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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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nach mehreren Jahrhunderten aufopfernden Dienstes in einer schmutzigen Seitengasse statt auf einer anständigen Krankenstation.
    Kein Wunder, dass die Wachen gemeutert hatten!
    Ab sofort würden sich einige Dinge ändern. Im Geiste stellte Mac schon eine Liste zusammen.
    Er wollte sich gerade von Ashe erzählen lassen, wie es ihnen ging, als Caravelli zur Tür hinausgestürmt kam, sein Schwert, das merkwürdig verbogen war, in der einen Hand und ein Höllenhundkind in dem anderen Arm. »Verfluchter Drache!«
    Mac konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Das Kind auf dem Arm machte Caravellis Fürst-der-Finsternis-Image gründlich zunichte.
    »Was ist passiert?«, fragte Ashe, die sich den Nacken verrenken musste, um zu ihm aufzusehen.
    »Er ist wiedergekommen, sah den Feuerteich und sprang mit einem Bauchklatscher mitten hinein.«
    »Er hat sich umgebracht?«, fragte Ashe, deren Stimme eine Oktave höher wurde.
    Caravelli übergab das Kind einer der Höllenhundfrauen. Offenbar hatten sie die Kleine schon vermisst, denn sie sahen überglücklich aus, sie wiederzuhaben.
    »Nein, der Drache findet es großartig.« Caravelli zog eine Grimasse. »Der planscht in dem Becken wie ein großes feuerspuckendes Ferkel. Jetzt kommt niemand mehr durch die Halle. Wir mussten mit der zweiten Hundegruppe einen Umweg über die Galerie machen.«
    »Lass ihn vorerst dort«, wies Mac ihn an.
    Kein Zweifel, der Vampir genoss die Action, und die Höllenhunde guckten ihn an, als wäre er der Messias.
    »Natürlich lassen wir den Drachen erst mal, wo er ist«, sagte Caravelli, der nach wie vor Ashe ansah. »Wir haben ihn umzingelt, falls er versucht, sich wegzubewegen.«
    »Wie schaffen wir ihn wieder dahin zurück, wo er hingehört?«, fragte sie.
    »Caravelli?«, sprach Mac den Vampir an.
    Dieser ignorierte ihn. »Die verschwundenen Gänge scheinen sich wieder zu öffnen. Vielleicht können wir das Vieh morgen überreden, nach Hause zu gehen.«
    Das ist komisch.
»Caravelli?« Mac schwenkte eine Hand vor dem Vampirgesicht. Keine Reaktion. Dann schwenkte er eine Hand
durch
Caravelli hindurch.
    Wut packte ihn.
Ich bin immer noch ein Geist!
Das war eine Katastrophe. Mac blickte sich panisch um.
Okay, alle hier sind übernatürlich. Da muss doch jemand hellsichtig sein.
Holly war aber nirgends zu entdecken.
    Und er hatte auch Constance bisher nicht gesehen. Wieder drehte er sich um die eigene Achse und suchte alles nach ihrer kleinen, dunklen Gestalt ab. Lor saß mit Sylvius auf einer Kiste, eine Hand auf dessen Schulter. Mac lief zu ihnen. »Hey, kannst du mich sehen?« Er schnippte mit den Fingern vor der Nase des Höllenhunds. »Hallo, Fido!«
    Nichts.
    Mac hielt inne, denn ihm fiel auf, wie gequält Sylvius dasaß. Er hatte seinen Oberkörper so weit nach vorn gebeugt, dass sein Kopf beinahe auf den Knien auflag. Als Erstes bemerkte Mac, dass der Junge keine Verletzungen mehr aufwies, kein Blut, keine Wunden. Selbst seine Farbe wirkte verhältnismäßig gesund.
    »Du wirst wieder«, meinte Lor. »Ich bin voller Zuversicht, und das solltest du auch sein.«
    Sylvius’ Antwort hätte Mac fast nicht gehört, weil er so unglaublich leise sprach. »Aber Macmillan ist tot! So viele starben! Und was geschieht jetzt mit mir?«
    »Du tust, was du tun musst.«
    Womit er recht hatte, nur war es ganz klar nicht das, was Sylvius hören wollte.
    »Ich bin nicht, wer ich war. Der Avatar nahm mir den Teil, der sie war.« Sylvius hob den Kopf. »Was ist noch übrig?«
    Schlagartig begriff Mac. Sylvius war ein junger Mann. Ohne Flügel. Mit seinem Silberhaar und den schwarzen Augen bot er nach wie vor eine außergewöhnliche Erscheinung, aber zweifellos eine menschliche – oder menschenähnliche – wie sein Vater.
    Was fing ein heranwachsender Exliebesgott an, wenn er plötzlich ins einundzwanzigste Jahrhundert verpflanzt wurde? Wenn das kein klarer Fall für einen fähigen Vormund war!
    Mac machte auf dem Absatz kehrt und eilte in die Burg. Das Unsichtbarkeitsproblem musste umgehend geklärt werden, doch vorher wollte er mit eigenen Augen sehen, dass es Constance gut ging.
     
    Als das Schlimmste vorbei war – und das Kämpfen, Verwunden und Sterben hatte unsagbar lange angedauert –, lief Constance ins Sommerzimmer zurück. Sie wollte allein sein, wenigstens für kurze Zeit.
    Ich sollte bei Sylvius sein.
Er brauchte sie. Aber sie hatten Stunden gemeinsam getrauert, und sie war vollkommen leer. Wenn es ihr gelang, ihre Kräfte zu bündeln
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