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Titel: Upload
Autoren: Cory Doctorow
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abbog.
    »Na so was«, sagte Lester, nachdem sie in den Kreisverkehr eingebogen war. »Sieht so aus, Alphonse , als hättest du ebenfalls gute Gründe, einen großen Bogen um die Bullen zu machen.«
    »Können wir nicht einfach sagen, dass wir quitt sind? Ich hab dir eben einen Gefallen getan und 310
    dich gegenüber der Polizistin gedeckt. Als Gegen-leistung lässt du mich fortan in Ruhe, einverstanden?«
    »Na, ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich unseren gemeinsamen Freund Wachtmeister McGivens anrufen. Er hält dich sowieso schon für einen miesen Wichser. Wenn du Grund hast, den Bullen aus dem Weg zu gehen, könnte dir McGivens ganz schönen Ärger machen. Und die Polizei zahlt gut für die richtigen Informationen. Im Moment bin ich finanziell ein bisschen in Verlegenheit.«
    »Also gut. Wie wär’s dann damit: Ich zahl dir 800 Euro, die ich von einer InstaBank abhebe, sobald ich meine Fahrkarte für einen Tunnelzug nach Calais in der Hand halte und startklar bin. Im Moment hab ich nur fünfzehn Pfund in der Tasche. Wenn du mir meine Brieftasche wegnimmst, kannst du allenfalls mit dem Taxi nach Hause fahren. Wenn du mich zum Zug begleitest, hast du eine ganze Monatsmiete im Sack, und das ist mehr, als die Bullen dir zahlen.«
    »Mann, was bist du für ein gerissener Hund.
    Warum will dich die Polizei denn eigentlich so dringend sprechen? Ich will nicht unbedingt einem echten Verbrecher Beihilfe leisten – könnte Ärger bringen.«
    »Hab meinen Geschäftspartner windelweich geprügelt, Lester. Also, gehen wir? Ich will in Paris noch ein Flugzeug erwischen.«

311
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    Ich besitze jetzt einen brandneuen, durchsichtigen Sony Veddic aus der Zwölfer-Serie. Hab den Wagen auf Kredit gekauft – natürlich nicht auf meinen eigenen; meine Konten sind bis zum Anschlag überzogen. Sechs Monate lang habe ich meinen Lebensunterhalt mit Plastik bezahlt und mit neuen Kreditkarten die Rechnungen für die alten beglichen, während ich die Patentanträge für die acht neuen Gimmicks laufen hatte, die HumanCares einzige Aktivposten sind, und deshalb ist mein Ansehen bei den Kreditbüros im Keller.
    Ich hab den Sony mit der Firmenkreditkarte bezahlt. Der Firmenkreditkarte . Der Vertreter der kleinen Amex-Niederlassung vor Ort hat sie persönlich vorbeigebracht, nachdem Doktor Szandor ihm vom Gesundheitsministerium aus den unter-schriebenen Vertrag zugefaxt hat. Eine halbe Million Mäuse für eine Testinstallation in genau dem Irrenhaus an der Route 128, wo man mich behandelt hat. Wenn’s funktioniert, werden wir im nächsten Jahr ein Dutzend weitere Anlagen instal-lieren, die mit allem möglichen Schnickschnack 312
    ausgestattet sind: mit intelligenten Türen, öffentlich einsehbaren Statistiken über die Medikatio-nen und intelligenten Lokalisierungsarmbändern, damit die Klienten – inzwischen habe ich den eu-phemistischen Irrenhaus-Jargon verinnerlicht und das Wort Patient gewaltsam aus meinem Wortschatz gestrichen – sich auf der Station mit anderen Klienten austauschen können, für die ähnliche Therapiepläne gelten. Und das sind noch längst nicht alle Neuerungen, die wir einführen wollen.
    Während ich über die I-90 kreuze, sitzt HumanCares erste Angestellte neben mir, die HumanCares ersten Gehaltsscheck in den Händen hält.
    Caitlins Ehemann hat in den letzten sechs Monaten viel Geduld bewiesen, denn tagsüber hat sie die störungsanfällige Maschinerie in der Klinik repariert und nachts an den Prototypen meiner Entwürfe gearbeitet. Ebenso geduldig hat er es hingenommen, dass ich mein Lager nach der Ent-lassung aus der Klinik auf dem durchgesessenen Sofa in seinem Wohnzimmer aufschlug und mir dort jede Nacht die vorgeschriebenen zehn Stunden Ruhe gönnte. Wenn man bedenkt, dass ich unter ihrem Dach weilte, haben Caitlin und ich uns wirklich erstaunlich selten gesehen. (Doktor Szandors Apartment in Cambridge ist kaum größer als mein Krankenzimmer in der Klinik und dank seines lauten Schnarchens und des harten 313
    Fußbodens hab ich’s dort kaum eine Nacht ausge-halten.) Kommuniziert haben Caitlin und ich vor allem mittels Notizen, die ich ihr an die Kühl-schranktür kritzelte, oder mittels der Prototypen, die sie auf meinem Koffer mit der Wechselwäsche und den Toilettenartikeln am Fußende meines be-helfsmäßigen Bettes hinterließ. Wenn sie nachts von ihrer Werkbank ins Wohnzimmer wankte, schnarchte ich längst. Eigentlich habe ich auch Doktor Szandor nicht oft zu Gesicht bekommen –
    er
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