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Urangst

Urangst

Titel: Urangst
Autoren: Dean Koontz
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von der Veranda zu ihrem Wagen.
    Brian sagte: »Trägst du immer zweitausend Dollar mit dir rum?«

    »Immer, seit ich vor drei Jahren nicht in der Lage gewesen wäre, einen Hund zu retten, wenn ich nicht genug Geld dabeigehabt hätte, um ihn zu kaufen. Dieser Erste hat mich dreihundertzweiundzwanzig gekostet.«
    »Das heißt also, manchmal musst du einen Hund kaufen, um ihn zu retten.«
    »Gott sei Dank nicht oft.«
    Unaufgefordert sprang Nickie in den Kofferraum des Geländefahrzeugs.
    »Braves Mädchen«, sagte Amy und erntete heftiges Schwanzwedeln.
    »Was du da eben gemacht hast, war verrückt.«
    »Es war doch nur Geld.«
    »Ich meine, dass du dir von ihm dieses Eisen an die Kehle hast halten lassen.«
    »Er hätte es nicht benutzt.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Ich kenne diese Sorte Mann. Im Grunde genommen ist er absolut harmlos.«
    »Ich halte ihn nicht für harmlos.«
    »Er verprügelt Frauen und Hunde.«
    »Du bist eine Frau.«
    »Nicht sein Typ. Glaub mir, mein Goldschatz, zur Not hättest du ihm im Nu den Hintern versohlt.«
    »Es ist schwierig, einem Kerl den Hintern zu versohlen, nachdem er ein Montiereisen in deinem Schädel versenkt hat.«
    Amy knallte die Heckklappe zu und sagte: »Deinem Schädel würde nichts passieren. Aber das Radeisen wäre hinterher verbogen.«
    »Lass uns von hier verschwinden, bevor er findet, er hätte auf drei tausend bestehen sollen.«
    Sie klappte ihr Handy auf und sagte: »Wir brechen noch nicht auf.«

    »Was? Wieso das denn?«
    Während sie drei Tasten drückte, sagte sie: »Der Spaß geht jetzt erst richtig los.«
    »Dein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht.«
    »Und was für ein Ausdruck ist das?«
    »Leichtsinn und Ausgelassenheit.«
    »Ausgelassenheit steht mir, dann sehe ich richtig goldig aus. Findest du nicht, dass ich goldig aussehe?«
    Bei der Notrufzentrale nahm jemand ab und Amy sagte: »Ich rufe von einem Handy aus an. Hier schlägt ein Mann seine Frau und seinen kleinen Jungen. Er ist betrunken.« Sie nannte die Adresse.
    Mit an die Scheibe gepresster Schnauze schaute der Golden Retriever aus dem dunklen Laderaum des Geländefahrzeugs, und zwar mit der Neugier eines Aquariumbewohners, der, ohne mit der Wimper zu zucken, an die Wände seiner Welt stößt.
    Amy nannte ihren Namen. »Er verprügelt sie nicht zum ersten Mal. Ich fürchte, diesmal wird er sie zum Krüppel schlagen oder umbringen.«
    Die Brise frischte auf und die Eukalyptusbäume schüttelten ihre Zweige, als schwirrten geflügelte Schwärme darin herum.
    Während er das Haus anstarrte, fühlte Brian das Chaos nahen. Er hatte schon viele harte Erfahrungen mit dem Chaos gemacht. Er war während eines Tornados geboren worden.
    »Ich bin eine Freundin der Familie«, log Amy. »Beeilen Sie sich.«
    Nachdem Amy das Telefonat beendet hatte, sagte Brian: »Ich dachte, du hättest ihm den Druck genommen.«
    »Nein. Mittlerweile hat er erkannt, dass er mit dem Hund auch seine Ehre verkauft hat. Daran wird er Janet die Schuld geben. Komm, schnell.«

    Sie lief auf das Haus zu, und Brian eilte an ihre Seite. »Sollten wir das nicht besser der Polizei überlassen?«
    »Es kann sein, dass die nicht rechtzeitig hier sind.«
    Auf dem vom Mond versilberten Gehweg erschauerten die unklar umrissenen Schatten von Blättern, als strebten tausend Käfer zitternd schützenden Ritzen entgegen.
    »Aber in einer solchen Situation«, sagte Brian, »wissen wir doch gar nicht, was zu tun ist.«
    »Was wir tun, ist das Richtige. Du hast das Gesicht des Jungen nicht gesehen. Sein linkes Auge ist geschwollen. Sein Vater hat ihm die Nase blutig geschlagen.«
    Eine alte Wut regte sich in Brian. »Was willst du dem Mistkerl antun?«
    Sie stieg die Stufen zur Veranda hinauf und antwortete: »Das liegt ganz bei ihm.«
    Janet hatte die Haustür einen Spalt offen stehen lassen. Vom hinteren Ende des Hauses drangen Carls zornig erhobene Stimme, Hammerschläge, Splittergeräusche und der süße verzweifelte Gesang eines Kindes bis zu ihnen.
    Im Kern jedes geordneten Systems, sei es nun eine Familie oder eine Fabrik, herrscht Chaos. Aber inmitten des Strudels jeder Art von Chaos verbirgt sich wiederum eine seltsame Ordnung, die nur darauf wartet, gefunden zu werden.
    Amy stieß die Tür auf, und sie betraten erneut das Haus.

2
    Salz- und Pfefferstreuer aus Keramik, jeweils Hundepaare – sitzende Airdales, komische Beagles, grinsende Golden Retriever, tänzelnde Pudel, Schäferhunde, Spaniel, Terrier, edle irische
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