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Urgum der Barbar

Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar
Autoren: Kjartan Poskitt
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seiner Söhne es schaffen sollte, so brutal und furchtlos zu werden, wie er es war. Haha, guter Witz!
    Diese wilde Jagd rund um den Kraterrand würde zeigen, aus welchem Stoff sie gemacht waren. Es stimmte, seine sieben Söhne hielten mit ihm mit, doch trotz ihres Gebrülls und des Gegröles wirkten sie verängstigt. Urgum grinste, dachte zurück an seine frühen wilden Jahre und versuchte, sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, Angst zu haben. Zu jener Zeit hatte er noch die üblichen kindischen Spiele gespielt, wie Klapperschlangen miteinander verknoten oder Seiltanzen über einer Bärengrube, aber immer hatte er eine schnelles Gebet zu seinen Göttern gesandt, damit sie ihn schützten.
    Anfangs hatte er sich gesorgt, dass er die Götter vielleicht zu einer ungünstigen Zeit anrief und sie ihm gar nicht zuhören würden oder einfach schlechte Laune hatten, aber nach und nach hatte er sich an die Tatsache gewöhnt, dass die Götter ihn immer retteten, egal wie oft er das Schicksal auch herausforderte. Immerhin hatten die Götter auch seinen Vater Urgurt jedes einzelne Mal beschützt, bis auf das eine Mal, als sie ihn nicht beschützt hatten und er eines grausigen Todes gestorben war. Aber wenn man von diesem einen Mal absah (und es war ja wirklich nur ein Mal), dann hatten die Götter Urgurt immer gerettet und würden auch Urgum immer retten.
    Direkt vor den Reitern braute sich eine dicke gelbe Schwefelwolke zusammen. Urgum konnte hören, dass die Jungs hinter ihm verzweifelte Stoßgebete murmelten, aber es kümmerte ihn nicht. Die Götter würden es nicht wagen, ihm etwas zustoßen zu lassen, und falls sie es doch taten... Tja, dann würde er bald an ihrer festlichen Tafel sitzen und bis in alle Ewigkeit jede Menge göttliches Essen in seinen Mund schaufeln. Lecker!
    Sie jagten alle zusammen Hals über Kopf in die Wolke und sangen dabei:
    »HABEN WIR SCHISS?
NÖ!
KÜMMERT’S UNS?
NÖ!
WIR SIND VÖLLIG
IRRE!«
    Während die Augen der Reiter und die der Pferde vor ätzenden Tränen brannten, wurde es immer schwerer, den schmalen Pfad zu erkennen.
    »Was machen wir jetzt, Urgum?«, brüllte Ruff, der älteste Sohn, durch den gelben Nebel. »Wir können nicht mehr sehen, wohin wir reiten!«
    »Natürlich reiten wir SCHNELLER!«, brüllte Urgum.

    Urgum fühlte sich so pudelwohl, dass ihm eine solche Möglichkeit niemals in den Sinn gekommen wäre, doch oben in den Heiligen Hallen von Sirrus fing man langsam an, sein Verhalten extrem ermüdend zu finden. Sirrus war der Ort, an dem all die Geister der Verlorenen Wüste lebten, einschließlich der barbarischen Zwillingsgötter Tangor und Tangal. Wie alle anderen Götter waren auch die göttlichen Zwillinge abhängig davon, dass die Sterblichen an sie glaubten, um existieren zu können. Also war es ein Glück, dass sie Urgum hatten, dessen Glaube an sie unerschütterlich war. Unglücklicherweise hatte Urgum aber nicht den leisesten Schimmer, dass sie deshalb immer wieder sein Leben retteten.
    Als Urgum jetzt seine Söhne Hals über Kopf in die Schwefelwolke führte, weckte Tangal ihren Bruder hektisch aus seinem Nachmittagsnickerchen.
    »Schau dir Urgum an!«, sagte sie. »Er jagt blindlings um den Rand des Vergessenen Kraters herum.«
    »Und weiter?« Ihr Bruder gähnte.
    »Weiter versucht der Idiot schon wieder, sich umzubringen!«
    »Oh nein! Warum macht er das nur ständig?«
    »Du weißt doch warum«, sagte Tangal. »Er will an unserer Tafel sitzen und bis in alle Ewigkeit essen.«
    »Aber wir sind gerade erst seinen Vater losgeworden!«, sagte Tangor. »Es hat fünfzehn Jahre gedauert, bis er endlich satt war, und wir sind noch immer nicht mit dem Abwasch fertig.«
    »Ich hab dir doch gesagt, du hättest Urgurt gar nicht erst sterben lassen dürfen.«
    »Aber er hat mit einem Elefanten gerungen! Wie dämlich kann man denn sein? Er musste einfach sterben, damit habe ich ihm eine wertvolle Lektion erteilt.«
    »Ich habe auch eine wertvolle Lektion gelernt«, schnauzte Tangal ihn an. »Wir brauchen nicht noch mehr tote Barbaren, die sich an unsere Tafel einladen! Und außerdem ist Urgum der letzte wahre Barbar.«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Wenn er stirbt, dann haben wir keine wahren Gläubigen mehr übrig«, erklärte Tangal. »Und wenn keiner an uns glaubt, dann werden wir keine echten Götter mehr sein. Wir sind nur noch Kellner, die ihn an unserer Tafel bedienen, für immer und ewig. Und all die anderen Geister werden uns
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