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Vaters böser Schatten

Vaters böser Schatten

Titel: Vaters böser Schatten
Autoren: J. Dankert
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hatte lange gedauert, bis er sich ihm gegenüber ein wenig öffnen konnte. Noch heute wich er Fragen oft aus, beantwortete sie mit einem verzeihenden Blick nur halbherzig.
    Fabian verstand und akzeptierte es. Niemals hatte er Ryan in irgendeiner Art und Weise bedrängt.
    „Okay, dann lass uns mal die guten Klamotten rausholen.“ Ryan trat aus der Dusche, trocknete sich ab und griff zum Rasierer.
    So wie immer machte sich Leon mehr als lustig darüber, wenn sein Freund sich Rasierschaum ins Gesicht schmierte. Er selbst bevorzugte die Trockenrasur.
    Als sie wenig später in die Anzüge stiegen, konnte Leon den Blick nicht abwenden. „Darf ich die Krawatte nachher zweckentfremden?”, schnurrte er an Ryans Hals.
    „Was hast du denn damit vor?“
    „Ganz einfach. Ich nehme deine und dann nehme ich meine”, hauchte er mit laszivem Unterton, „und binde dich damit ans Bett.“
    Leise atmete Ryan auf, sah ihm tief in die Augen. „Und dann?“
    „Das wirst du sehen, denn wenn ich es dir jetzt erzähle, passt mir die Hose nicht mehr”, gab Leon lachend zurück und band sich die Krawatte um den Hals.
    Nach und nach traten die Männer aus dem Haus.
    Es war ungewohnt für Ryan, seine Angestellten in diesem Aufzug zu sehen. Kopfschüttelnd schwieg er.
    „Was ist los, Ryan? Nicht gedacht, dass wir auch anständig aussehen können?“
    „Ihr seht so sauber aus. Jared, hattest du schon immer Sommersprossen?”, neckte Ryan ihn.
    Kurz darauf hörten sie vertrautes Hufgeklapper. „Jungs, es ist soweit.“ Ryan öffnete das breite Tor und strahlte.
    Die weiße Kutsche war direkt einem Märchen entsprungen. Mit gelben und purpurfarbenen Blumen verziert, stand sie auf dem Hof und blendete beinahe im Sonnenlicht.
    „Total irre.“ Leon schüttelte den Kopf und grinste. „Schwiegermama wird aus den Schuhen kippen.“
    „Na das hoffe ich. Pete und Mattis, holt ihr die Pferde?“
    Die beiden Arbeiter, mittleren Alters, nickten, führten June und Snoopy vor die Kutsche, wo sie an das Geschirr gebunden wurden.
    Leon stand beruhigend vor seinem Pferd, streichelte es und redete auf Snoopy ein, dann lächelte er. „Du siehst gut aus, mein Kleiner. Du schaffst das.“
    Ryan warf einen letzten prüfenden Blick auf das Gesamterscheinungsbild, dann nickte er zufrieden. „Okay, es kann losgehen.“
    Julius und seine Kollegen verabschiedeten sich. Sie würden sich erst an der Kirche wieder sehen, während Ryan und Leon vor der Kutsche herfahren würden.
    Ryan klopfte an die Küchentür und trat ein. „Jayden! Mein lieber Schwan. Du siehst gut aus!“
    Der neunjährige Junge lächelte verlegen. In den letzten Jahren war er mehr und mehr aus sich herausgekommen, trieb sich mit Steph und Ally immer wieder auf den Ländereien der McCoys herum und hatten eigentlich nur Unfug im Kopf.
    Nun stand er in einem dunkelblauen Zweireiher vor ihm und zupfte an der Krawatte. „Die ist ziemlich eng.“
    „Komm mal her, Brüderchen.“ Ryan hockte sich vor ihn und lockerte sie etwas. „So besser?“
    Jayden nickte und setzte sich an den Tisch. „Wann geht’s los?“
    Nach einem prüfenden Blick auf die Uhr, sagte Ryan: „Ich schätze jetzt. Wo ist Emma?“
    „Oben. Sie zupft schon eine Ewigkeit an ihren Haaren herum.“
    „Na dann sollte sie jetzt aufhören, zu zupfen.“ Ryan lief hoch, klopfte an die Tür seiner Mutter. „Mum? Bist du fertig?“
    „Ja ... ich … ich denke schon.“
    Sie stand allein im Zimmer, schaute immer wieder in den Spiegel, musterte den Brautstrauß und lächelte. „Perfekt”, murmelte sie lächelnd.
    „Okay, dann warte noch kurz.“ Ryan lief die Treppe hoch, holte Emma, und versammelte seine Geschwister und seinen Freund an der Kutsche, ging als erstes zu Fabian. „Es ist soweit.“
    Fabian lächelte. „Denise war eine wunderbare Frau. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe deine Mutter. Sehr sogar, aber … irgendwie habe ich das Gefühl, Denise … zu vergessen.“ Er sah beschämt zu Boden.
    „Fabian, das ist Quatsch. Du hast sie verloren, du hast dich nicht von ihr getrennt. Du liebst sie noch immer und Mum weiß das. Ich schätze, Denise hätte nicht gewollt, dass du für den Rest deines Lebens einsam bleibst.“ Er legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. „Das ist ein wichtiger Tag heute. Euer Tag. Genieße ihn einfach.“
    Einen Moment sahen sie sich in die Augen, dann umarmten sie sich fest. „Du bist ein wunderbarer Junge. Deine Mum liebt dich sehr.“
    Ryan nickte lächelnd. „Ja, ich weiß.
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