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Venezianische Verfuehrung

Venezianische Verfuehrung

Titel: Venezianische Verfuehrung
Autoren: Catherine George
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Allmählich verlor sie die Hoffnung, die sie trotz des Streits tief in ihrem Innern gehegt hatte, dass er sich vielleicht in einem Brief bei ihr entschuldigte oder wenigstens den Eingang des Handys bestätigte. Nichts dergleichen war bisher geschehen.
    Noch gedrückter als sonst kehrte Laura am Sonntag nach London zurück. Ihre Mum wollte die Herbstferien für einen Kurzurlaub mit Janet nutzen, was bedeutete, dass Laura erst in vierzehn Tagen wieder nach Stavely fahren konnte. Zwar freute sie sich für ihre Mutter, war aber selbst ein wenig schwermütig. Die Besuche zu Hause waren zurzeit so ziemlich die einzigen Lichtblicke in ihrem Leben.
    So gut es ging brachte sie die Arbeitswoche hinter sich und kümmerte sich am Samstag ausführlich um ihre Wohnung. Nachdem sie zum Schluss noch ihre Bügelwäsche erledigt hatte, war sie reichlich erschöpft. Wenngleich sie sich nach dem Duschen besser fühlte, war ihr keineswegs danach zumute, sich unter Leute zu mischen. Am liebsten würde sie Claire, die heute Abend eine Party feierte und sie eingeladen hatte, anrufen und ihr unter irgendeinem Vorwand absagen.
    Nein, das machst du nicht, ermahnte sie sich energisch, du musst ja nicht sehr lang bleiben. Dank ihres Autos konnte sie jederzeit wieder aufbrechen und brauchte sich nicht nach anderen zu richten, weil man sich ein Taxi teilen wollte.
    Später am Abend stoppte ein Taxi vor der umgebauten Streichholzfabrik. Der Fahrgast stieg aus, bezahlte und klingelte schließlich bei L. Green. Als keine Reaktion erfolgte, drückte er erneut auf den Knopf. Wieder tat sich nichts. Er wartete noch eine Weile und kämpfte mit sich, bevor er einen Schlüssel aus der Jackentasche nahm und sich ins Haus Einlass verschaffte.
    Mit schweren Schritten ging er die Treppe hinauf und öffnete die Wohnungstür im ersten Stock. Warum war das Licht eingeschaltet? Er rief nach Laura, erhielt aber keine Antwort. Zweifellos war sie nicht da.
    So müde war Domenico noch nie im Leben gewesen. Er rieb sich die brennenden Augen, während er die Tür hinter sich schloss. Vielleicht würde es ihm helfen, wenn er sich das Gesicht erfrischte.
    Er streifte die Jacke ab und fühlte sich noch stärker wie ein Eindringling, während er auf das Bad zusteuerte. Unvermittelt blieb er auf der Schwelle stehen, als er den vertrauten Duft ihres Parfums einatmete, der ein solches Verlangen in ihm weckte, dass ihm schwindelig wurde. Nachdem er sich wieder gefangen hatte und den Raum betreten wollte, überfiel ihn ein schrecklicher Gedanke. Was war, wenn sie sich für einen anderen Mann hübsch gemacht hatte und nicht allein nach Hause kam?
    Rasende Eifersucht erfasste ihn, und er drehte sich auf dem Absatz um, wollte schnellstmöglich aus dem Apartment verschwinden. Doch vorher musste er Laura noch eine Nachricht schreiben und zu dem Schlüssel legen. Er holte seinen Kalender und den Füller aus der Jacke und setzte sich aufs Sofa. Verflixt, sein unter Schlafmangel leidendes Gehirn streikte, es lieferte ihm nicht die englischen Worte. Vielleicht würde es wieder funktionieren, wenn er ihm einen Moment Ruhe gönnte …

12. KAPITEL
    Kaum hatte Laura ihre Wohnung betreten, entdeckte sie Domenico auf dem Sofa. Sie presste die Hand auf den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Er hatte die Beine von sich gestreckt, und sein Kopf lag auf der Rückenlehne. Leise trat sie näher und bemerkte neben ihm auf dem Sitzkissen einen Kalender und einen Füller. Er schlief tief und fest und wirkte um Jahre gealtert, wie sie bestürzt feststellte. Seit wann war er schon da, und warum war er entgegen seiner Drohung, die endlos lange Wochen zurückzuliegen schien, überhaupt hergekommen?
    Offenbar besaß er ihren Schlüssel noch. Und weil sie insgeheim immer gehofft hatte, er würde vielleicht den Weg zu ihr zurückfinden, hatte sie das Türschloss nicht auswechseln lassen. Doch was sollte sie jetzt tun? Natürlich ihn wecken und eine Erklärung fordern! Nein, sie brachte es nicht übers Herz. Er sah so mitgenommen aus.
    Schon wollte sie sich umdrehen, als er im Schlaf zu reden begann. Sie verstand nicht, was er auf Italienisch murmelte, und beobachtete dann erschrocken, wie er anfing, um sich zu schlagen. Jeden Moment konnte er von der Couch rutschen und unsanft auf dem Boden landen. Behutsam legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Er fuhr hoch und blickte sie verblüfft an.
    „Laura?“ Er erhob sich und wankte leicht, sodass sie ihn unwillkürlich stützen wollte. Aber noch bevor
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