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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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sie wieder schließen.«
    Sie starrte ihn verstört an. »Ihr ... Ihr seid gar nicht böse ...«, hauchte sie.
    Der Alte Zauberer lachte heiter. »Nein, Kindchen. In meinem ganzen Leben brachte ich keinen Menschen um. Es ist sozusagen eine grandios erfundene Lüge.« Er unterbrach sich, als Kelric allein zurückkam; sein Gesicht zeigte immer noch Fassungslosigkeit. »Melwin sagte mir, Ihr würdet alles erklären«, sprach er heiser. »Ich verstehe in der Tat gar nichts mehr.«
    Aranwir lächelte. »Das glaube ich wohl, mein Freund. Holt Euch doch auch einen Stuhl. Ich habe eine lange Geschichte zu erzählen.«
    Als Kelric saß, fragte er leise: »Er ist also wirklich Lindhelms Sohn?«
    »Sein Zweitgeborener, ja. Ich erzog ihn, als wäre er mein Sohn, mit dem Einverständnis seines Vaters«, antwortete der Alte Zauberer.
    »Und – woher hat er die starke Begabung?«
    »Elwin erhörte nach Jahrhunderten tiefster Demut mein Flehen, nachdem er mich geprüft hatte und darauf vertrauen konnte, dass ich sein treuester Diener war. Er sandte Melwin zu mir als seinen Boten. Oloïn kennt die Hintergründe nicht, aber er spürte natürlich eine Gefahr in dem Jungen. Melwin kannte von Anfang an seine Bestimmung.«
    »Das ist Wahnsinn ...«, flüsterte Kelric mit Tränen in den Augen. »Er hat es gewusst ... die ganze Zeit ... und dennoch ist er gegangen ...«
    Aranwir nickte. »Deshalb ist seine Trauer auch am größten, und seine Gefühle sind so stark. Ich brachte es nicht über mich, ihn nach Laïre schicken, aber als er vierzehn war, ging er freiwillig. Glaubt mir, Kelric, mir brach beinahe das Herz, als er sich verabschiedete, aber er war es, der mich tröstete. Er erinnerte an unsere Aufgabe und sagte, wenn ich meinen Preis gezahlt hätte, so sei es nur gerecht, wenn auch er zahlte. Er war das Licht meiner einsamen, verbannten Tage.« Er seufzte tief, richtete seine blicklosen Augen auf Kelric und fuhr fort: »Kelric, ich werde Euch jetzt Dinge erzählen, die Euch zu einer Entscheidung zwingen werden. Ich weiß, welchen Schock Ihr erlitten habt, aber Ihr müsst Euch nun fassen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Kelric flüsterte: »Erzählt mir Eure Geschichte, alter Mann.« Er konnte nur noch mühsam Ruhe bewahren und spürte dankbar Gorwynas Hand, die suchend nach ihm tastete.
    Aranwir setzte sich zurück und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen, ehe er begann:
    »Schon als Jugendlicher begriff ich, welche Kraft in mir schlummerte. Ich spürte, dass ich mehr war als ein gewöhnlicher Zauberer, ich fühlte Elwins Atem in mir und erkannte, dass ich eine verborgene Hoffnung war. Nach Beendigung meiner Ausbildung schwor ich, meine ganze Kraft für mein Brüder zu nutzen, um die unmenschliche Verstümmelung zu beseitigen. Der Gedanke, Oloïns Grausamkeit zu brechen und ihn seiner Macht zu entheben, wurde zur Besessenheit. Ich zog mich hierher zurück und arbeitete jahrelang an meinem Schutzzauber, der nicht nur alle magischen Einflüsse und Beobachtungen von außen ausschließt, sondern auch befähigt, über alles zu sprechen, auch über das, was die DROGE sonst verbietet. Dann begann ich zu studieren und zu laborieren, und bald sah ich ein, dass ich allein nicht weit genug kam. So lockte ich Zauberer herbei, berichtete ihnen von meinem Streben, gegen Oloïn zu siegen, und überzeugte sie, mir dabei zu helfen. Und sie alle zeigten sich von der Idee begeistert zogen in die Sümpfe im Süden, wo sich die Magie konzentriert, und begannen zu forschen. Unterdessen setzte ich die Gerüchte in die Welt, dass ich die Zauberer ermordet hätte, um als Herausforderung immer wieder welche anzulocken und Oloïn in Ungewissheit zu lassen.«
    Kelric rief außer sich dazwischen: »Aber warum hab Ihr den Brüdern nie die Wahrheit gesagt? Warum habt Ihr sie in dem Glauben gelassen, dass Ihr ein grausamer Mörder seid?«
    »Ich durfte Oloïn nichts in die Hand geben. Er durfte nichts von meinem Plan erfahren«, antwortete Aranwir. »Die DROGE verschließt die Wahrheit und gibt den Menschen, die wir beschützen, einen Glauben. Aber Unwissenheit ist auch eine Droge – eine sehr wirksame. Soll ich meinen Brüdern denn Hoffnungen vorspiegeln, die sich vielleicht nie erfüllen? Manch einer würde den Verstand verlieren, und das Geheimnis wäre keines mehr. Was, glaubt Ihr, würde geschehen, wenn die Welt die Wahrheit über uns erfährt? Es wäre das Ende von uns Zauberern. Also musste die Legende aufrechterhalten werden. Für mein
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