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Vampirherz

Vampirherz

Titel: Vampirherz
Autoren: Karin Kaiser
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dunkelbraunen Haaren, die dringend eine Wäsche nötig hatten. Ihre großen honigfarbenen Augen waren rot gerändert von den Tränen, und das rote Schlafanzugoberteil schlackerte nur so um ihren Körper. Aber seit ihre Mutter so krank war, hatte sie einfach kaum noch Appetit. Das musste sich unbedingt ändern. Wenn sie krank und klapprig war, war sie ihrer Mutter keine Hilfe. Entschlossen schaufelte sie sich eine Ladung Wasser ins Gesicht und machte sich auf den Weg in die Küche. Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück verließ sie fast gut gelaunt die Wohnung, um ihre Mutter im Krankenhaus zu besuchen.
    Mit einem leisen Surren öffneten sich die Glastüren des Krankenhauses, als Dana auf den Kontakt im Boden trat. Sofort strömte der scharfe antiseptische Geruch von Desinfektionsmitteln in ihre Nase. Sie unterdrückte den Würgreiz, der sie an diesem Ort immer wieder überfiel und trat ein. Die feuchten Kunststoffsohlen ihrer Chucks quietschten unangenehm auf dem blank gewienerten taubenblauen Linoleum, mit dem der Eingangsbereich ausgelegt war. Die einzigen Farbtupfer in dem sauber weißen Gebäude waren die modernen Bilder an den weiß verputzten Wänden und die bunten Türrahmen. Auf ihrem Weg durch den langen Flur bis zu den Aufzügen kamen ihr weißgekleidete Schwestern und Pfleger, die Krankenbetten vor sich her schoben, ein paar ältere Leute im Bademantel und müde, abgehetzte Besucher entgegen. Als Dana schon vor dem blau gestrichenen Aufzug stand, beschloss sie, heute die Treppe hinauf zu gehen. Sie bog nach links ab und lief die Treppe hinauf, in den ersten Stock zur Krebsstation. Ein paar bleiche, abgezehrte Frauen begegneten ihr, als sie zum Zimmer ihrer Mutter ging.
    Sie klopfte an die Tür und als sie keine Antwort hörte, trat sie ein. Am Bett ihrer Mutter saß eine noch recht junge, blonde Frau im Arztkittel, die bei Danas Eintreten lächelnd aufblickte.
    „Hallo“ sagte sie zur Begrüßung.
    Ihre Rockstar-Stimme stand in krassem Gegensatz zu ihrem zarten Äußeren.
    „Störe ich?“ „Aber nein. Wir sind hier fertig“ antwortete die Ärztin und stand auf.
    „Wir sehen uns morgen wieder, Frau Meining.“
    Sie nickte Dana und ihrer Mutter noch freundlich zu.
    Heute lag ihre Mutter zur Abwechslung einmal nicht kraftlos im Bett, sondern hatte sich aufgesetzt. Natürlich war ihr Gesicht müde und abgezehrt, aber ihr langes rotes Haar war frisch gewaschen und fiel in weichen Locken über ihre Schultern. Und sie hatte eine schicke Bluse und eine Jeans an. Ihr Haar war immer noch voll, kein einziges war ihr während der starken und kräftezehrenden Chemotherapie ausgefallen. Ihr Gesicht war totenblass und unter ihren grünen Augen lagen tiefe schwarze Ringe, aber sie strahlten, und ihre blassen Lippen lächelten.
    „Hallo, Geburtstagskind!“ begrüßte sie Dana und klang fast fröhlich. Vor lauter Sorgen hatte Dana glatt ihren eigenen Geburtstag vergessen. Sie setzte sich an das Bett ihrer Mutter und ließ sich liebevoll umarmen.
    „Meine Güte, ich kann kaum glauben, dass mein kleines Mädchen schon 18 ist.“
    Helena wirkte so stolz und glücklich, dass Dana sich heftig beherrschen musste, um nicht zu weinen.
    „Alles Liebe zum Geburtstag.“
    „Danke, Mama.“
    „Ich habe ein Geschenk für dich, Dana.“
    Erstaunt schossen Danas Augenbrauen nach oben. Ihre Mutter war doch gar nicht aus dem Krankenhaus herausgekommen. Sie lächelte, als hätte sie Danas Gedanken erraten. Aber sie sagte nichts, sie beugte sich nur in Richtung ihres Nachttisches, zog die obere Schublade aus und holte ein kleines Päckchen hervor. Dies drückte sie der erstaunten Dana in die Hand.
    „Pack es aus. Ich bin so neugierig, wie es dir gefällt“ forderte Helena ihre Tochter auf. Dana tat ihr den Gefallen und riss das Geschenkpapier auf. Zum Vorschein kam ein Schmuck-Schächtelchen.
    „Was ist das?“ fragte sie überrascht. Helena lächelte.
    „Das wirst du gleich sehen.“
    In der kleinen Schachtel lag ein silberner Armreif, der mit kunstvollen Ornamenten verziert und mit Edelsteinen besetzt war, die in einem geheimnisvollen honigfarbenen Feuer leuchteten. Vorsichtig nahm Dana den Armreif heraus, um ihn zu betrachten. Bewundernd strich sie über die seltsamen, aber schönen und kunstvollen Gravuren und die leuchtenden Steine.
    „Wo hast du das her, Mama?“
    „Es war Francis' Geschenk zu deiner Taufe, Dana. Er hat mich gebeten, es dir zu geben, wenn du groß genug bist. Sieh nur, die Steine haben die gleiche
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