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Titel: Upload
Autoren: Cory Doctorow
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nach Cala-bogie fahren. Warum treffen wir uns nicht einfach? Du könntest dort schwimmen und wandern.
    Wir haben uns nah am Dock eine kleine Hütte mit Sauna gebaut. Da könntest du mit Alphie zusammen tüchtig schwitzen.«
    »Klingt ja toll.« Art wünschte, er hätte Audies Talent, unvermittelt das Thema zu wechseln. »Hört sich wirklich gut an. Aber leider … Na, du weißt schon. Ich will mich hier in Toronto mit Freunden treffen und hören, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Schließlich war ich lange nicht mehr 279
    da. Tja.« Die Vorstellung, zusammen mit Alphie nackt, im Schneidersitz und mit schweißüber-strömter Wampe in einem dampfgefüllten Holz-schuppen zu sitzen, fand er so widerlich, dass er plötzlich hellwach war.
    »Ach, das ist aber schade. Ich hatte wirklich ge-hofft, wir drei, Alphie, du und ich, könnten uns mal wieder treffen. Wir sollten wirklich mehr Zeit miteinander verbringen und in Kontakt bleiben, meinst du nicht?«
    »Da hast du recht. Klar.« Ob verwandt oder nicht, Audie und Alphie waren für ihn im Grunde Fremde. Er verstand überhaupt nicht, wieso Audie so scharf darauf war, eine engere Beziehung zu ihm herzustellen, aber so waren die beiden nun mal. Wieder Kontakt aufnehmen, miteinander in Verbindung bleiben . Hippies eben. »Ja, das sollten wir wirklich tun. Wenn ich das nächste Mal in Kanada bin, besuch ich euch auf jeden Fall in Ottawa. Vielleicht zu Weihnachten. Wir könnten auf dem Kanal Schlittschuh fahren, was meinst du dazu?«
    »Ja, prima. Ich trag dich schon mal für die Weih-nachtswoche in den Kalender ein. Und ich schreib dir auch auf, was Alphie, Enoch und ich uns wünschen, damit du’s bei deinen Weihnachtseinkäufen berücksichtigen kannst.«
    Wunschlisten für Weihnachten, und das im Juli! Hippies mit einem Hang zur Pedanterie! Auf 280
    welchem Planeten waren sein Cousin und seine Cousine eigentlich aufgewachsen?
    »Danke, Audie, ich stell auch eine Wunschliste zusammen und schick sie dir bei Gelegenheit rüber, einverstanden?« Seine Blase machte ihm zu schaffen. »Ich muss jetzt los, ja?«
    »Schön. Hör mal, Art, es war, na ja, wirklich toll, mal wieder mit dir zu reden. Ich fühle mich erst wie ein ganzer Mensch, wenn ich mit dir als engem Familienangehörigen Kontakt halte. Lass ihn nicht wieder abreißen, okay?«
    »Okay. War für mich auch schön, mal wieder mit dir zu reden. Auf bald.«
    »Ich wünsch dir eine gute Reise und dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen.«
    »Danke gleichfalls!«

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    >>>>>>>>>>> 25
    Jetzt steht mir zwar ein Komset zur Ver-
    fügung, aber ich weiß nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Oma anrufen? Audie? Fede? Mich in einen SÖZ-Chat einloggen und mal nachsehen, was jeder so treibt?
    Wie wär’s mit den Kunden in Jersey?
    Da kommt mir eine Idee: Ich könnte ihnen ja einfach alles zur Verfügung stellen, alle Notizen, die ich für Fede und seinen dämlichen Patent-antrag angelegt habe. Und dann überschreibe ich ihnen die exklusiven Patentrechte für einen Dollar sowie diverse Dienstleistungen (soll heißen: Ich erwarte von ihnen, dass sie mir einen vernünftigen Anwalt besorgen und mich aus diesem Drecksloch rausholen).
    Mein letzter Anwalt war ein Schwachkopf. Er erwartete mich fünfzehn Minuten vor der Anhö-
    rung vor dem Gerichtssaal. Wir berieten uns in einem Privatzimmer, das mit seiner stickigen Atmosphäre und all dem Dreck an ein Bahnhofs-klo erinnerte. »Art, ja, hallo, ich bin Allan Men-delson, Ihr Anwalt. Wie geht’s Ihnen?«
    Er war über 1,95 m groß, wog aber nicht mehr 282
    als sechzig Kilo und sackte über seinem mageren Brustkorb zusammen, wenn er redete und dabei die Hände knetete. Sein Anzug sah so aus, als gehörte er einem Obdachlosen am Bahnhof Piccadilly. Die Klamotten waren zwar nicht gerade dreckig und passten ihm einigermaßen, wirkten aber irgendwie schäbig und so, als wären sie gar nicht seine eigenen.
    »Na ja, nicht besonders gut«, erwiderte ich. »Die Ärzte haben heute Morgen meine Dosis heraufge-setzt, deshalb bin ich ziemlich fix und fertig. Ich kann mich nicht konzentrieren. Angeblich sollte mich das Zeug während der Fahrt hierher ruhig stellen. Mieser Trick, was?«
    »Wie bitte?« Er scrollte gerade durch eine Datei auf seinem Komset, vermutlich meine Akte.
    »Nein, nein, das ist so üblich. Das hier ist kein Prozess, sondern eine Anhörung. Wir stehen hier alle auf derselben Seite.« Er suchte weiter. »Auf Ihrer Seite.«
    »Also gut, meine Großmutter ist
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