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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition)
Autoren: Sarah Levine
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vorankam. Verärgert darüber, dass ihre Schwäche bemerkt wurde, war Viola den beiden doch gleichzeitig dankbar für ihre Rücksicht. Sie drehte sich zu Lea um, die weit ins Hintertreffen geraten war.
    „ Sollten wir nicht auf sie warten?“
    Jetzt schaute sich auch Sebastian um.
    „ Auf unser Rotkäppchen da hinten? --- Was macht sie da?“
    Viola und Thomas folgten seinem Blick. Lea war stehengeblieben und putzte in aller Seelenruhe ihre Brille. Als sie sie wieder aufgesetzt hatte, betrachtete sie ausgiebig die Landschaft, schien etwas auf dem Boden entdeckt zu haben und hob es hoch, um es sich vor die Nase zu halten.
    „ Was glaubt die eigentlich, wo sie ist? Bei den Pfadfindern? - LEA!“, schrie er.
    Lea blickte auf. Ihr Gesicht zeigte einen verträumten Ausdruck, der sich langsam in die Erkenntnis verwandelte, dass die drei auf sie warteten. Verwundert und erfreut ließ sie fallen, was immer sie in der Hand hatte und trabte auf Viola, Sebastian und Thomas zu. Dabei löste sich eine Schnalle ihres Rucksacks und der Inhalt einer ihrer prall gefüllten Seitentaschen ergoss sich über den Boden. Sebastian rang in gespielter Verzweiflung die Hände und marschierte kurzerhand weiter.
    „ Mir ist zu heiß zum Warten.“
    Thomas und Viola zögerten, blieben dann aber stehen und sahen zu, wie Lea ihr Zeug vom Boden aufsammelte. Keiner der beiden sprach ein Wort, doch Viola konnte spüren, wie sich die Atmosphäre zwischen ihnen verdichtete und einhüllte wie beißender Rauch, der ihre Lungen reizte.
    „ Sollten wir ihr nicht helfen?“
    Thomas winkte ab. Nichts schien ihn momentan weniger zu interessieren als Lea, die mit ungelenken Fingern versuchte ihre Seitentasche zu reparieren.
    „ Viola...“
    „ Tu das nicht. Wenn ich dir wirklich was bedeute, dann lass mich in Ruhe. Bitte. Es war ein Fehler. Mehr nicht.“
    „ Den Fehler machst du, wenn du ihn heiratest. Du weißt genauso gut wie ich, dass das zwischen uns mehr war als nur Sex. Viel, viel mehr.“
    In seiner Stimme war aufrichtiger Schmerz zu hören. Viola wollte nichts mehr als sich in seine Arme zu stürzen, um sich an seinem Geruch zu weiden. Es kostete sie all ihre Kraft, dieses Bedürfnis zu unterdrücken.
    „ Ich habe meine Entscheidung getroffen. Bitte lass uns…“
    Ihre Stimme brach. Sie wandte sich abrupt um, und eilte Sebastian hinterher, damit Thomas nicht merkte, wie aufgewühlt sie war. Gleichzeitig wusste sie um die Sinnlosigkeit dieser Flucht. Thomas spürte nur zu deutlich, was in ihr vorging. Dankbar registrierte sie, dass er sie gehen ließ, ohne ihr zu folgen.
    Als Lea endlich bei Thomas ankam, leuchteten ihre grünen Augen und ihre Wangen glühten. Der rote Hut baumelte an einer Kordel hängend an ihrem Rucksack. Sie strahlte Thomas an.
    „ Danke, dass du gewartet hast!“
    Thomas runzelte die Augenbrauen. Er starrte durch Lea hindurch als sei sie nichts weiter als ein Hirngespinst. Die leere Hülle einer Schmetterlingspuppe, die ihren Kokon längst verlassen hatte, um sich in den Himmel zu erheben.
     

     

    Drei Stunden marschierte Enza nun bereits durch die alles vernebelnde Hitze, die sie in eine Art Trance versetzte. Unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Erst jetzt nahm sie das Zirpen der Grillen wahr, das zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie angeschwollen war und alle anderen Sinneseindrücke übertünchte. Das verbrannte Gras am Wegesrand stak in die Luft, als reckte es sich verzweifelt nach ein bisschen Wasser. Wasser, das Leben spenden würde, aber nie zu kommen schien. Enza hielt einen Moment inne und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Sie stierte in die Ferne. Rechts am Straßenrand in einer kleinen Ausbuchtung standen die Reste einer alten, verwitterten Bushaltestelle. Ein sinnloses Artefakt. Drumherum nichts als dorniges Gestrüpp und Felsen. Nicht ein winziger verkümmerter Baum, der ihr Schatten spenden könnte. Erschöpft schleppte Enza sich zu der Haltestelle, warf ihr Gepäck auf den staubigen Boden und ließ sich daneben plumpsen. Sie kramte aus ihrem Rucksack ein großes, seidenes Tuch hervor, faltete es und versuchte es so über eine Wand der Haltestelle zu drapieren, dass es ihr Gesicht beschattete. Noch während sie sich daran zu schaffen machte, erschien Sebastian auf der Bildfläche, der Viola hinter sich herzog, die trotz der Hitze blass aussah.
    Mit großer Erleichterung entdeckte Viola, dass Enza sich zu einer Verschnaufpause entschlossen hatte und steuerte auf sie zu,
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