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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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existierte nichts anderes.Unter den fallenden Sternen gab es nur Daniel, mich und das Bett aus Gras unter uns.
    Plötzlich wich er ein Stückchen zurück. »Bei dir summt’s«, flüsterte er.
    »Häh?«, murmelte ich und küsste ihn.
    Er rückte weiter von mir ab. »Ich glaub, das ist dein Handy.«
    Jetzt bemerkte ich es auch. Das Handy in der Tasche meines Sweatshirts.
    »Na, und?« Spielerisch fasste ich nach seinem T-Shirt und zog ihn wieder an mich. »Die können ja ’ne Nachricht hinterlassen.«
    »Es könnte deine Mom sein«, mahnte Daniel. »Ich hab dich gerade erst wieder. Ich möchte nicht wieder zwei Wochen auf dich verzichten.«
    »Verdammter Mist.«
    Daniel grinste. Er fand es immer wahnsinnig komisch, wenn ich fluchte. Aber er hatte recht, zumindest was meine Mom betraf. Seitdem Jude weggegangen war, gab es bei ihr nur zwei Betriebsformen: Zombie Queen und Durchgeknallte Mama-Bär. Ihr höchstpersönliches Modell einer bipolaren Störung.
    Ich war heute Abend aufgebrochen, bevor sie von Tante Carols Verabschiedung am Bahnhof zurückgekommen war. Daher wusste ich nicht, in welchem Modus sie sich gerade befand. Sollte es der superstrenge sein, könnte sie mich womöglich wieder zu Hausarrest verdonnern, wenn ich beim zweiten Klingeln nicht ans Handy ging.
    Ich setzte mich auf und kramte in der Tasche meinesKapuzenshirts. Doch es war schon zu viel Zeit vergangen; der Anrufer hatte aufgelegt, bevor ich das Handy endlich fand. »Verflucht.« Es war völlig unmöglich, Daniel zwei weitere Wochen nur in der Schule sehen zu können. Ich klappte das Handy auf, um die entgangenen Anrufe zu überprüfen, und hoffte im Stillen, dass es nicht meine Mutter gewesen war. Was ich jedoch entdeckte, verwirrte mich. »Wo ist dein Handy?«, fragte ich Daniel.
    »Ich hab’s drinnen gelassen. Auf meinem Bett.« Daniel gähnte. »Wieso?«
    Während ich weiter auf das Display meines Handys starrte, stand ich auf. Eine dunkle Vorahnung kroch in mir hoch. Die Haare in meinem Nacken richteten sich auf und meine Muskeln verspannten sich so, wie sie es immer taten, wenn mein Körper Gefahr witterte. Das Telefon in meiner Hand fing wieder an zu klingeln. Ich ließ es fast fallen.
    »Wer ruft dich denn an?«
    »Du.«
    Ich fummelte an dem Handy herum, dabei rutschte es mir beinahe wieder aus den Händen. Nervös drückte ich auf den Annahmeknopf und hielt das Handy ans Ohr. »Hallo?«, fragte ich vorsichtig.
    Stille.
    Ich sah wieder auf das Display, um mich zu vergewissern, dass ich den Anruf auch angenommen und nicht versehentlich den falschen Knopf gedrückt hatte. Dann brachte ich das Telefon wieder an mein Ohr. »Äh, hallo?«
    Immer noch nichts.
    Ich sah zu Daniel und zuckte mit den Achseln. »Musswohl irgendeine Fehlschaltung sein.« Ich wollte gerade auflegen, als ich etwas in der Leitung hörte. Es hörte sich wie eine Hand an, die den Hörer bedeckte.
    »Hallo?« Meine Haut kribbelte. Eine Gänsehaut überlief meine Arme. »Wer ist da?«
    »Sie sind hinter dir her«, sagte eine gedämpfte Stimme. »Du bist in Gefahr. Ihr seid alle in Gefahr. Du kannst sie nicht aufhalten.«
    »Wer ist denn da?«, fragte ich erneut. Ähnlich der Spannung in meinen Muskeln wurde meine Panik größer. »Wie kommen Sie an Daniels Telefon?«
    »Vertrau ihm nicht«, sagte die Stimme zitternd. »Er lässt dich glauben, dass du ihm vertrauen kannst. Aber das kannst du nicht.«
    Daniel griff nach dem Handy, doch ich entzog mich ihm.
    »Wovon reden Sie überhaupt?«, fragte ich.
    »Du kannst ihm nicht vertrauen.« Die Stimme schien plötzlich deutlicher, als ob sich die Hand nicht mehr über dem Hörer befand – und ihre Vertrautheit ließ mir fast das Herz stehen bleiben. »Bitte, Gracie, glaub mir dieses eine Mal. Ihr seid alle in Gefahr. Du musst wissen, dass …« Die Stimme erstarb mit einem klappernden Geräusch, als hätte jemand das Telefon fallen gelassen.
    Dann war die Leitung tot.
    »Jude!«, schrie ich in mein Handy.
    Ungefähr zehn Sekunden später
     
    »Warte!«, rief Daniel mir nach, während er sich vom Boden aufzurappeln versuchte.
    Doch ich hatte bereits die Taste gedrückt, um Daniels Handy zurückzurufen, und war schon vom Rasen zur hinteren Veranda gelaufen, bevor es auch nur zu klingeln anfing. Undeutlich konnte ich hören, wie von seinem Handy in der Kellerwohnung von Maryanne Dukes altem Haus eine Metal-Version der ›Mondscheinsonate‹ ertönte. Ich verspürte einen Schub übernatürlicher Schnelligkeit. Innerhalb von
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