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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot
Autoren: Karen Chance
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angeschossen?«, fragte sie.
    »Am Hintern.« Als ich sah, wie ihre Lippen zuckten, fügte ich hinzu: »Das ist nicht komisch!«
    »Wenn du meinst.« Sie musterte mich. Meine Klamotten eigneten sich besser als ihre dafür, in einem feuchten Keller herumzukriechen, doch es fehlte leider ein Mantel. Ich trug Jeans, Sneakers und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Ich hab mich nicht verirrt, ich weiß nur nicht, wo ich bin«. Aus irgendeinem Grund sah sie perfekt aus, während ich mir das Knie der Jeans aufgescheuert und schwarzes Zeugs an den Armen hatte. Ich hob das Handgelenk zur Nase und roch daran.
    Schießpulver.
    »Du spielst in einem Keller voller Schießpulver Verstecken?«, fragte ich ungläubig und versuchte, das verdammte Pulver von meinen Sachen zu klopfen.
    »In einem Keller voller Schießpulver, den ein Idiot in die Luft zu jagen versucht«, korrigierte mich die Frau. »Deshalb bin ich derzeit ein bisschen nervös. Wer bist du, und warum bist du hier?«
    Der Moment war gekommen, und plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich anfangen sollte. »Es ist kompliziert«, sagte ich schließlich.
    »Das ist es immer.« Sie ging zur Tür, durch die der Magier verschwunden war, und hielt dabei ihre Waffe bereit. »Du gehörst nicht zur Gilde.«
    »Ich weiß nicht einmal, was die Gilde ist«, erwiderte ich und folgte ihr. »Gehört der Mann dazu, den wir verfolgen?«
    »Den ich verfolge. Ich weiß nicht, wer – oder was – du bist.« Sie hob die Laterne auf und hielt sie mir entgegen.
    Ich nahm sie vorsichtig und dachte daran, was mit Schießpulverrückständen in der Nähe einer offenen Flamme geschehen konnte. Die Laterne sah seltsam aus, wie ein großer Bierkrug aus schwarzem Metall und einer Klappe, die geöffnet oder geschlossen werden konnte – auf diese Weise kontrollierte man das Licht. Ich zog sie ganz auf, was allerdings kaum half. »Ich bin Cassie. Und ich bin die, äh… Pythia, sozusagen.«
    Das überraschte die Frau. Ihre blauen Augen musterten mich erneut. »Das bezweifle ich«, sagte sie knapp.
    Die Pythia war die Chefseherin der übernatürlichen Welt und außerdem die Person, deren Aufgabe darin bestand, über die Integrität der Zeitlinie zu wachen. Es wäre selbst dann ein mieser Job gewesen, wenn ich nur die leiseste Ahnung davon gehabt hätte, worauf es dabei ankam. Da ich keinen blassen Schimmer davon hatte, war ich ziemlich gefährlich.
    Die Frau, die auf mich geschossen hatte, hieß Agnes, alias Lady Phemonoe, und war die frühere Pythia – ihr verdankte ich, dass ich in diesem Schlamassel steckte. Leider war sie gestorben, bevor sie Gelegenheit fand, mich auszubilden. Das Ergebnis: Die erste Hälfte meines ersten Monats im Amt hatte ich mit Versuchen verbracht, aus dem Geschäft auszusteigen, und die zweite Hälfte damit, um mein Leben zu laufen. Deshalb hatte ich eine Weile gebraucht, um mich zu der Erkenntnis durchzuringen, dass ich jetzt eine Zeitreisende war, ob es mir gefiel oder nicht. Agnes’ Tod bedeutete nicht unbedingt, dass sie mich nicht ausbilden konnte. Er bedeutete nur, dass sie es in der Vergangenheit erledigen musste.
    Ich hatte nicht beabsichtigt, es so weit in der Vergangenheit stattfinden zu lassen, aber in ihrer eigenen Zeit war sie von Menschen umgeben. Und die meisten von ihnen gehörten zu der Sorte, die einen anderen Zeitreisenden erkannten und sich an ihm störten. Es war schwer gewesen, Agnes allein zu erwischen.
    Aber sicher nicht annähernd so schwer wie der Versuch, sie zu dieser Sache zu überreden.
    »Wie bin ich dann hierher gekommen?«, fragte ich.
    »Vermutlich bist du eine kürzlich ernannte Pythia-Erbin, die zu einer Spritztour aufgebrochen ist, um ihre Fähigkeiten zu testen«, sagte Agnes und trat neben das schwarze Loch der Tür. »Oh, sieh nur, ich kann durch die Zeit reisen! Ist das nicht cool?« Sie seufzte. »Ich hab’s selbst einige Male gemacht, als ich jung und dumm war«, fügte sie hinzu. »Es hätte mich fast das Leben gekostet. Hör auf meinen Rat: Kehr heim.«
    »Erst nachdem wir miteinander gesprochen haben«, erwiderte ich kategorisch. »Und das können wir hier nicht. Die Explosion war laut genug, Tote zu wecken. Wahrscheinlich ist schon jemand unterwegs, um hier nach dem Rechten zu sehen.«
    »Da würde ich mir an deiner Stelle keine großen Sorgen machen«, sagte Agnes und streifte kleine, champagnerfarbene Stöckelschuhe ab. »Dieser Keller stammt aus dem elften Jahrhundert. Als sie damals etwas bauten, sollte es von Bestand sein.
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