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Urmel fährt Ballon

Urmel fährt Ballon

Titel: Urmel fährt Ballon
Autoren: Max Kruse
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eskortiert von den Soldaten des Kaisers.
    Die
Meisterin empfing Wutz vor dem Gebäude und begleitete sie mit vielen Knicksen
in den lang gestreckten Nähsaal.
    Wutz
blieb in der Tür stehen, hob den Kopf und schaute sich aufmerksam um. Die
Näherinnen arbeiteten in vielen Reihen hintereinander an langen Tischen,
mopsige Mädchen mit hochgebundenen Haaren. Alle blickten Wutz neugierig
entgegen, kicherten und tuschelten. Wutz stellte sich auf die Zehenspitzen und
winkte mit ihrer rechten Pfote wie die englische Königin. Die Mädchen jubelten.
Einige riefen: »Bravo-bravoig!«
    Und
Wutz antwortete: »Danke-dankiges!« Dann ließ sie den Ballonschnitt auf einem
der großen Tische ausrollen. Er reichte vom unteren Ende der langen Tischplatte
bis zum oberen, so groß sollten die Stoffbahnen werden.
    »Wir
brauchen sechsunddreißig Teile aus dem roten Leinen nach diesem Muster,
öfföff!«
    Die
Meisterin sah sie mit ihren großen Mopsaugen an. Darin blinkten Fragezeichen.
    »Ach,
öfföff, wie dumm von mir. Sie mich schlecht verstehigen? Also, öfföff!
Sechsunddreißig Teileste aus rotem Leineneste, bittige! Und fest
zusammennähigen!«
    Die
Meisterin nickte und teilte die Arbeit unter den Mädchen auf. Die roten
Stoffballen wurden auf die Tische gewuchtet, ausgerollt, die Schnitte auf den
Stoff gesteckt — und schon klapperten die Scheren.

    Wutz
grunzte weiter: »Exakt schneiden, schneidigen, öfföff! Einen langen Bogen,
Bogeneste, öfföff, wie es aufge-öfföff..., aufgezeichnet ist! Mich verstehigen,
öfföffiges?«
    Die
Meisterin nickte noch einmal.
    Wutz
tänzelte mit vielen Öfföffs durch die Reihen der Mädchen. Sie war begeistert.
Hier wurde alles noch mit der Hand genäht, es gab ja keine Nähmaschinen. Genäht
wurde mit feinen Nadeln, mit feinen Stichen, tausenden und abertausenden von
Stichen. Die Stiche mussten sehr eng nebeneinander gesetzt werden, denn die
Nähte mussten ja halten. Davon hing die Sicherheit der Ballonfahrt ab. Keine
Naht durfte aufgehen. Es durfte auch keine heiße Luft entweichen, sonst stieg
der Ballon nicht gut.
    Wutz
achtete auf alles. Sie überlegte sogar, dass es vielleicht viel interessanter
sei, eine Näherei statt eines Haushaltes zu führen. Aber dann dachte sie: Nein,
auf der Erde hat ein Schwein keine Chance eine Stelle zu finden. Das war schon
ungerecht.
    Wutz
verscheuchte die trüben Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihre
Aufgabe. Sie guckte, prüfte, verglich, maß nach, verbesserte und ließ wieder
auftrennen und neu zusammennähen. Sie war stolz. War sie jemals so wichtig
gewesen, öfföff? Von ihrer Arbeit hing doch alles ab!
    So
ging es einige Tage. Wutz war froh, wenn sie abends in ihrer Sänfte nach Hause
getragen wurde, so sehr erschöpfte sie ihre Arbeit.
    Das
Zusammennähen wurde immer kniffliger, weil die Näherinnen nach und nach immer
weiter zusammenrücken mussten, je mehr die Ballonhülle ihre eirunde Form annahm
und je mehr Abschnitte aneinander genäht werden mussten. Schließlich wurde nur
noch an einem großen Stück gearbeitet. Es lag schlaff und unansehnlich in der
Mitte des Saals, ein unförmig aufgetürmter, faltiger Haufen aus rotem Leinen.



Einladung
bei der Prinzessin
     
    Auch auf dem
Planeten Igeste gab es einen freien Tag in der Woche, an dem man sich von der
Arbeit erholen konnte. Wie bei uns auf der Erde war es der Sonntag.
    Da
das Urmel keine Aufgabe hatte, hatte es sich bald mit der Prinzessin
angefreundet. Aber die Prinzessin wünschte sich, auch die anderen Tiere kennen
zu lernen. Sie lud alle ein, Wutz, Wawa, Ping Pinguin und Schusch. Das Urmel sowieso.
    Wutz
geriet in Aufregung. Was sollte sie nur anziehen? Sie erbat sich vom
Haushofmeister ein breites, hellblaues Band. Sie fand, diese Farbe stehe ihr am
besten. Sie legte sich das Band um den Hals und bemühte sich eine glatte, große
Schleife zu binden. Die sah aus wie Schmetterlingsflügel.
    »Flieg
nur nicht weg, Wutz!«, spottete das Urmel.
    »Was
für ein Unsinn, öfföff! Warum sollte ich denn wegfliegen?«
    »Weil
du aussiehst wie ein Blauweißling mit rosa Schweinekörper!«
    »Ein
Pfweinepfmetterling!«, lachte Ping Pinguin.
    »Frechheit,
öfföff!« Wutz grollte. »Und ihr? Wollt ihr euch nicht ein bisschen schön
machen?«
    »Bin
schön genug!«, behauptete Wawa. »Und so ‘ne Schleife würde mich nur kitscheln!«
    »Dann
lasst es, öfföff. Aber Schusch könnte sich wenigstens das Gefieder ordentlich
kämmen und bürsten, öff!«
    »Wehe,
du rührst mäch an!«,
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