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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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es ist etwas in ihm eingeeist. Etwas Großes. Vielleicht eine Mupfel...“
    Der Professor schlüpfte in seine Pantoffeln und schusselte den Berg hinab. Ping Pinguin watschelte hinterher, Wawa glitt behende voraus, und Schusch schwang sich in die Luft. „Öff! So sind sie alle, faul und neugierig!“ Wutz legte den Scheuerlappen auf die Türschwelle und setzte sich ebenfalls in Trab. „Weiß die Rübe, was sie ohne mich für einen Unsinn anstellen!“ grunzte sie.
    Tim Tintenklecks, das ist ja klar, war schon lange unterwegs.



Viertes Kapitel:
Wie etwas an Land gebracht wird, was nicht hergehört

    Wie der Eisblock an den Strand der Insel Titiwu gelangte, hat die Wissenschaft auch später niemals ganz klären können. Wahrscheinlich hatte er sich hoch im Norden gelöst, war als gewaltiges Gebirge mit dem Labradorstrom gezogen und später von Stürmen und günstigen Winden hierhergetrieben worden.
    Inzwischen war er zwar stark zusammengeschmolzen, aber noch immer wirkte er beachtlich.
    Professor Habakuk Tibatong betrachtete ihn verwundert. „Welch ein Erlebnis! Ich muß eine ganz neue Theorie der Meeresströmungen entwickeln!“ murmelte er. Ohne auf Pantoffeln und Schlafrock zu achten, watete er ins Wasser, um das Wunder von der Nähe zu betrachten. Die Brille auf die Nasenspitze geschoben, untersuchte er eingehend die Eiskristalle.
    „Professor! Öff!“ rief Wutz. „Du holst dir einen Schnupfen!“ Sie saß im warmen Sand und schnüffelte betrübt. Schusch hatte sich auf der Spitze des Eisblocks niedergelassen. Ping Pinguin, der hinübergeschwommen war, um wieder hinaufzuklimmen, zeterte: „Geh runter! Ich habe ihn zuerst entdeckt!“
    „Tschuerst ich!“ schmollte Wawa.
    „Gar nicht wahr!“ Ping Pinguin war böse. „Ich habe zuerst gesehen, daß etwas eingefroren ist!“
    „Der Eisberg muß aufs Land!“ entschied der Professor.
    „Aber da pfmilzt er doch!“ krähte Ping Pinguin.
    „Na und?“ schnarrte Schusch. „Du kannst ähn ja sowäso nächt bäs Weihnachten aufheben!“
    „Auf gar keinen Fall darf er im Wasser bleiben!“ sagte Professor Tibatong. „Wenn wirklich etwas eingefroren ist und das Eis dann schmilzt, fällt das, was drin ist, ins Wasser und ertrinkt — oder es schwimmt davon!“
    „Sicher wäre es nicht schade drum!“ grunzte Wutz. „Bestimmt macht es nur Dreck — öff!“
    „Wie wollen wir denn dieses Ding an Land tschiehen?“ fragte Wawa. „Es ist ja viel tschu groß und auch viel tschu kalt!“
    Tim Tintenklecks schlug vor: „Seele-Fant kann ihn schieben. Er ist mindestens so stark wie ein Traktor!“
    Alle fanden diesen Vorschlag klug. Ping Pinguin stürzte sich kopfüber in die Flut, um eilig zu Seele-Fants einsamem Felsenriff zu schwimmen. Aber leider war der Schuhschnabel wieder vor ihm da.
    Das Wasser schäumte und gurgelte um die grauen Steine. Der See-Elefant saß da, den massigen Rumpf aufgebäumt und auf das Schwanzende gestützt. Er reckte den dicken, faltigen Hals und öffnete weit das Maul. Schmerzlich preßte er die Vorderflossen auf sein Herz, seine dunklen Augen schimmerten feucht, und seine Schnurrbarthaare zitterten. „Oh — hoho! Öch bön nöcht froh...“, heulte er in den Wind.
    „So hör doch mal!“ plapperte Schusch. „Du sollst dem Professor helfen!“

    „Oh — hoho!“ seufzte Seele-Fant. „Öch...?“
    „Ja, du!“ schnatterte Ping Pinguin. „Du bist der einzige, der stark genug ist!“ Schusch und Ping Pinguin erklärten ihm, was er machen sollte.
    Betrübt schüttelte er sein massiges Haupt. „Öch würdö döm Profössor söhr görnö hölfön, abör ös göht nöcht! Öch bön traurög! Ond wönn öch arbeutö, kann öch nöcht traurög seun, vörstöht öhr?“ Ping Pinguin und Schusch verstanden ihn nicht. „Ja, ja“, schnaufte Seele-Fant, „das wondört möch nöcht! Daß möch nömand vörstöht, öst öbön so traurög!“ Tief bekümmert betrachtete er seine Schwanzflosse.
    Schließlich aber ließ er sich doch überreden. Er platschte ins Wasser, daß es nur so spritzte.
    Wenig später schon stemmte er seine Schnauze unter den Eisberg und wuchtete ihn von hinten ein wenig empor. „Gantsch toll!“ meinte Wawa bewundernd.
    „Vorsächt, Glas!“ krächzte Schusch.
    Seele-Fant keuchte. Er wühlte Wasser und Sand mit seinen Flossen auf. Zentimeter um Zentimeter schob er den Brocken an Land. Professor Tibatong und Tim Tintenklecks halfen nach besten Kräften. Nach vieler Mühe lag der weiße, zackige Kristall endlich im
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