Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
das gehört ihm. Er hat in den drei Jahren mit den heißen Wienern — und diesen ein wenig frechen Titel möchte ich dem Roman geben >Heiße Wiener< — wacker Moneten gescheffelt und sich nicht darum gekümmert, daß seine feinen Brüder um die Bude einen Bogen machten und ihn nur rasch einmal anpumpten, wenn er nicht >im Dienst< war. — Ja, es ist eine verdammt amerikanische Geschichte. Aber ich finde, dieser Amerikanismus, sich von Textilien auf heiße Würstchen oder vom Amtsgerichtsrat auf Staubsauger umstellen zu können, tut uns in Europa verdammt not, und aus diesem Grunde...«
    »Es läutet, Lutz«, unterbrach sie ihn, »ich glaube, es läutet schon zum zweitenmal. Geh, aber tu mir einen Gefallen: wirf ihn oder sie 'raus, wer es auch sein mag.«
    Er hob plötzlich den Kopf. Aber er lauschte nicht nach unten, wo die Schelle zum drittenmal ertönte. Es war, als lausche er in die Vergangenheit und verklungenen Worten nach, die in einer ähnlichen Situation schon einmal in diesem Raum gesprochen worden waren. Vor einem Jahr. Vor fast genau einem Jahr.
    »Was hast du, Liebster?« fragte Hilde unsicher.
    Er schüttelte den Kopf und ging langsam zur Tür.
    Unten schellte es zum viertenmal.
    Lutz ging die Treppe hinab und sah, wie sich ein gelber Umschlag durch den Briefschlitz schob.
    Wirf ihn oder sie 'raus — wer es auch sein mag — Margots Worte! Damals, als das Telegramm mit der Nachricht kam, daß Hertha gestorben war!
    Er griff mit steifen Fingern nach dem Fensterumschlag und spürte, wie sein Herz bis in den Hals hinauf schlug. Hermann Luedecke. — Um Gottes willen!
    Oben trat Hilde ins Treppenhaus hinaus und spähte hin=> unter. Sie sah Lutz langsam die Treppe emporsteigen und Stufe um Stufe nehmen wie ein alter Mann.
    »Was hast du, Lutz? Ein Telegramm? Weshalb öffnest du es nicht?«
    Er reichte es ihr entgegen wie einen unheimlichen Gegenstand. Ich getraue mich nicht, wollte er sagen, aber er bekam keinen Ton heraus. Sie nahm ihm den Umschlag ab und schlitzte ihn nach kurzem Zögern mit dem Zeigefinger auf. Sie las — und griff sich ans Herz.
    »Hermann Luedecke...?« fragte er heiser.
    Sie sah ihn einen Augenblick lang an, als spräche er irr.
    »Lutz, mein Liebling«, stammelte sie und schloß die Augen, »dein Roman ist angenommen worden, und er soll noch vor Ostern als Buch erscheinen!«
    Er griff, während die Betäubung aus seinem Gesicht wich, nach dem flatternden Blatt in ihrer Hand. Und seine Augen flogen über die Zeilen, die ihnen beiden Erfolg und Glück und neue Arbeit und die Erfüllung ihrer Hoffnungen brachten.

    ENDE

Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher