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Urmel im Vulkan

Urmel im Vulkan

Titel: Urmel im Vulkan
Autoren: Max Kruse
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vor
sich hin: »Ich muß schnell zu Mama, sisssss, huiiiiiii, Gluto braucht Lava,
schnell Magma und Lava... Aber was sehe ich denn da? Seit wann ist Gluto denn
hier, huiiiii?«



Wutz
erzählt, wie sie verschiedene unterirdische Abenteuer zu bestehen haben
     
     
    Uns hatte der Qualmgeist noch nicht bemerkt. Und vielleicht
hätte er uns auch nicht wahrgenommen, wäre mein dummes Urmel nicht so eitel
gewesen. »Was«, rief es, »du erkennst Wutz nicht? Das soll Gluto sein? Hat Gluto
vielleicht solche großen Nasenlöcher und solche hängenden Ohren und solche
winzigen Augen? Hat er so einen dicken Po?«
    Ich fand, es schmeichelte mir nicht gerade, das Urmel.
    Solfatel aber waren Ähnlichkeiten ganz egal. »Sissss...«,
machte er, und gleich noch einmal: »Sisssss — da komme ich ja gerade recht! Was
macht ihr denn hier, huiiiii?«
    »Wir sind unterwegs zur Erdmama und zum Meergreis!« antwortete
ich ihm voller Stolz und Würde.
    Solfatel drehte sich mindestens dreimal um sich selber und zog
sich dann zu einer geringelten Wolke auseinander. »Petzen wollt ihr?« säuselte
er. Er wurde noch gelblicher vor Ärger, und er kreischte fast, so gut er das
eben vermochte. »Das wäre ja noch schöner! Hier petzt nur einer, und das bin
ich... oder noch Mofettel höchstens... oder vor allem Gluto selber. Aber sonst
ganz und gar niemand. Und ihr gleich gar nicht!«
    Sehr logisch war das nicht, was er sagte. Aber unbeirrt fuhr
er fort: »Das muß aufhören! Ihr müßt zurück! Gleich werde ich Gluto sagen, daß
ihr hier seid, und dann sollt ihr mal was erleben! Du bist doch seine Braut,
oder? Und du bist davongelaufen, oder? Na warte, na warte, sissssss...«
    Er wirbelte sich wieder auseinander und wollte rückwärts
hinausschießen, dahin, wo er hergekommen war, durch die Halle und durch
irgendeine Erdspalte empor, als Dampf.
    Doch ich packte einen Bimsstein, groß wie ein Fels, leicht wie
eine Flaumfeder. Ich stellte mich ihm in den Weg. In meiner Rüstung fühlte ich
mich unbesiegbar. Ich wußte, Solfatel durfte nicht zu Gluto, und Gluto durfte
nicht vor uns bei seiner Mama sein. Verließ er seinen Krater, schlüpfte er
durch unterirdische Geheimgänge, erzählte er seiner Mama lauter Lügen, dann war
es schlecht um uns bestellt. »Du bleibst hier!« rief ich dem Qualmgeist zu und
hob den Stein. Solfatel kicherte leise. »Sissss... Glutos Braut will mit mir
kämpfen, huiiiii, schleudere doch, wirf doch!«
    Ich schleuderte. Es ging ganz leicht. Ich kniff die Lippen
zusammen und murmelte: »Für Titiwu und den Professor!« Und ich traf den
Qualmgeist mitten in den Bauch — aber der Bimsstein kam an seinem Rücken wieder
heraus, er fiel durch nichts, und Solfatel zerfloß, floß um mich herum, hüllte
mich vollständig ein, stank nach Schwefel und wehte davon, leise und andauernd
vor sich hin kichernd.
    »Du warst gewaltig anzusehen«, sagte das Urmel zu mir. Ich
stand mit wenig geistreichem Gesicht da und sah abwechselnd hinter dem Stein
und hinter Solfatel her.
    Dann raffte ich meinen Verstand zusammen. »Rasch, rasch! Wir
müssen uns beeilen! Wir müssen vor Gluto bei seiner Mama sein! Wenn ich nur
wüßte wie? Und wenn ich nur wüßte wohin?«
    »Hierhin, hierhin!« lockte uns aus dem Dunkel eine
schmeichelnde Stimme, eine Stimme wie Schmierseife. »Kommt! Hier geht es
entlang, hier ist der Weg, hier werdet ihr blitzartig und mühelos
hinabbefördert.«
    Daß die Stimme nicht sagte wohin, hätte mir auffallen müssen.
    Mein Urmel folgte mir ohne Überlegung. Es verschwand um eine
Biegung, mitten in einen Tunnel hinein. An dessen Ende erwartete uns ein
kleines Männchen von schwammiger Gestalt. Es sah aus wie ein winziger Frosch
oder vielleicht noch eher wie eine Kaulquappe. Und selbst in der Dunkelheit der
Unterwelt, in der wir ja nur durch Zauberei sehen konnten, selbst hier schien
seine graubraune Haut zu glänzen — etwa wie Seide. Wie mochte sie wohl im
Sonnenlicht spiegeln?
    Es verbeugte sich geschmeidig, schien zu lächeln und wies mit
der Hand hinter sich, wo der Weg sehr schwarz wurde und auch so eigenartig
glänzte. »Hier«, sagte es triefend vor Höflichkeit, »dies ist der richtige Weg.
Ihr braucht ihn bloß zu betreten — mit ein bißchen Schwung, dann geht’s noch
besser, und wie von selbst fahrt ihr dahin.«

    Das klang mir doch etwas zu einfach und verlockend. Gern hätte
ich Genaueres erfahren. Aber das Urmel war Feuer und Flamme, ohne mich zu
fragen nahm es einen Anlauf und hüpfte auf den Pfad — und
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