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Urangst

Urangst

Titel: Urangst
Autoren: Dean Koontz
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mir.«
    »Fünfzehnhundert.«
    Da er mit Amys Finanzen vertraut war, sagte Brian: »Amy?«
    Carl nahm das Radeisen von der rechten Hand in die linke. Er bewegte die Finger seiner freien Hand, als hätte er das Werkzeug mit solchem Ingrimm festgehalten, dass er jetzt einen Krampf in den Fingern hatte.
    Zu Brian sagte er: »Und wer zum Teufel sind Sie?«
    »Ich bin ihr Architekt.«
    »Fünfzehnhundert«, wiederholte Amy.
    Obwohl es nicht allzu warm in der Küche war, glitzerte ein dünner, fettiger Schweißfilm auf Carls Gesicht. Auch sein Unterhemd war feucht. Es war der Schweiß eines Trinkers, dessen Körper darum ringt, Giftstoffe auszuscheiden.
    »Ich brauche Ihr Geld nicht.«

    »Ja, Sir, das weiß ich. Aber den Hund brauchen Sie auch nicht. Es ist nicht der einzige Hund auf der Welt. Siebzehnhundert. «
    »Was ist los mit Ihnen – sind Sie übergeschnappt?«
    »Ja. Das bin ich. Aber es ist eine gute Form von Verrücktheit. Ich meine, ich bin keine Selbstmordattentäterin oder so was.«
    »Eine Selbstmordattentäterin?«
    »Ich habe keine Leichen in meinem Hinterhof begraben. Oder doch, eine, aber das ist ein Kanarienvogel in einem Schuhkarton.«
    »Mit Ihnen stimmt doch was nicht«, sagte Carl mit belegter Stimme.
    »Er hieß Leroy. Ich wollte nie einen Kanarienvogel haben und erst recht keinen, der Leroy heißt. Eine Freundin ist gestorben, und Leroy hatte kein Zuhause mehr, nur seinen schäbigen kleinen Käfig. Keiner wollte ihn haben und deshalb habe ich ihn genommen und er hat bei mir gelebt, und dann habe ich ihn begraben, aber ich habe ihn erst begraben, als er tot war, weil ich, wie ich schon sagte, nicht zu dieser Form von Verrückten zähle.«
    Unter seiner Stirn waren Carls Augen tiefe Brunnen mit fauligem Wasser, das auf dem Grund dunkel glitzerte. »Verarschen Sie mich nicht.«
    »Das würde ich niemals tun, Sir. Ich kann es gar nicht. Ich bin mehr oder weniger von Nonnen erzogen worden. Ich verarsche niemanden, ich verspotte Gottes Namen nicht, ich trage keine Lacklederschuhe zu einem Rock und ich habe eine derart vergrößerte Schulddrüse, dass sie so viel wiegt wie mein Gehirn. Achtzehnhundert.«
    Als Carl das Montiereisen wieder von der linken in die rechte Hand nahm, drehte er es um und hielt es jetzt am stumpfen Ende, das als eine Art Kreuzschlüssel diente. Er
deutete mit dem Ende zum Lösen der Radkappen, dem spitzen Ende, auf Amy, sagte aber kein Wort.
    Brian wusste nicht, ob das Schweigen eines prügelnden Ehemannes ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Er hatte mehr als einmal erlebt, dass Amy einen erbosten Hund, der knurrend die Zähne fletschte, dazu überredete, sich den Bauch kraulen zu lassen; aber er hätte sein letztes Hemd darauf gewettet, dass Carl sich nicht auf den Rücken legen und alle viere in die Luft strecken würde.
    »Zweitausend«, sagte Amy. »Mehr habe ich nicht. Ich kann nicht höher gehen.«
    Carl machte einen Schritt auf sie zu.
    »Halt. Bleiben Sie, wo Sie sind«, warnte ihn Brian und hob den Stuhl, als sei er ein Löwenbändiger, wobei ein Löwenbändiger immerhin eine Peitsche besessen hätte.
    Amy sagte zu Brian: »Immer mit der Ruhe, Frank Lloyd Wright. Dieser Gentleman und ich, wir bauen hier gerade eine Vertrauensbasis auf.«
    Carl streckte seinen rechten Arm aus und hielt ihr die Spitze des Radeisens an die Kehle, genau in die Kuhle zwischen den Schlüsselbeinen.
    Als sei ihr überhaupt nicht bewusst, dass die Spitze einer tödlichen Waffe jeden Moment ihre Speiseröhre durchstechen könnte, sagte Amy: »Also gut – zweitausend. Sie sind ein harter Verhandlungspartner, Sir. Es wird eine Weile dauern, bis ich mir wieder ein Filetsteak leisten kann. Aber das geht schon in Ordnung. Ich bin ohnehin eher der Hamburger-Typ. «
    Der prügelnde Ehemann war jetzt eine Chimäre, nur noch zur Hälfte zorniger Stier, der Rest war eine zusammengerollte Schlange. Finstere Berechnung hatte seinen Blick geschärft, und obwohl seine Zunge nicht gespalten war, glitt sie zwischen seine Lippen, um die Luft zu prüfen.

    Amy sagte: »Ich kannte mal einen Typen, der wäre fast an einem Bissen Steak erstickt. Mit dem Heimlich-Handgriff ließ es sich nicht von der Stelle bewegen und daher hat ihm ein Arzt gleich dort im Restaurant einen Schnitt in die Kehle gesetzt und das Stück, das festsaß, rausgefischt.«
    Die Hündin saß regungslos da, hatte aber nicht in ihrer Wachsamkeit nachgelassen, und Brian fragte sich, ob er sich ein Beispiel an ihr nehmen sollte. Wenn Carls
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