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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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menschliches Leben zurückzukehren?«
    Mac hob den Kopf.
    »Kannst du das?« In seiner Frage schwang eine unaussprechliche Hoffnung mit – Hoffnung auf alles, was er verloren hatte: seinen Job, seine Familie, seine Freunde. Er sah sich wieder an seinem Schreibtisch sitzen, mit dreckigen Kaffeebechern, Akten und mehr Arbeit, als sie irgendein Sterblicher leisten konnte. Eine himmlische Vorstellung!
    Und das war noch längst nicht alles. Er bekäme die Oktobermorgen zurück, den Duft von Kaffee und nassen Hunden und die Sprints durch den Regen. Er müsste nicht sterben, nicht wie ein Hauch von Nichts in der Finsternis verschwinden.
    Der Avatar lächelte entschuldigend. »Es ist schwierig, die Prägung eines Dämons aus seinem Wirt zu entfernen. Und es ist noch schwieriger, künftige Infektionen zu vermeiden. Ich müsste dir gewisse Beschränkungen mitgeben, die deine Berührung mit der Übernatürlichenwelt eingrenzen. Wenn du wieder menschlich wärst, blieben dir meine Türen versperrt. Du könntest feststellen, dass für dich alle Übernatürlichen unerreichbar sind.«
    Zunächst einmal klang das wie ein sehr geringer Preis. Mac blickte in die düstere Halle, hinab zu den kleinen Gestalten, die von dem Feuer im Teich beleuchtet wurden. Es war eine makabre Szenerie, wie einem mittelalterlichen Höllengemälde entsprungen.
    Dann aber spürte er, wie die Worte der Burg sein Herz überschatteten. Wären ihm die Übernatürlichen unerreichbar, hieße das keine Holly, kein Caravelli, kein Lor oder Sylvius. Er bekäme sein altes Leben zurück, jedoch ohne jene Freunde, die für ihn da gewesen waren, auch dann noch, als er ein Dämon war. Am schlimmsten und schrecklichsten aber war, dass es keine Connie mehr gäbe. Er wäre zu einem Leben ohne Liebe verdammt.
    Mac wurde eiskalt. War das der Tod oder bloß seine Trauer?
    »Gefällt dir ein menschliches Leben nicht?«, fragte der Avatar.
    »Gibt es noch eine zweite Option? Eine, bei der ich trotzdem auf der richtigen Seite des Gesetzes stehe?«
    Sie lehnte sich zurück und drehte die Armreifen an ihren Handgelenken. Das lange helle Haar fiel ihr übers Gesicht, und sie schwieg so lange, dass Mac schon fürchtete, sie hätte das Interesse an ihm verloren.
    »Würdest du mir dienen?«, fragte sie schließlich. »Du warst in deinem alten Leben schon ein Wächter.«
    »Ich weiß nicht. Es hört sich eigentlich nicht so an, als würden deine Wachen sich in ihrem Job pudelwohl fühlen.«
    »Sie waren verzweifelt, weil ich fort war. In Wahrheit war es meine Abwesenheit, die sie umbrachte, weder dein Schwert noch Atreus’ wahnsinniger Feuerzauber.«
    Mac sah sie wieder an, und sie setzte sich auf, so dass sie einander in die Augen blickten. Der Avatar wirkte sehr ernst.
    »Ich möchte alles wieder richten.« Sie hob eine Hand, worauf erneutes Geklimper erklang. »Die wenigen Wächter, die noch bleiben, sind gut, aber hilflos. Sie brauchen jemanden, der sie führt. Jemanden, der stärker ist als sie, wie ein Dämon.«
    Ein Tiefschlag, wie Mac fand. »Dämonen zerstören. Diese Nummer hatten wir doch schon.«
    »Ich würde dich zum Dämon mit Dienstmarke machen, der anderen hilft.«
    »Das ist doch absurd!« Kalte, graue Verzweiflung durchströmte ihn.
    »Ja, vermutlich macht es diesen Eindruck auf dich. Aber bedenke, dass du als Dämon auf Constance achtgegeben, sie geliebt und ihr die Kraft verliehen hast, sich mit ihrer Stärke zu versöhnen. Sie ist nun eigenständig, niemandes Dienerin mehr. Zweimal hast du ihren Sohn gerettet, hast Reynard in Sicherheit gebracht und dafür gesorgt, dass Lors Leuten geholfen wird. Du besitzt hehre Ideale, und der Dämon verlieh dir die körperliche Kraft, um deinen Überzeugungen entsprechend zu handeln. Die Kreaturen der Burg brauchen menschliches Mitgefühl, doch in einer Form, die zu ihnen passt.«
    »Ich ergab mich dem Feuerdämon. Ich habe deine Männer abgeschlachtet, weil ich keine Kontrolle mehr hatte. Warum sollten die Wachen, die noch übrig sind, mir folgen wollen?«
    »Sie werden dich daran messen, wie du sie führst. Du kennst solche Männer weit besser als ich, denn du bist einer von ihnen.«
    »Ich schätze, sie werden sich bei der Dienstaufsicht beschweren, wenn ich sie bei jedem Ausrutscher zu Knusperschwarten brutzle.«
    »Ich kann dir die Herrschaft über deine Dämonennatur geben. Mit der Zeit hättest du ohnedies gelernt, sie zu kontrollieren. Es bedarf der Übung, die eigenen Kräfte zu beherrschen. Hast du nicht dasselbe
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