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Titel: Upload
Autoren: Cory Doctorow
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denn los mit dir?«
    Art schüttelte langsam den Kopf. »Komm
    schon, Fede, du brauchst mir wirklich nichts mehr vorzumachen.«
    »Ich hab wirklich keine Ahnung …«
    » Red keinen Scheiß!«, brüllte Art und rückte Fede so nah auf die Pelle, dass seine Speichelflöckchen Fedes Gesicht benetzten, wie er selbst merkte. »Ich hab mir genügend Scheiße von dir angehört, Fede!«

302
    Plötzlich taumelte Fede auf ihn zu, riss die Beine unter ihm weg und warf sich auf seinen Brustkasten, nachdem Art auf dem zerkratzten und zer-splitterten Hartholzboden aufgeschlagen war. Er klemmte Arts Arme mit den Knien fest, dann beugte er sich vor, drückte ihm mit dem Ellbogen die Luftröhre zu und brach seinen Widerstand.
    »Du dämlicher Schwachkopf«, zischte er.
    »Wenn die Sache unter Dach und Fach gewesen wäre, hätten wir dich eingeweiht. Wir wussten, dass du dir diese Gelegenheit entgehen lassen würdest, aber wir wollten dich trotzdem einbezie-hen. Glaub aber bloß nicht, dass deine kleine Hure auf diese Idee gekommen ist. Nein, es war meine Idee! Ich hab mich für dich eingesetzt! Aber damit ist jetzt Schluss, verstanden? Das war’s jetzt. Ich bin fertig mit dir. Mensch, ich hab dir diesen Scheißjob besorgt! Ich hab das Geschäft in Kalifornien angeleiert. Jetzt kannst du auf das große Geld scheißen! Ich bin endgültig fertig mir dir. Du bist erledigt. Ich werde dich bei V/DT verpfeifen und heute Abend nach Kalifornien fliegen. Viel Spaß bei der Anhörung und der anschließenden Ausweisung, du bekloppter kanadischer Gut-mensch.«
    Arts Blickfeld hatte sich zu einem verschwom-menen schwarzen Oval verengt, in dessen Zen-trum Fedes rotes Gesicht glühte. Er keuchte krampfartig, rang um Luft und spürte dabei, dass 303
    sich seine Blase entleerte und ihm heißer Urin über die Weichteile und die Oberschenkel floss.
    Einen Moment später sprang Fede mit angewi-dertem Gesicht von ihm herunter und strich sich über die mit Urin befleckte Hose. »So ein Mist«, sagte er, während Art auf die Seite rollte und würgte. Art rappelte sich auf alle viere hoch, dann richtete er sich taumelnd auf. Dabei schwang der Axtkopf in seiner Jackentasche mit Wucht gegen die Glasscheibe neben der Bürotür und zer-schmetterte sie zu einem Spinnennetz aus tausend Sprüngen.
    Langsam wie in einem Traum griff Art in die Jackentasche, umklammerte den Axtkopf und drehte ihn in der Hand, so dass die Schneide nach außen zeigte. Er zog ihn aus der Tasche und verbarg die Hand hinter dem Rücken. Fede starrte ihn finster und misstrauisch an, als er heftig atmend auf ihn zu wankte. Weit ausholend riss er den Arm hoch und ließ den Axtkopf mit Schwung auf Fedes Schädel niederfahren. Der Aufprall erschütterte seinen Arm bis in die Schulter. Danach ließ er die Axt auf den Boden fallen, wo sie mit einem dumpfen Laut aufprallte, zum ersten Mal seit zweihunderttausend Jahren mit Blut und Haar verkrustet.
    Fede taumelte gegen die Bürowand und rutschte an ihr herunter, bis er saß. Er hatte die Augen weit aufgerissen. Blut strömte ihm übers Gesicht.

304
    Ebenso entsetzt wie fasziniert musterte Art ihn und merkte dabei, dass Fede flach atmete, fast hechelte. Vage wurde ihm bewusst, dass er wohl doch kein Mörder war, denn Fede war noch am Leben. Er drehte sich um, floh aus dem Büro und rannte im Korridor fast Tonaishah über den Haufen.
    »Rufen Sie einen Krankenwagen.« Er schob sie zur Seite, flüchtete aus O’Malley House und verschwand am Piccadilly Circus im Mittagsgedränge.

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    Ich bin noch einmal davongekommen.
    Seit vierzig Jahren hat Pater Ferlenghetti keine Zulassung mehr, die ihm erlauben würde, in Massachusetts als Psychiater zu praktizieren. Trotzdem ließ das Gericht ihn als Sachverständigen aussagen. Die Richterin zwinkerte mir sogar zu und kritzelte ausnahmsweise mal nicht auf ihrem Komset herum, als der Priester seine Stellungnahme abgab und jede Menge unbeschreiblich peinlicher Dinge über mich erzählte, um zu be-gründen, dass man mich ohne Bedenken auf die Menschheit loslassen dürfe.
    Die Nervenheilanstalt schickte nur einen einzigen Sachverständigen zu meiner Anhörung, und das war ein so junger Assistenzarzt, dass ich ihn, als er zu mir in den Wagen stieg und den Motor anließ, zunächst für einen Fahrer der Klinik hielt.
    Aber nein, es war ein Arzt, den man offenbar über meinen Fall unterrichtet hatte, wenn auch nicht besonders gründlich. Als die Richterin ihn fragte, ob er sich zu Pater
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