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Vampire und andere Kleinigkeiten

Vampire und andere Kleinigkeiten

Titel: Vampire und andere Kleinigkeiten
Autoren: Charlaine Harris
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Bin ganz allein, bin ganz allein, ich lass dich nicht ins Haus herein.
    »Weil wir die Tür auch aufbrechen können, wenn wir müssen. Mit Ihnen haben wir keinen Streit. Das hier ist Ihr Land, das wissen wir, und Ihr Bruder hat uns auch gesagt, dass Sie über uns Bescheid wissen. Wir suchen bloß einen Typen und müssen herausfinden, ob er in diesem Haus ist.«

    »Heute war so ein Typ hier, an der Hintertür«, rief ich. »Aber er hat bloß telefoniert, und dann kam einer und hat ihn abgeholt.«
    »Hier ist er nicht raus«, erwiderte der massige Werwolf.
    »Nein, durch die Hintertür.« Dort würde Prestons Geruch hinführen.
    »Hmmmm.« Ich presste das Ohr an die Tür und konnte den Werwolf etwas murmeln hören. »Überprüf das mal«, befahl er einem großen dunklen Geschöpf, das sofort davonsprang. »Ich muss trotzdem zu Ihnen reinkommen. Wenn er sich in Ihrem Haus befindet, sind Sie womöglich in Gefahr«, sagte er dann zu mir.
    Na, das hätte er mal früher sagen sollen, um mich davon zu überzeugen, dass er mich doch bloß zu retten versuchte.
    »Okay, aber nur Sie«, erwiderte ich. »Und Sie wissen sicherlich, dass ich eine Freundin des Shreveport-Rudels bin. Wenn mir irgendwas zustößt, müssen Sie denen Rede und Antwort stehen. Rufen Sie Alcide Herveaux an, falls Sie mir nicht glauben.«
    »Oooo, da fürchte ich mich aber«, sagte Mr. Massig in einem vermeintlichen Falsett. Doch als ich die Tür aufriss und er in den Lauf meines Gewehrs blickte, sah ich, dass er sich die Sache jetzt doch noch mal ernsthaft durch den Kopf gehen ließ. Sehr gut.
    Ich trat zur Seite, hielt die Benelli aber weiterhin auf ihn gerichtet, um ihm zu zeigen, dass mit mir nicht zu spaßen war. Während er durchs Haus stiefelte, schnüffelte er die ganze Zeit mit der Nase. Sein Geruchssinn würde in seiner Menschengestalt nicht annähernd so ausgeprägt sein, und sollte er anfangen, sich in einen Wolf zu verwandeln, würde ich drohen, ihn zu erschießen, wenn er nicht sofort damit aufhörte.
    Mr. Massig ging die Treppe hinauf, und ich hörte, wie er Wandschränke öffnete und unter die Betten schaute. Er ging sogar auf den Dachboden. Ich hörte die alte Tür quietschen, als sie aufschwang.
    Dann polterte er in seinen großen schweren Stiefeln die Treppe wieder herunter. Er war unzufrieden mit dem Ergebnis seiner Suche, das war nicht zu übersehen, denn er schnaubte geradezu. Ich hielt das Gewehr weiterhin im Anschlag.
    Da warf er plötzlich den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus. Ich zuckte zusammen. Es kostete mich meine ganze Kraft, die Stellung zu halten. Langsam wurden mir die Arme schwer.
    Von seiner vollen massigen Größe herab starrte er mich an. »Sie bescheißen uns doch irgendwie, Lady. Wenn ich es herausgefunden habe, komme ich wieder.«
    »Sie haben alles durchsucht, und er ist nicht hier. Zeit zu gehen. Es ist Heiligabend, Herrgott noch mal. Gehen Sie nach Hause und packen Sie Geschenke ein.«
    Ein letztes Mal ließ er den Blick durchs Wohnzimmer schweifen, dann ging er hinaus. Ich konnte es nicht glauben. Der Bluff hatte funktioniert. Ich ließ das Gewehr sinken und stellte es vorsichtig zurück in den Wandschrank. Meine Arme zitterten richtig, weil ich es so lange im Anschlag gehalten hatte. Dann schloss ich die Haustür hinter Mr. Massig und verriegelte sie.
    Mit besorgter Miene kam Preston die Treppe herunter, nur mit Socken bekleidet.
    »Halt!«, rief ich, ehe er das Wohnzimmer erreichte. Die Vorhänge waren offen. Ich lief durchs ganze Haus und zog sie überall zu, nur um auf der sicheren Seite zu sein. Dann suchte ich auf meine spezielle Art noch die Gegend ums Haus herum ab, so viel Zeit musste sein. Doch es waren keine lebenden Wesen mehr da. Ich war nie ganz sicher, bis auf welche Entfernimg meine Begabung reichte, aber zumindest wusste ich, dass die Werwölfe des Klauen-Rudels weg waren.
    Als ich gerade den letzten Vorhang geschlossen hatte und mich umdrehte, stand Preston direkt hinter mir, und dann schlang er die Arme um mich und küsste mich. Ich versuchte mich zusammenzureißen und murmelte: »Ich sollte wohl nicht...«
    »Tu so, als hättest du mich als Geschenk verpackt unter dem Weihnachtsbaum gefunden«, flüsterte er. »Tu so, als hättest du einen Mistelzweig bekommen.«
    Es war ziemlich leicht, so zu tun, als hätte ich diese beiden Dinge gekriegt. Viele Male. Stunde um Stunde.
    Als ich am Morgen des ersten Weihnachtstages erwachte, war ich so entspannt, wie eine Frau nur sein
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