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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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putzen!“ Von allen Tieren konnte Wutz am fehlerlosesten sprechen, nur grunzte sie jedesmal „Öff!“, wenn sie Atem holte.
    Sie hatte sich in den vergangenen Jahren zu des Professors Haushälterin entwickelt. Manchmal war sie eine rechte Tyrannin, besonders wenn sie die Putzwut hatte.
    Heute hatte Professor Habakuk Tibatong die ganze Nacht über an einem Buch gearbeitet. Es hieß: „Der Sprechunterricht für Tiere, seine Problematik und Bedeutung. Mit einem Anhang: Erste Übungen der Grundstufe. Von Professor Habakuk Tibatong.“
    Als der Morgen graute, schrieb er immer noch. Aber nun entwarf er einen bösen Brief an seinen Widersacher, Direktor Doktor Zwengelmann vom Naturkundemuseum der Stadt Pumpolon. Über ihn hatte sich Professor Tibatong gerade wieder sehr geärgert. Direktor Doktor Zwengelmann hatte nämlich in der Fachzeitschrift für Urtierforschung einen Artikel veröffentlicht mit der Behauptung, Habakuk Tibatongs „Urmel“ existiere nur in der überreizten Phantasie des bedauernswerten Professors.
    Habakuk Tibatong war hierüber sehr ergrimmt, hatte er doch gerade erst scharfsinnig bewiesen, daß das Urmel ein nicht wegzudenkendes Bindeglied zwischen den Dinosauriern und den Säugetieren war, und er hatte dazu viele lateinische und griechische Wörter verwendet.
    Sein Brief an Direktor Doktor Zwengelmann war daher nicht gerade liebenswürdig; er regte sich beim Schreiben sogar so auf, daß er der armen Wutz fast seinen Federhalter in den Bauch gestochen hätte, als sie ihm den Morgenkaffee an den Schreibtisch brachte. Für einen Augenblick hatte er sie für Zwengelmann gehalten. Natürlich entschuldigte er sich sofort, als er seinen Irrtum bemerkte: „Tut mir leid, Wutz! — Nein, so ein Dummkopf, dieser Zwengelmann! — Natürlich gab es Urmel! — Wo ist denn nur meine Brille?“
    „Auf deiner Nase, Professor — öff!“ grollte Wutz. Gegen Stiche war sie empfindlich. Sie haßte es auch, von Schusch oder Ping Pinguin aus Spaß in den rosa Speck gezwickt zu werden. Sie stupste den Professor und grunzte: „Du bist völlig überarbeitet! Marsch, ins Bett! Schlaf dich einmal gründlich aus! Öff!“
    Der Professor seufzte. Er konnte sich gegen Wutz nicht durchsetzen.
    Sie steckte ihn ins Bett und zerrte die Decke bis unter seine gerötete Knubbelnase. Dann schloß sie den Vorhang und wackelte hinaus.
    „Sitzt du immer noch hier?“ grunzte sie Schusch an. „Hilf mir lieber putzen! Nimm den Scheuerlappen in den Schnabel und wisch die Ecken aus!“
    „Bei där päpt’s wohl“, meinte Schusch beleidigt. Er öffnete seine Flügel und flog davon. Wutz hatte es nicht anders erwartet. Vögel fand sie schon immer schrecklich unnütz. Schusch suchte Tim Tintenklecks. Gewöhnlich hockte der Junge in einem Wipfel. Und bald sah er seinen Rotschopf durch das dunkle Grün der Blätter leuchten.
    „Täm Täntenklecks!“ krächzte Schusch. „Hast du auch Ärger mät Wutz? Sä wollte mär den Scheuerlappen än den Schnabel drücken — was sagst du dazu?“
    Tim Tintenklecks warf eine Bananenschale fort. „Ich habe nie Ärger mit Wutz!“ sagte er. „Aber schau mal, was dort unten am Strand liegt und so funkelt!“
    Schusch ließ sich auf einem wippenden Ast neben Tim nieder. Er äugte hinab. Aber er konnte sich auch nicht denken, was das sein mochte. „Äch fläge mal schnell hän!“ rief er. Da erblickten sie jedoch Wawa und Ping Pinguin, die den Berg hinaufgeklettert waren und des Professors Haus betreten wollten. „Äch bän neugäräg“, krächzte Schusch, „ob Päng Pänguän jetzt dä Ecken auswäschen muß.“
    Tim rutschte mit der Behendigkeit eines kleinen Affen vom Baum und lief zum Blockhaus. Gespannt folgte Schusch, blieb aber auf einem Ast draußen sitzen.
    Er hörte das brave Schwein grunzen. „Wollt ihr wohl den Professor schlafen lassen — öff! Ihr Tölpel! Kaum legt sich der arme Mann einmal hin, weckt ihr ihn. Nicht einmal angeklopft habt ihr! Was sind denn das für Manieren! Öff!“
    Ping Pinguin krähte beleidigt: „Woher soll ich wissen, daß der Professor am Tag pfläft?“
    „Ich schlafe ja gar nicht!“ rief der Professor aus dem Bett.
    „Er pfläft ja gar nicht!“ sagte Ping Pinguin. „Bäh!“
    „Und intschwischen schmiltscht der Eisberg!“ klagte Wawa.
    „Was?“ rief Professor Tibatong. „Ein Eisberg? Hier?“ Er öffnete die Tür, während er sich den Gürtel seines roten Schlafrockes vor dem Bauch zusammenband.
    Ping Pinguin sagte: „Ja, ein Eisberg! Und
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