Pumakäfig ist nichts dagegen. Lara ist eine wahre Freundin, dass sie mich bei dem Gestank noch regelmäßig in die Arme genommen hat. Mit Duschgel wasche ich meine Achselhöhlen, trage Antitranspirant auf und lege in Windeseile mein Make-up auf. Als ich gerade dabei bin, mir die Wimpern mit der Wimpernzange in Form zu biegen, entdecke ich im Spiegel Sophias Gesicht hinter mir. Vor lauter Schreck zucke ich zusammen. Aua. Beinahe hätte ich mir sämtliche Wimpern ausgerissen. Na, das wäre was gewesen, wenn ich Jan mit fischäugigem Augenaufschlag hätte begrüßen müssen.

    »Musst du mich so erschrecken«, fluche ich, »verschwinde, du siehst doch, dass ich es eilig habe.«
    »Oh ja, ich sehe«, sagt Sophia mit feinem Spott in der Stimme, »ich sehe, dass du dich dem untreuen Kerl von deiner besten Seite zeigen musst, damit er dich auch wieder lieb hat.«
    »Lass mich in Ruhe.« Lipliner, Gloss und jetzt die Klamotten. Ich schiebe Sophia zur Seite und muss stirnrunzelnd feststellen, dass Lara mir meinen beigen Kordanzug und ein rosafarbiges Top rausgelegt hat. Ein schönes Stück – wenn man leicht gebräunt ist. Nicht, wenn man, so wie ich, die Sonne seit Tagen nur noch im Fernsehen gesehen hat. Ich hätte mir doch lieber selbst was aus dem Schrank suchen sollen.
    »Natürlich hättest du«, stimmt Sophia mir zu, »sowieso solltest du niemals etwas an andere abgeben. Nur so behältst du die totale Kontrolle.« Jetzt fängt die schon wieder damit an. Immer unterstellt sie mir, dass ich ein Kontrollfreak sei. Egal, ich überhöre den ironischen Unterton und sage nur:
    »Genau.« Dann schlüpfe ich schnell in den Anzug und zaubere mit African Wonder noch einen Bronzeschimmer auf meinen leichenblassen Teint. Kritisch betrachte ich meine trotz Aloe-Vera-Tempos ziemlich entzündeten Nasenränder.
    »Da musst du dringend noch Concealer draufpacken«, steht Sophia mir endlich einmal unterstützend zur Seite, »nicht auszudenken, wenn er sehen könnte, dass du gelitten hast wegen ihm. Wenn er wüsste, dass du eine Frau mit Gefühlen bist.«
    »Jetzt halt endlich die Klappe«, herrsche ich sie an. Gleich darauf klopft es an der Badezimmertür.
    »Helen, ist alles in Ordnung?« Ich öffne die Tür und
werfe Lara einen fragenden Blick zu. Sie hebt anerkennend beide Daumen in die Höhe. Ich lächle ein wenig zaghaft und frage:
    »Okay, wo ist er?« Sie zeigt mit einem Kopfnicken in Richtung Küche. »Danke, Süße«, sage ich und umarme sie fest. »Ich ruf dich dann später an.«
    »Soll ich nicht lieber bleiben?«, fragt sie überrascht.
    »Ich will es ihm nicht schwerer machen, als unbedingt nötig«, wispere ich, »er soll ganz offen sprechen können, verstehst du?«
    »Na klar. Viel Glück.« Ich wende mich in Richtung Küche, richte mich zu voller Größe auf und atme tief durch. Auch wenn ich Lara mit Rücksicht auf ihn weggeschickt habe, leicht werde ich es ihm nicht machen.
    Ich betrete die Küche. Jan sitzt an unserem gläsernen Küchentisch und sieht ziemlich gerädert aus. Anscheinend ging es ihm in den letzten Tagen auch nicht viel besser als mir. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er sogar ganz rote Augen.
    »Hallo, Jan«, sage ich heiser. Er sieht auf. Sein Blick ist voller Schuldbewusstsein.
    »Hallo, Helen.« Ich setze mich ihm gegenüber auf den Stuhl und warte. »Es tut mir Leid, ich weiß, dass du mich nie wieder sehen wolltest, aber so kann es nicht weitergehen.« Gebannt hänge ich an seinen Lippen. Nein, es kann so nicht weitergehen. Er
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