Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
spielerischer Schlag sein, doch der Schmerz in meiner Narbe durchzuckte mich wie Elektrizität. Ich blickte ihn wütend an.
    »Jetzt wirst du langsam sauer«, stellte Daniel fest. Das schiefe Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Meinst du wirklich?« Ich ließ eine weitere Kombination folgen. Drei Geraden und einen Haken in Richtung seiner Boxhandschuhe. Ich spürte einen Kraftschub in meinem Körper – endlich – und der letzte Stoß kam schneller und härter als erwartet. Daniel verlor seine Deckung und meine Faust rammte gegen seine Schulter.
    »Whoa!« Er wich zurück und lockerte seine Schultern. »Zügel deine Kräfte, Grace. Lass nicht deine Gefühle die Oberhand gewinnen.«
    »Warum versuchst du dann, mich wütend zu machen?«
    Sein schiefes Grinsen nahm einen verschlagenen Zug an. »Damit du deine Balance trainieren kannst.« Er klopfte seine Handschuhe gegeneinander und machte mir ein Zeichen, ihn erneut anzugreifen.
    Ich spürte, wie mich meine Kräfte durchströmten, endlich unter meiner Kontrolle. Ich lachte und tänzelte ein paar Meter zurück. »Wie findest du diese Balance?«, fragte ich grinsend, und schneller, als ich auch nur denken konnte, wirbelte mein Körper herum und landete einen direkten Schlag gegen Daniels ausgestreckten Handschuh.
    Daniel stöhnte und stolperte nach hinten. Seine Knie schwankten, gaben unter ihm nach und er taumelte rückwärts zu Boden.
    »Oh nein!« Ich fasste nach ihm und ergriff seinen Arm. Ich konnte allerdings nicht mehr verhindern, dass er hinfiel, und stürzte mit ihm zusammen auf den Rasen.
    Seite an Seite landeten wir im Gras. Ich war sofort wiebetäubt – der Sturz hatte mir die Luft genommen; meine Kräfte hatten mich verlassen. Daniel rollte auf die Seite und stöhnte erneut. Erschrocken wurde ich mir der Realität bewusst.
    »Oh je. Tut mir leid!« Ich setzte mich auf. »Das hab ich nicht gewollt. Meine Kräfte waren plötzlich da und ich … Alles in Ordnung?«
    Daniels Stöhnen verwandelte sich in ein halbes Lachen. »Diese Art von Balance hab ich nicht gemeint.« Er zuckte zusammen, zog seine Boxhandschuhe ab und warf sie zur Seite.
    »Im Ernst, bist du okay?«
    »Jepp.« Daniel beugte sich vor und massierte seine Knie. Sie hatten ordentlich was abbekommen, als er vor knapp zehn Monaten von der Empore der Pfarrkirche gefallen war. Und da ich ihn gleich nach dem Sturz vom Fluch des Werwolfs geheilt hatte, waren seine übermenschlichen Kräfte verloren gegangen. Jetzt musste er wie jeder normale Mensch abwarten, bis seine Wunden verheilten. Obwohl er mehrere Wochen auf Krücken gegangen war und sich einer Physiotherapie unterzogen hatte, machten seine Knie noch immer große Probleme. »Einen Krüppel schlagen – was würde wohl dein Vater dazu sagen?«
    »Ha-ha.« Ich schnitt eine Grimasse.
    »Aber mal ganz im Ernst. Du wirst besser.« Er stöhnte wieder, legte sich ins Gras zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf.
    »Nicht gut genug.«
    Ich brauchte fast eine Stunde intensiven Trainings, bevormeine Kräfte auch nur ansatzweise spürbar waren, und wenn sie dann einsetzten, hielten sie bloß – wie lange? – vielleicht dreißig Sekunden an. Das war der Haken an meinen Fähigkeiten. Sie setzten schubweise ein, wann immer sie es wollten, und lagen völlig außerhalb meiner Kontrolle. Meine Verletzungen heilten schneller, als es bei normalen Sterblichen der Fall war. Doch noch immer war ich nicht in der Lage, diese Kräfte einfach so aus mir herauszuholen, wie Daniel es früher gekonnt hatte. Ich konnte mich nicht aus eigenem Willen heilen. Ich bekam plötzliche Ausbrüche von Kraft und Wendigkeit, als hätte mein Körper ein eigenes Bewusstsein, wie gerade eben, als ich Daniel geschlagen hatte. Aber normalerweise konnte ich nicht steuern, wann das passierte.
    Nachdem Daniels Arzt ihm wieder Bewegung erlaubt hatte, begannen wir dreimal pro Woche mit dem Training – allerdings nur, wenn ich nicht gerade Hausarrest hatte. Wir fingen an zu joggen, probierten Hindernisläufe, boxten wie heute mit Handschuhen und übten, über große Distanzen zu sehen und zu hören. Obwohl ich deutlich schneller und stärker war als noch vor ein paar Monaten, schien es mir langsam, als würde ich niemals in der Lage sein – egal, wie sehr ich es auch versuchte – meine Kräfte so anzuwenden, wie ich es wollte. Stattdessen kontrollierten sie mich.
    Daniel seufzte. Er zeigte zum Himmel. »Sieht so aus, als ob wir gerade rechtzeitig aufhören. Der Meteoritenschauer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher