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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser
Autoren: Savannah Russe
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es zu gewinnen. Doch als der Mann seinen Blick erneut dem Fenster zukehrte und mir rüde seinen Rücken darbot, hob ich die Brauen, nach dem Motto:
Was soll
der Scheiß?
Ich spürte, dass ich ungehalten wurde, sagte jedoch mit neutraler Stimme: »Ich bin Daphne Urban. Ich soll mich bei Ihnen melden.«
    »Ich weiß, wer Sie sind und warum Sie hier sind«, erwiderte er kalt, löste sich langsam von seinem Fenster, wandte sich um und trat hinter den Schreibtisch. Er blieb stehen, ich saß. Er maß gut und gern eins fünfundachtzig oder neunzig und ragte vor mir auf. Ein klassischer Schritt, um Macht zu demonstrieren.
    Als er weitersprach, klang er wie ein missgelaunter Feldwebel beim Drill. »Eines möchte ich von Anfang an klarstellen: Ich wollte nicht, dass Sie oder irgendeiner Ihrer Sorte bei uns mitmacht. Sie sind in meinen Augen Abschaum. Andererseits gibt es in dieser Welt Ungeheuer, die weitaus schlimmer sind als Sie. Um sie zu bekämpfen, würde ich mit dem Teufel persönlich zusammenarbeiten. Aber merken Sie sich eins: Ich bin weder Ihr Freund noch dazu da, Ihre Hand zu halten. Sie sind jetzt offiziell Teil dieser Operation, und meine Aufgabe, meine
einzige
Aufgabe, besteht darin, Ihren Erfolg zu garantieren. Hier geht es um Menschenleben, Miss Urban, möglicherweise um Millionen unschuldiger Leben, und um das, was uns Amerikanern heilig ist. Deshalb lasse ich meine persönlichen Ansichten beiseite und erwarte, dass Sie das Gleiche tun. Ich mag Sie nicht, doch ich werde Sie schützen. Ich werde alles daransetzen, dass Sie am Leben bleiben. Ob Sie mich mögen, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass Sie auf mich hören und mir vertrauen. Wir müssen ein Team werden. Ich werde hart sein, aber fair. Von Ihnen erwarte ich, dass Sie sich für diese Operation nicht nur hundertprozentig einsetzen, sondern hundertzehn, hundertzwanzig Prozent geben und darüber hinaus alles tun, um die Dreckskerle, hinter denen wir her sind, zu Fall zu bringen.«
    Während der ganzen Zeit hatte er meinen Blick festgehalten. Und das war sein großer Fehler. Klar, auf gewisse Weise ärgerte mich das, was er sagte, doch ich war schon von arroganteren Scheißern als diesem J beleidigt worden und bin gewiss nicht leicht einzuschüchtern. Mich hatte bereits ein Papst angeschrien, ohne dass ich eine Miene verzogen hätte, so dass eine kleine Rede wie diese hier mir weder Angst einjagte noch großartig Eindruck hinterließ. Schlimmer war, dass ich, als er meinen Blick festgehalten hatte, Verbindung mit ihm aufgenommen hatte. Es war, als wäre ich in etwas Kaltblaues in seinem Inneren getaucht, einen Ort solcher Kälte, dass einem die Haut davon brannte. Inmitten dieser eisigen Region sah ich seine Seele in Flammen, und meine Haut kribbelte, als hätte man mir einen Stromstoß versetzt. Wie vor einem Blitzschlag lud sich die Luft auf. Eine solche Chemie zwischen mir und einem Mann hatte es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Sie war sexueller Zündstoff und deutete auf schlimmere Konsequenzen, als man es sich wünschen wollte.
    Ich glaube, er erkannte, was da ablief, denn er hielt abrupt inne und schaute fort. Gleich darauf machte er sich auf seinem Schreibtisch zu schaffen und tat, als suchte er irgendwelche Papiere, doch ich hatte die Röte gesehen, die über seinen Hals gekrochen war, denn Hälse sind für mich eine erogene Zone. Der seine war kräftig, muskulös und verlockend, und ich musste die Gedanken, die sich aus ihren dunklen Ecken hervortasten wollten, verscheuchen.
    »Ich mache Sie jetzt mit den anderen bekannt«, sagte J, ohne mich anzusehen. »Danach können wir beginnen.«
    »Welche anderen?«, fragte ich.
    Daraufhin schaute er mich mit herablassendem, beinahe mitleidigem Blick an. »Ja, haben Sie denn geglaubt, Sie seien die Einzige, die man angeworben hat? Ich fürchte, da muss ich Sie enttäuschen.«
    »Aber, ich dachte …«, setzte ich an.
    »Sie dachten, Sie wären etwas Besonderes«, fiel J mir ins Wort. »Sie hielten sich für auserwählt, nehme ich an. Nun, in dem Glauben lässt man jeden Vampir, der angeworben wird. Doch falls es Sie tröstet, es werden nicht viele Ihrer Art erkoren. Der Großteil wird einfach eliminiert. Betrachten Sie sich als Glückspilz. Sie haben es geschafft und sind in die Endrunde gekommen. Wie Sie sehen, leben Sie noch.« Auf dem Weg in den Konferenzraum streifte er mich. Ich erhob mich und folgte ihm nach.
    J öffnete die erste Tür zu unserer Rechten. »Ihr Büro«, erklärte er. Ich steckte
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