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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar
Autoren: Kjartan Poskitt
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und eilte auf ihren Vater zu.
    »Molly!«, rief Mungoid. »NEIN!« Er rannte vorwärts, um sie zu fassen zu kriegen, aber sie wich geschickt seinem Griff aus.
    »Molly, in dieser Verfassung tötet er jeden!«
    Aber Molly wandte sich nicht um. Sie trat verwundete Soldaten, während sie auf den barbarischen Berserker zurannte.

    rief Urgum. »Ich bin völlig irre!«
    »Papa!«, rief Molly. »Hör auf! Es ist vorbei.«

    »HÖR AUF, PAPA!«, rief Molly. »HÖR AUF!«

    »Hör sofort auf!«

    »Aus.«
    »Molly?«, sagte Urgum. »Bist du das?«
    »Ich bin’s«, sagte Molly. »Hör jetzt auf.«
    Langsam ließ Urgum den Arm sinken. Die tropfende Axt fiel aus seiner Faust und scheppernd auf den Boden.
    »Ich kann dich nicht sehen«, sagte er. »Bin ich tot?«
    »Noch nicht, Papa«, sagte Molly und konzentrierte sich, damit ihre Stimme nicht zitterte. »Aber wenn du uns nicht erlaubst, dich zu verarzten, dann wirst du’s bald sein.«
    Während Urgums Berserkerzorn langsam verebbte, bahnte sich der Schmerz mit einem Mal seinen Weg zu all den Wunden und gebrochenen Knochen. Er steckte die Hand in den Mund und biss darauf, so hart er konnte, um sich davon abzuhalten zu schreien. Er war verzweifelt bemüht, sein kleines Mädchen nicht sehen zu lassen, dass ihr Vater Schmerz empfand wie jeder andere gewöhnliche Sterbliche.
    »Papa?«, fragte Molly. »Papa, bist du in Ordnung?«
    Oben im Wachturm erkannte Grizelda genau, was vorging, und spannte ihren Bogen.
    Plötzlich steckte ein Pfeil in Urgums Brustplatte. Es war ein dünner Pfeil, der im Sonnenlicht funkelte. Die nadelscharfe Spitze war nicht breit genug, um körperlichen Schaden anzurichten, aber die Flüssigkeit, in die sie getunkt war, erfüllte ihren Zweck. Das Gift der Chaos-Spinne sickerte in Urgums Blutkreislauf und erreichte schnell sein Gehirn. Als es einmal dort war bildete es eine Menge Netze, in denen sich die roten Blutkörperchen fingen, und verlangsamte so die Geschwindigkeit der Gedanken, bis schließlich das gesamte Nervensystem zum Stillstand kam.
    Als Urgum aus dem Sattel fiel, rannte Mungoid zu ihm und fing ihn auf.
    »Papa!«, rief Molly. »Papa?«
    »Lass ihn sich ausruhen«, erklärte Mungoid, während er seinen Freund auf den Boden bettete. »Grizelda hat dafür gesorgt, dass er schläft. Das ist die einzige Möglichkeit, wie er das durchstehen kann.«
    Drüben beim Eingang zur Kluft murmelte die Dechseid neben Divina: »Ich habe nie jemanden so kämpfen sehen. Niemals.«
    »Er hat viele von Ihren Leuten getötet«, sagte Divina.
    »War unsere Schuld«, sagte die Dechseid schlicht. »Ich sorge dafür, dass man Ihnen ein Formular zur Forderung von Schadenersatz zukommen lässt.«
    »Ich will keinen Schadenersatz«, schnauzte Divina sie an. »Ich will meinen Ehemann.«

    »Das kann ich Ihnen nicht vorwerfen«, sagte die Dechseid. »Wenn er mein Mann wäre, würde ich das genauso sehen.«
    Mungoid hatte Urgum ganz sanft auf den Boden gelegt und kniete jetzt neben ihm. Molly stand bei seinen Schultern.
    »Er hat furchtbar viele Verletzungen davongetragen«, sagte Mungoid sanft.«
    »Wird es wieder gut?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Mungoid traurig, aber dann räusperte er sich und versuchte, hoffnungsvoller zu klingen. »Aber mach dir seinetwegen keine Sorgen. Er hat gekämpft, um seine Familie zu verteidigen. Mit Ehre, Mut und nicht der Spur von gesundem Menschenverstand. Er hat seinen Göttern alle Ehre gemacht und bald wird er an ihrer Tafel sitzen und dort für alle Ewigkeiten speisen. Er wird glücklich sein.«
    »Ich will nicht, dass er bei den Göttern ist!« Molly weinte. »Ich will, dass er hier bei mir ist.«
    »Natürlich willst du das«, sagte Mungoid. Er wischte ein bisschen Blut aus dem verwüsteten Gesicht seines Freundes. Inzwischen quoll kein Blut mehr aus der Wunde am Hals, aber Urgums Augenlider waren immer noch geschlossen und sein Atem kam unregelmäßig und stoßweise. »Aber dafür wird er Hilfe brauchen. Furchtbar viel Hilfe.«
    Divina kam zu ihnen, trat neben Molly und legte eine Hand auf die Schulter ihrer Tochter. »Was können wir tun, Mungoid?«
    Mungoid schluckte. Sein gewaltiges, hässliches Gesicht wirkte seltsam weich und ausgepumpt, als er Urgums Helm gerade rückte.
    »Facht die Flammen unter dem gepunkteten Flusspferd an«, antwortete er.
    Divinas Augenbraue schoss zornig nach oben, aber Mungoid machte keinen Witz.
    »Der alte Urgum und ich sind praktisch schon seit ewig Gefährten«, erklärte er.
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