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Vampirwelt

Vampirwelt

Titel: Vampirwelt
Autoren: Jason Dark
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radikal hatte mich die Wirklichkeit zurückgeholt. Für einen Moment stand ich etwas benommen vor meinem Stuhl, schaute mich um, weil ich sehen wollte, wer den Schrei ausgestoßen hatte.
    Keiner von uns.
    Bill stand an der Zapfanlage in gebückter Haltung und wirkte wie eingefroren. Sheila hatte die Hand vor ihr Gesicht gepreßt, und nur die großen Augen waren zu sehen.
    Glenda schaute starr ins Leere, während Suko ebenfalls vor dem Sitzmöbel stand.
    »Das war keiner von uns«, flüsterte er.
    »Wer dann?«
    »Im Radio, John!«
    Ich schaute auf den viereckigen Kasten, der in diesem Moment schwieg.
    Der Schrei war verklungen, sein Echo allerdings wetterte jetzt noch in meinen Ohren nach, und den anderen erging es sicherlich nicht anders.
    Dieser schreckliche Laut hatte unsere Stimmung radikal zerrissen, wir kamen nicht mehr zurecht und erschraken abermals, als wir die Musik hörten, die plötzlich aus den beiden Lautsprechern drang.
    Sie beruhigte nicht, sie war aufputschend, denn Michael Jackson sang seinen »Thriller«.
    Bill war zurückgekommen. Er stellte die gefüllten Gläser wieder hin und schaute uns der Reihe nach an. Wir schwiegen. Da er Suko und mich aber kannte und auch unsere Blicke gut zu orten wußte, wiegelte er sofort ab. »Der Schrei geht uns nichts an. Der ist aus dem Radio gedrungen. Er war nicht im Garten.«
    »Stimmt.« Ich nickte.
    »Deshalb sollten wir uns die Stimmung aber nicht verderben lassen.«
    Sheila rieb mit den Handflächen über ihre nackten Arme, die eine Gänsehaut bekommen hatten. »Ihr könnt sagen, was ihr wollt. Dieser Schrei war so schrecklich echt, und ich sehe auch kein Motiv für ihn. Der klang urplötzlich auf, da war zuvor keine Ansage, und ich sage euch, daß er echt gewesen ist und kein Spaß dahintersteckt.« Sie nickte heftig.
    »Kein Spaß.«
    »Wer sollte denn geschrien haben?« fragte ich.
    Sie hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Vielleicht der Moderator?«
    »Einfach so?«
    »Ja, Bill.«
    »Glaube ich nicht«, sagte Glenda. »Wenn jemand so schreit, dann wird er von irrsinnigen Schmerzen gequält, dann muß er völlig von der Rolle sein, denke ich.« Sie schaute mich an. »Was sagst du denn dazu, John? Laß hören!«
    Ich hob die Schultern.
    »Nichts?«
    »Im Prinzip gebe ich dir recht, Glenda. Allerdings will mir auch kein Motiv in den Sinn.«
    »Und mir auch nicht«, fügte Bill hinzu.
    Wir waren ratlos. Das Baumeln meiner Seele war vorbei. Der Schrei hatte das Fest gestört. Es gab für uns einfach kein Motiv, und ich konnte mir auch keine Radiosendung am Nachmittag vorstellen, in der ein derartiger Schrei zum Programm gehörte. Wenn, dann war so etwas mehr für den Abend, wo hin und wieder gruselige Hörspiele gesendet wurden.
    Sheila hob die Arme und ließ sie wieder fallen. Ihre Hände klatschten auf die Oberschenkel. »Wir sollten uns das nicht so zu Herzen nehmen«, sagte sie. »Das muß ein Versehen gewesen sein. Vielleicht hat sich auch jemand einen Spaß erlaubt.«
    »Wer macht denn so was?« fragte Bill.
    »Keine Ahnung.«
    »Bist du auch der Meinung, daß es ein Spaß gewesen ist, John?«
    Ich blickte den Reporter an. »Los, deine ehrliche Meinung!«
    »Er klang sehr echt.«
    »Also kein Spaß.«
    »Nein.«
    Sheila regte sich etwas auf. »Jetzt sag nicht, daß du uns verläßt und zu diesem Sender fahren willst.«
    Ich hob beide Hände. »Nein, um Himmels willen. Ich habe mich auf den Tag hier gefreut.«
    »Das meine ich auch.«
    Glenda Perkins klatschte in die Hände. »Wenn einer von euch jetzt noch ein Trauergesicht zieht und ich dann merke, daß er dabei über dieses Geräusch nachdenkt, werfe ich ihn eigenhändig in den Pool.«
    »O ja!« rief Bill. »Springst du hinterher?«
    »Was willst du denn mit Glenda im Pool?« fragte Sheila.
    »Da würde mir schon was einfallen.«
    »Ha, ha, das glaube ich.«
    Um es kurz zu machen. Es wurde noch ein schöner Nachmittag, dem ein noch schönerer Abend folgte. Wir amüsierten uns köstlich, und irgendwann gegen drei Uhr morgens verließen wir die Conollys. Glenda und ich waren leicht angeheitert. Suko hatte sein Versprechen gehalten und sich an alkoholfreie Getränke gehalten. Als wir neben dem BMW standen, lehnte sich Glenda an mich und strich mit der flachen Hand über meine Brust.
    »Mal ehrlich, John, ich will nicht, daß Suko extra noch bei mir vorbeifährt.«
    »Klar«, sagte ich grinsend, »mein Bett ist breit genug.«
    Sie küßte mich. »Das habe ich auch gemeint,
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