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Vampirwelt

Vampirwelt

Titel: Vampirwelt
Autoren: Jason Dark
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die ihn so müde und deprimiert machte. Das tiefe Gefühl des Verlassenseins, das Fallen in den unendlichen Schacht. Ziellos durch eine jenseits- und totenähnliche Dunkelheit zu streifen.
    Seltsamerweise funktionierte sein Gehirn. Er konnte nachdenken, er konnte sich etwas vorstellen, er konnte auch Rückblenden halten und sich an sein normales Leben erinnern.
    Dort war einiges nicht mehr in Ordnung. Der Job hatte ihm immer Spaß gemacht, in diesem Zustand aber widerte er ihn plötzlich an, und Tommy fühlte eine seltsame Sehnsucht, die ihn ausgerechnet in diese Welt hineinzog. Er wollte mehr über sie wissen. Sie war ihm plötzlich vertrauter als die, aus der er stammte.
    Deshalb ging er auch weiter. Immer in der Hoffnung, auf ein Ziel zu treffen, denn irgendwo wußte er auch, daß diese Welt nicht nur leer war.
    Daß sie gelenkt und gesteuert wurde, doch von welchen Wesen das abhing, konnte er nicht sagen.
    Seltsamerweise rechnete er nicht damit, auf Menschen zu treffen. Sie wären ihm auch nicht willkommen gewesen. Er wollte sich den Geschöpfen stellen, die hier ihr Zuhause hatten. Dunklen Mächten, finsteren Gestalten, die auf das aus waren, was er hin und wieder roch.
    Ein tiefer, ein strenger und auch ein leicht süßlicher und ebenfalls kalter Geruch. Blut!
    Ja, das war es.
    Altes, stockiges Blut, das in irgendwelchen Tümpeln schwappte oder einfach gegen Felsen und Wände geklatscht war.
    Er holte Luft und roch es wieder, deshalb wollte er wissen, wo er diese Blutseen fand.
    Es gab für ihn nichts zu entdecken. Der etwas grauere Streifen blieb, und er rückte auch nicht näher, denn die Finsternis machte jede Entfernungsschätzung zunichte.
    Hinzu kam die Stille. Sie war so dicht wie Watte.
    Tommy wollte es genau wissen und blieb stehen. Er hob das rechte Bein an und drückte den Fuß zurück. Mit der Hacke schlug er gegen den Boden, um dem Echo zu lauschen.
    Es gab keines. Schon der erste Laut wurde von der Stille einfach verschluckt.
    Hayer wunderte sich nicht. Er nahm es hin und setzte seinen Weg fort.
    Die Dunkelheit begleitete ihn auch weiterhin, das Frösteln auf dem Körper blieb ebenfalls, aber dieses dichte Schwarz löste sich allmählich auf, und zum erstenmal seit dem Eintauchen in diese Welt konnte er gewisse Umrisse wahrnehmen.
    Schräg vor ihm waren sie zu sehen.
    Tommy Hayer blieb stehen. Er zwinkerte mit den Augen, das Bild wurde nicht deutlicher. Es blieb nur die Möglichkeit für ihn, näher an das Ziel heranzugehen.
    Das tat er auch.
    Es war kein Einzelstück, kein Haus, kein Gebäude, kein Versteck, sondern ein schauriger Platz, auf dem Gegenstände standen, die Angst machen konnten.
    Särge – gleich mehrere, die sich auf der Erde verteilten. Sehr schief und mal zur Seite hin geneigt oder nach vorn und rücklings. Alt und zerrissen, mit schief aufliegenden Deckeln. Sie waren nicht alles. Tommy sah auch die Grabplatten, die aus dem Steinboden hervorschauten.
    Tommy zögerte, marschierte über die weiche Graberde. Wenn er nach unten schaute, sah er die von den Schuhen aufgewühlte Erde.
    Er wußte den Grund nicht, weshalb er diesem Friedhof entgegenschritt.
    Es war der plötzliche Drang und auch das unbestimmte Wissen, etwas zu entdecken. Dabei hatte er sich als Kind vor Friedhöfen immer gefürchtet und hatte stets einen großen Bogen geschlagen, um nur nicht zu nahe an ein Grab heranzukommen.
    Das lag alles zurück. Dieser düstere Friedhof hier zog ihn an wie ein Magnet das Eisen.
    Noch etwas Seltsames und Unerklärliches geschah. Die Dunkelheit wich etwas. Sie schuf einem kalten Grau Platz, das auch Umrisse erkennen ließ. So sah er im Hintergrund ein schiefes, sehr altes und düsteres Haus, das ihn an eine kleine Burg erinnerte. Es begrenzte den Friedhof an der Rückseite und war von sperrigem Kleingehölz umstanden, dessen Geäst kein einziges Blatt aufwies.
    Wieder nahm die Kälte in seinem Innern zu, als er den Kopf senkte und sogar erschrak. Tommy Hayer hatte nicht mitbekommen, wie nahe er bereits einem der Särge gekommen war. Seine Fußspitzen waren nur eine Fingerbreite entfernt.
    Er schaute auf den Deckel, der schief auf dem Unterteil lag. Das alte Holz roch feucht und auch modrig. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn durch die Ritzen zwischen den beiden Teilen zischender Dampf gedrungen wäre, um ihn zu umgeben wie stinkende Pestwolken.
    Hier war eben alles anders als in der normalen Welt. Hier lebten die Toten weiter, zumindest war das für Tommy vorstellbar. Hier wurden
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