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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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ist.«
    »Daniel?«, fragte ich. Mein Sehvermögen war noch immer etwas eingeschränkt und ich konnte die Stimme nicht einordnen.
    »Nein, ich bin’s, Talbot.« Er wandte sich zu jemand anderem im Raum. »Glaubst du, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat?«
    Die andere Person schien ihn zu ignorieren. »Ich bin auch hier«, sagte sie.
    »Gabriel?« Ich schüttelte den Kopf. Mein Sehvermögen kam langsam zurück. Gabriel und Talbot standen rechts und links des Betts. Ich konnte sie nur verschwommen wahrnehmen, sodass sie fast wie Brüder wirkten. Sie schienen besorgt.
    Wir waren nicht die Einzigen im Raum. Fünf Jungen im Teenageralter hockten gleich am Fußende des Betts auf dem Boden. Als ich zu ihnen sah, neigten sie ihre Köpfe ganz weit herunter.
    »Was ist los?«, fragte ich. Wieso pochte mein Knöchel vor Schmerzen? Weshalb hatte ich eine Schwellung am Rücken, die wie Feuer brannte? Warum war mein Kleid zerrissen und weswegen war mein Bauch mit irgendwelchen Fetzen verbunden, die aussahen, als hätte man Bettlaken entzweigerissen?
    »Du hast uns ganz schön Angst eingejagt«, sagte Talbot. »Wir waren nicht sicher, ob du es überlebst.« Er machte einen Schritt auf mich zu. Doch plötzlich knurrte mein Kissen und Talbot wich zurück. »Uah, ganz ruhig«, sagte er und hielt die Hände hoch, so als hätte er Angst, dass das Kissen ihn beißen könnte. Ich wusste, dass ich nicht ganz bei Sinnen war, aber die ganze Situation schien mir völlig surreal.
    »Was ist passiert?«
    »Du solltest deine Selbstheilungskräfte aktivieren. Ohne deine Hilfe kann dein Körper so ernsthafte Verletzungen nicht allein bewältigen – insbesondere, weil duwahrscheinlich eine große Menge Werwolfgift in dir hast. Wir haben versucht, unsere Kräfte einzusetzen, um die Heilung zu beschleunigen, aber ich fürchte, diese Art von Übertragung funktioniert nur bei oberflächlichen Wunden.«
    Ich schielte zu Talbot und bemerkte den aufrichtig besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich verstand überhaupt nicht, was mit ihm los war. Er war doch böse! Oder etwa nicht? Und hatte er nicht irgendwas gesagt … dass er mich lieben würde?
    »Er hat recht, Grace.« Gabriel setzte sich auf die Bettkante. Damit hatte mein Kissen offenbar kein Problem. »Wir werden dir später alles erklären. Jetzt geht es nur darum, dass du wieder gesund wirst.« Er trug den Arm in einer Schlinge, die anscheinend von seinem Mönchsgewand abgetrennt worden war.
    »Warum sollte ich nicht gesund werden?« Ich hob meinen Arm an. Er war mit einem Verband umwickelt, der von einer klebrigen, geronnenen rotbraunen Flüssigkeit durchtränkt war. Blut. Mein Blut. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an den Kampf mit den Wölfen. »Was ist passiert? Wo ist Caleb? Wo ist Jude?« Ich überflog all die vage vertrauten Gesichter im Raum. »Wo ist Daniel?«, schrie ich geradezu.
    Mein Kissen winselte und schob mich mit einer Bewegung vom Bett hoch. Ich wandte mich um, kniete mich auf das Bett und entdeckte, dass das Kissen ein weißer Wolf war. Er jaulte aufgeregt und warf den Kopf vor und zurück. Es schien fast, als versuchte er, mir etwas zu sagen.
    »Caleb ist entkommen«, sagte Gabriel.
    »Du hast mit ihm gekämpft?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du würdest nicht kämpfen, egal, was auch passiert.«
    »Sagen wir mal, dass mich jemand inspiriert hat. Mir gezeigt hat, dass es möglich ist, für die wirklich wichtigen Dinge zu kämpfen, ohne sich selbst an den Wolf zu verlieren. Du bist ein sehr tapferes Mädchen.« Er tätschelte seinen Arm in der Schlinge. »Allerdings weiß ich nicht, ob ich so was so bald wieder mache.«
    Ich versuchte ihn anzulächeln, was wohl eher zu einer Grimasse geriet.
    Talbot räusperte sich. »Jude ist hier.« Er deutete auf den Alkoven, in dem sich Caleb verborgen hatte, als wir zum ersten Mal in diesen Raum gebracht worden waren.
    Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte meinen Blick auf Jude, der auf einem Stuhl mit hoher Rückenlehne saß und auf seine leeren Hände starrte.
    »Er sagt, er möchte nach Hause kommen«, sagte Gabriel.
    »Wirklich?« Endlich? Der Druck, der in den letzten zehn Monaten auf meinem Herzen gelastet hatte, fiel plötzlich ab. »Jude, ich kann dir nicht sagen, wie glücklich mich das macht.«
    Jude schüttelte den Kopf und blickte zu mir auf. Ich war erstaunt, wie ausdruckslos sein Gesicht wirkte – noch viel stoischer und versteinerter, als ich es je zuvor erlebt hatte. Im Gegensatz zu allen
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