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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr
Autoren: Brigitte Melzer
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Vater? Doch statt sie zu packen und in eine Kerkerzelle zu sperren, sagte er: »Setzt Euch.«
    Sobald sie Platz genommen hatte, trat er einen Schritt zurück, lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Im Laternenlicht entdeckte sie erste Anzeichen von Grau in seinem langen schwarzen Haar. »Der Warnschrei. Das wart Ihr, nicht wahr?«
    Sie nickte, nicht in der Lage, zu sprechen. Ehe er erneut das Wort ergreifen konnte, klopfte es. Einen Atemzug später erschien ein Clanskrieger auf der Schwelle. Farrell ging zur Tür. Er wechselte einige gedämpfte Worte mit der Wache und nahm etwas entgegen, bevor er den Mann mit einem Nicken entließ und zu Catherine zurückkehrte.
    »Wie ist es Euch gelungen, den Mann zu töten?«, wollte er wissen.
    »Töten?« Catherine runzelte die Stirn. »Ich habe nicht … Eure Männer haben doch …«
    »Als meine Männer hinzukamen, war er bereits tot.«
    Wenn keiner von Farrells Männer sie gerettet hatte, wer war es dann gewesen? Und wie hatte er ungesehen entkommen können? »Da war noch jemand. Ich dachte … Ich weiß nicht, wer es war. Ich konnte lediglich einen Schatten erkennen.«
    »Keiner meiner Männer hat jemand anderen als Euch und den Attentäter gesehen.« Er warf einen Dolch und eine Börse auf den Tisch. Münzen klimperten. »Das haben wir bei ihm gefunden.«
    Zum ersten Mal wurde Catherine bewusst, was sie zuvor in der Gasse beobachtet hatte. Kein Handel von Dieben, sondern die Bezahlung eines Mörders.
    »Catherine, ich bin nicht mehr nur ein Mitglied der Burgwache. Ich bin der Hauptmann der persönlichen Leibwache des Earls. Ich bin für seine Sicherheit verantwortlich. Es ist wichtig, dass Ihr mir alles sagt, was Ihr gesehen habt.« Er sprach noch immer freundlich, doch in seinen Augen lag eine Härte, die keinen Widerspruch duldete. Er würde alles tun, um Martáinn zu schützen. Das war es, was auch sie wollte. Getrieben von dem Wunsch, Farrell zu helfen, berichtete sie, was sie beobachtet hatte und wie es zum Kampf mit dem Attentäter gekommen war.
    Nachdem sie geendet hatte, hing sein Blick noch immer an ihr. »Würdet Ihr den Mann, der ihm die Börse gab, wiedererkennen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.« Die Bewegung, als er seinen Umhang zurückschlug. »Aber etwas an ihm kam mir merkwürdig vertraut vor. Ich weiß nur nicht recht, was es war.«
    »Dann begleitet mich nach Dun Brònach.«
    Seine Forderung war so erschreckend, dass sie aufsprang. »Auf keinen Fall! Ich werde nicht –«
    »Bitte«, sagte er ruhig. »Wir müssen den Auftraggeber ausfindig machen.«
    »Woher wollt Ihr wissen, dass er aus der Burg kommt?«
    Sie wusste die Antwort, bevor er sie aussprach. »Wenn er Euch wirklich bekannt sein sollte, kann er nur dort zu finden sein.«
    »Das muss ein schlechter Traum sein.« Obwohl ihre Worte leise gesprochen waren, hatte er sie gehört.
    »Ein schlechter Traum? Mitnichten.« Das Lächeln kehrte in seine Züge zurück. »Der Earl wird seinen Augen nicht trauen, wenn er Euch sieht!«
    »Auf keinen Fall! Martáinn darf nicht erfahren, dass ich hier bin!«
    »Warum nicht? Er wird sich freuen.«
    Sie senkte den Kopf. »Nein, das wird er nicht. Er wird mich hassen für das, was geschehen ist. Bitte, Farrell. Verratet mich nicht.«
    »Ihr gebt Euch die Schuld an den Taten Eures Vaters?« Er klang überrascht. »Deshalb wollt Ihr ihm nicht begegnen, nicht wahr?« Catherine war wie versteinert. Farrell legte ihr eine Hand auf den Arm. »Was geschehen ist, ist einzig und allein Eurem Vater zuzuschreiben. Nicht Euch. Ich bin sicher, der Earl sieht das genauso.«
    Sie schüttelte den Kopf. Farrell mochte sie von aller Schuld freisprechen. Martáinn würde nicht so denken, nicht nach allem, was ihm und seiner Familie angetan worden war.
    »Ich brauche Eure Hilfe.« Als wäre ihm erst jetzt bewusst geworden, wer sie war, zog er seine Hand von ihrem Arm zurück. »Lasst uns einen Handel schließen. Ihr kommt mit mir nach Dun Brònach und helft mir den Hintermann dieses Anschlags zu finden und ich sorge dafür, dass Euch niemand erkennt, solange Ihr dort seid.«
    War es Vorsehung, die sie nach Asgaidh zurückgeführt hatte? War es ihr bestimmt, einen Teil des geschehenen Unrechts gutzumachen, indem sie Farrell half? Das bin ich Martáinn schuldig. »Wie wollt Ihr mich unerkannt in die Burg bringen?«
    »Wir schmuggeln Euch unter die Dienstboten. Einer mehr oder weniger wird kaum auffallen. Eine
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