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Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis

Titel: Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
Autoren: E. E. Knight
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seiner Entwicklungsgeschichte. Ledrige Flossen zogen sich an den Seiten der Tentakel entlang, die längeren Glieder hinten an seinem Körper waren durch geäderte Membranen miteinander verbunden, die beinahe bis zu den mit Saugnäpfen bestückten Enden reichten wie ein geripptes Cape. Die kürzeren Glieder vorn waren nicht verbunden und hatten kleinere, zartere Saugnäpfe. Die hellblaue Haut, die um den Kopffüßerschädel herum dunkler wurde, verblasste an den Gliedmaßen zu Meerschaumgrün, und die Haut war dort von einem Netzwerk aus zarten schwarzen Linien überzogen, das Valentine auf seltsame Weise schön fand, auch wenn er nicht hätte sagen können, ob es nur dekorativ war oder einem Zweck diente. Nadelartige Fortsätze und Hautlappen bildeten ein Band unterhalb des beutelförmigen Kopfes, aber Valentine wusste nicht, ob es sich um Nasen, Ohren, Atem- oder gar Sexualorgane handelte. Die vorstehenden Augen, deren Lider sich weiter und weiter öffneten, als sich das Geschöpf im Tod entspannte, zogen Valentines Blick magisch an. Sie waren wie gelbliche Kristallkugeln mit roten Flecken und einem schwarzen Band, das sich über die Mitte zog.
    Rho war wirklich hässlich für einen Engel. Oder auch für einen Teufel.
    Valentine umarmte die feuchte, schlaffe Gestalt. Molly und er verdankten ihr Leben dem toten Weltenweber. Als alle Wärme Rhos Körper verlassen hatte, deckte er ihn mit einem Laken zu.
    Er hätte Rhos Leiche in einen Eimer oder einen anderen großen Behälter stecken, ihn in Alkohol aufbewahren und zurück zur Miskatonic-Universität bringen sollen. Die Forscher
dort wären vielleicht imstande, eine Schwäche zu finden, einen Makel, der es den Jägern ermöglichen würde, die Kur zu töten, ohne sich in ihre Höhlen stürzen und sie in Stücke sprengen zu müssen. Die Pflicht und seine Loyalität gegenüber seiner eigenen Spezies verlangten das eigentlich.
    Valentine verließ die Kajüte und ging nach oben.
    »Nehmen Sie die Ausrüstung und alles, was Sie von diesem Boot brauchen können«, sagte er zu den Matrosen der Whitecloud . »Aber gehen Sie nicht in die Kajüte.«
    Er fand einen Schlauch und saugte ein wenig Benzin in eine Wasserflasche. Dann nahm er die Flasche mit in die Kabine und spritzte das Benzin auf den Teppich und die Holztäfelung, bis das ganze Schnellboot nach den Dämpfen roch. Er folgte seinen Kameraden auf das Segelboot, während die Seeleute den mächtigen Außenbordmotor mit einer Winde aus der Halterung hoben.
    Valentine griff in die Tasche und fand dort noch eine Dose mit Streichhölzern. Er zündete sie alle gleichzeitig an und warf sie in die Kajüte. Flammen rasten durch das Boot, und die Seeleute der Whitecloud lösten die Leinen.
    Valentine sah zu und wartete, bis der See das brennende Wrack verschlungen hatte. Der Rauch löste sich schon bald in der frischen Brise auf.

    Seeleute sind an Unerwartetes gewöhnt. Eine Frau mit einem schmalen, feinknochigen Gesicht stellte sich als Captain Collier vor und bot ihnen heißen Kaffee an. Sie brachte sie nach unten in die enge Kombüse. Valentine zeigte dem Captain die Karte, die ihm Captain Doss von der White Lightning gegeben hatte. Captain Collier erklärte sich bereit, sie nach Norden zu bringen, wo sie ein anderes Schiff übernehmen würde, das sie auf den Großen Seen transportieren würde, wohin sie wollten. »Ich würde es ohnehin
tun, auch ohne Dossies Karte. Etwas sagt mir, dass Sie und Ihre Leute viel durchgemacht haben.«
    Valentine, Molly und J. P. sprachen über ihre Möglichkeiten. Sie beschlossen, in den - zumindest für Valentine - vertrauten Boundary Waters zu überwintern. David würde Vater Max wiedersehen. Erst im Frühjahr würde er neue Entscheidungen treffen müssen.
    Ein müder David Valentine brachte Molly hinaus in die saubere, kalte Luft eines Morgens auf dem Lake Michigan. Sie blickten nach Westen, wo die Küstenlinie langsam deutlicher wurde und die Sonne durch die Wolken drang. Er dachte an all die zum Untergang verurteilten Seelen an diesem weit entfernten, nebelverhangenen Ufer. Er hatte Molly gerettet, aber wie viele andere waren in den letzten drei Tagen gestorben, um die Schlächter zu ernähren?
    Er erinnerte sich an eine Geschichte, die Vater Max ein paarmal erzählt und an ein Zitat, das der Priester zum Auswendiglernen an die Tafel geschrieben hatte. Es stammte von einer unermüdlichen Nonne namens Mutter Teresa. Sie und ihre Missionarinnen der Liebe hatten sich um die unzähligen
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