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Urban Gothic (German Edition)

Urban Gothic (German Edition)

Titel: Urban Gothic (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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dicke Staubschicht und Insektenkadaver bedeckten die halb verrotteten Holzdielen. Die einzigen Anzeichen, dass jemand den Raum betreten hatte, boten ihre eigenen Fußabdrücke und Jamals Blut, das sich in einer zunehmend größeren Pfütze ausbreitete. Offensichtlich war vorher ewig niemand mehr hier gewesen. Nicht auszuschließen, dass die hartnäckige Feuchtigkeit in der Luft die Spanplatten aufgeweicht und zum Absturz gebracht hatte. Jedenfalls schienen sie von denjenigen, die sie angebracht hatten, in letzter Zeit nicht überprüft worden zu sein.
    Vorsichtig durchquerte Perry den Raum und klopfte gegen die Spanplatten, die eines der Fenster bedeckten. Sie fühlten sich solide an. Er überprüfte das zweite Fenster. Hier fand er Spuren von Schimmel an den Holzbrettern. Sie fühlten sich feucht an. Mit angehaltenem Atem stieß er die Spitze des Brecheisens dagegen. Die Klinge sank mühelos in das Holz.
    Perry begann zu weinen. Tränen der Erleichterung strömten ihm über die Wangen, als er sich zu Leo und Dookie umdrehte.
    »Es ist morsch. Nicht völlig verrottet, aber ich glaube, stark genug, um es runterzubekommen.«
    Sie starrten ihn mit ausdruckslosen Mienen an, als verstünden sie gar nicht, was er sagte.
    »Wir können raus«, flüsterte Perry. »Durchs Fenster. Kommt her, Jungs. Schnell.«
    Dookies verdutzte Miene fiel in sich zusammen und verwandelte sich in blanke Ungläubigkeit. Auch Leo wirkte unsicher. Trotzdem kamen sie seiner Aufforderung nach und kamen auf ihn zu. Mit herabhängenden Armen standen sie da und vermieden es tunlichst, zu Jamal hinüberzusehen.
    Perry zwängte das Brecheisen zwischen die Barriere und die Wand und hebelte es hin und her. Ein kleines Stück Holz löste sich und brach ab. Perry ließ es zu Boden fallen und arbeitete einen weiteren faustgroßen Brocken aus der Platte. Grinsend verstärkte er seine Bemühungen, achtete nicht länger darauf, keinen Lärm zu verursachen. Nur noch wenige Minuten bis zur Freiheit.
    Er hatte einen Großteil der Spanplatte entfernt und fast das halbe Fenster freigelegt, als er auf solides Holz stieß. Danach kam er langsamer voran. Aufgrund der massiven Bauweise hatte Perry zunehmend Mühe, das Brecheisen anzusetzen. Langsam ging ihm die Puste aus.
    »Verdammt.«
    »Was ist?«, fragte Leo. »Warum hören Sie auf?«
    »Massives Holz«, antwortete Perry keuchend. »Ich bekomm’s nicht ab.«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und musterte die Jungen einen Moment lang. Dann drehte er sich um und versuchte, das Fenster zu öffnen. Der Griff erwies sich als festgerostet und rührte sich nicht. Also schlug Perry stattdessen die Scheibe an jenem Teil des Fensters ein, den er freigelegt hatte. Sofort wehte ein kühler Wind herein. Für Perry eine der angenehmsten Empfindungen, an die er sich erinnern konnte. Er drehte sich erneut um. Leo und Dookie wirkten völlig verängstigt.
    »Jemand wird gehört haben, wie das Glas zerbrochen ist«, meinte Leo in vorwurfsvollem Ton. »Sie locken die direkt zu uns.«
    »Ich weiß«, erwiderte Perry. »Deshalb müssen wir schnell machen. Dookie, du bist als Einziger dünn genug, um da durchzupassen. Geh und hol Hilfe.«
    »Sie haben wohl einen an der Waffel, Mr. Watkins.«
    »Werd bloß nicht frech, Junge.«
    »Wen nennen Sie hier einen Jungen?«
    »Wir haben keine Zeit zum Streiten, Dookie. Kriech durch das beschissene Fenster und hol Hilfe. Inzwischen müsste die Polizei da sein.«
    »Seien Sie sich da nicht so sicher«, warf Leo ein.
    Perry seufzte genervt. »Falls nicht, sag meiner Frau, was passiert ist. Sie soll noch mal die Notrufzentrale anrufen und so lange in der Leitung bleiben, bis sie jemanden herschicken. Sie muss die dazu bringen, dass jemand kommt. Und während sie sich darum kümmert, läufst du los, hämmerst an alle Türen in der Nachbarschaft und weckst die Leute auf.«
    »Und was soll ich denen sagen?«
    »Dass wir hier drin mit einer Horde Irrer eingesperrt sind. Sag ihnen, sie sollen ihre Fackeln und Heugabeln ausgraben wie in den alten Monsterfilmen und die verdammte Tür einschlagen! Und jetzt geh endlich, Dookie.«
    Mit geweiteten Augen und verunsicherter Miene spähte der nervöse Teenager durch das Fenster hinaus. Dann schluckte er schwer und nickte.
    »Na schön. Ich mach’s.«
    »Und ob du’s machst, verdammt«, brummte Perry. »Beeil dich. Und sei vorsichtig. Du bist uns keine Hilfe, wenn du dir auf dem Weg nach unten den Hals brichst.«
    »Yo, alles klar.« In Dookies Stimme
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