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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan
Autoren: Max Kruse
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»Ich will alles haben! Zuerst mal meine Braut und dann viel mehr Magma,
Lava, viel heiße, glühende Lava. Ich will Titiwu unter Bergen von Glut
begraben, Titiwu und Professor Habakuk Tibatong!«
    »Warum hast du es denn noch nicht begraben?« fragte der
Meergreis scheinheilig. Ich war recht überrascht, daß er wieder einmal den Mund
aufmachte.
    »Weil ich zu wenig Taschengeldlava bekommen habe!«
    »Ach, wirklich? Du hast aber viel mehr bekommen als damals in
Pompeji, der römischen Stadt.«
    »Ja, aber damals war schon ein Vesuv da — diesmal mußte ich
ihn erst schaffen. Ich habe eben verkehrt gezielt, ich bin zu weit abseits
durch die Erdkruste, durch das Meer gestoßen. Wer weiß, ob du nicht sogar daran
schuld bist, Papa.«
    »Streitet euch nicht!« sagte die Erdmama. »Ich habe Glutole
alles versprochen, darum bekommt er auch alles. Doch jetzt setz dich erst
einmal auf meinen Bettrand, mein Feuerteufelchen, und laß dich streicheln.«
    »Aber nicht hinter den Ohren wie mich!« quäkte das Urmel
vorlaut.
    Die Erdmama überhörte das. Sie sagte: »Ich mag den Professor
auch nicht. Er will immer alles wissen. So was taugt nichts. Und dann behauptet
er auch noch, mich gäbe es gar nicht! Er ist zu übergescheit. — Wo ist denn
eigentlich Glutos Braut?«
    »Hier bin ich schon, öfföff«, antwortete ich, zu allem
entschlossen. Ich näherte mich der Erdmama. Und Gluto riß seine Augen aus
Kristall weit auf und donnerte: »Du bist also wirklich hier?« Aber ich hatte
den Eindruck, daß er mich gar nicht erkannte. Immer wieder schüttelte er seinen
klobigen Kopf.
    Die Erdmama fragte mich: »Hast du meinem Gluto versprochen,
ihn zu heiraten?«
    Ich richtete mich stolz auf und sagte: »Das habe ich. Aber ich
tat es nur, um Titiwu zu retten. Und wenn es nicht anders sein kann, will ich
mein Wort halten, falls Gluto seines auch hält. Ich heirate ihn. Ich werde den
Rest meiner Tage in staubigen, aschigen Kratern verbringen, huhu...«
    Ich konnte es nicht verhindern, daß mir die Tränen die Wangen
herabflossen.
    »Sie weint vor Glück!« sagte die Erdmama und entschied: »Die
Hochzeit soll gleich hier sein, vor meinen Augen. Und wenn Gluto es versprochen
hat, wird er sein Versprechen halten und Titiwu verschonen — als
Hochzeitsgeschenk.«
    »Ich schwöre es«, grollte er, sah aber gar nicht entzückt aus.
Ob ich mich wohl nicht sorgfältig genug gewaschen hatte? Der Meergreis blickte
nachdenklich auf seinen Bart hinab. Er streichelte ihn, er zauste ihn. Dann
wandte er sich zur Erdmama: »Ich habe Lust, diesen Professor kennenzulernen«,
sagte er. »Ein Mann, für den das Urmel lieber zu sterben bereit ist, als bei
uns zu leben, ein Mann, um dessentwillen Wutz unseren Gluto heiraten will, das
muß ein besonderer Mann sein.«
    »Besonders oder nicht«, sagte die Erdmama, »er kann ja kommen
und Trauzeuge werden.«
    Mir klopfte das Herz zum Zerspringen: Der Professor würde
diese Wunderwelt und diese sonderbare Gesellschaft sehen! Nie wieder konnte er
mir danach sagen, daß ich nur phantasiere, öfföff! Ich mochte den Meergreis
immer lieber und hätte ihn zu gern gestreichelt. Ich begnügte mich aber damit,
ihn dankbar anzublinzeln.
    Die Erdmama wedelte mehrmals mit ihren Händen in der Luft
herum — ungefähr wie ein gefühlvoller Dirigent — , und ganz plötzlich standen
der Professor, Wawa und Ping Pinguin vor ihrem Liegethron.

    »Da wäre er!« sagte die Erdmama stolz über ihr
Zauberkunststück zum Meergreis.
    »Ich sehe es, meine Liebe«, antwortete dieser.



Wutz
erzählt, wie sie verheiratet werden soll
     
     
    Mir kamen die Freudentränen. Ich begrüßte den Professor mit
lebhaftem Grunzen. Das Urmel fiel ihm um den Hals. Doch der arme Mann konnte
das alles nicht verstehen. Er nahm die Brille ab und putzte sie nachdrücklich.
Er murmelte: »Ich träume wohl...«
    So gut es ging, versuchte ich ihm die Lage in kurzen Worten zu
erklären. Leider war er etwas schwer von Begriff. Er starrte mich hilflos an
und murmelte immerzu: »Jaja, es ist ja gut, Wutz!«
    Einen Vorwurf konnte ich ihm allerdings nicht machen,
schließlich hatte er zu seiner Fahrt ins Erdinnere nur Sekunden gebraucht und
kam ganz unvorbereitet hierher, womöglich gerade aus dem Mittagsschläfchen.
    Wawa und Ping Pinguin sahen übrigens auch nicht viel
geistreicher aus. Aber das hatte ich auch nicht erwartet.
    Die Erdmama ließ den Ankömmlingen keine Zeit, sich von ihrem
Erstaunen zu erholen. Sie wollte ihren geliebten Gluto verheiraten.
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