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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot
Autoren: Karen Chance
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auf ihrem Kopf, das Make-up war durch Schweiß verschmiert, und eine große falsche Wimper hatte sich gelöst und hing an einer Wange.
    »Gut für die Figur«, sagte Pritkin und setzte mich ab. Auch er schwitzte nach unserem Marathon; einige feuchte Strähnen klebten an Stirn und Nacken. Seine Wimpern waren dunkel geworden, was den Augen ein Smaragdgrün gab. »Schmuddelig« war ein überraschend guter Look für ihn.
    Ich wusste nicht, wie ich aussah, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Wenn ich so schlimm aussah, wie ich mich fühlte, würde ich eventuelle Magier abschrecken, bevor sie mich erschießen konnten.
    »Hier ist für mich Schluss«, sagte Be, setzte sich auf eine Stufe und rieb sich die Fußrücken. »Ihr müsst noch höher hinauf, aber ich weiß nicht, wie ihr das schaffen wollt. Die Kraft kommt aus dem nächsten Stock.« Ich sah nach oben und richtete den Blick dann auf Pritkin. »Das Penthouse.«
    Ich hatte keine Schlüsselkarte, aber Pritkin brachte den Lift dazu, uns trotzdem nach oben zu tragen. Die Tür öffnete sich vor einem stillen Eingangsbereich, der recht mitgenommen wirkte. Die goldene Tapete wies ein großes Loch auf, die Bronzestatue war halb geschmolzen und sah nach etwas von Dali aus, und schmutzige Stiefelabdrücke zeigten sich auf der Kuhhaut. Doch die John-Wayne-Poster hatten alles völlig unbeschadet überstanden.
    Wir betraten das Wohnzimmer. Wind wehte durch die zerschmetterte Balkontür und blähte die Gardinen auf, und für einen Moment dachte ich, es wäre jemand da. Aber sonst bewegte sich nichts, abgesehen vom sanft hin und her schwingenden Kronleuchter, der kein Licht mehr auf den darunter geparkten Roadster schickte.
    »Wohin sind alle verschwunden?«, fragte ich und sah mich in dem Durcheinander um. Wenigstens musste Casanova hier nichts mehr demolieren; das hatten die Magier bereits für ihn erledigt.
    Ich seufzte erleichtert. Be hatte sich geirrt. Hier war niemand.
    Pritkin zuckte mit den Schultern. »Der Kampf wird woanders fortgesetzt«, sagte er und trat durch den aus Holz und Glas bestehenden Hindernisparcours zum Fenster. Ich folgte ihm und musstc mich darauf konzentrieren, mir nicht den Hals zu brechen.
    Draußen erwarteten uns zerstörte Terrassenmöbel, Glassplitter und ein Pool voller Treibgut. Und mit einer Leiche, stellte ich bestürzt fest. Jemand in einem Magiermantel lag dort im Wasser. Pritkin fischte ihn heraus, was ich fast sofort bedauerte, denn vom Gesicht des Mannes war kaum etwas übrig.
    Ich biss mir auf die Lippe, sah mich um und dachte daran, mir den Rest des Apartments anzusehen. Aber was, wenn ich Rafes Leiche fand? Hatten sie ihn rechtzeitig fortgebracht? Was, wenn ich…
    »Wir müssen nach Überlebenden suchen«, sagte ich und versuchte, an nichts anderes zu denken. Ich wollte gar nicht denken und einfach nur nachsehen, weil ich es nicht ertragen konnte, nicht Bescheid zu wissen.
    Wir hatten keine Taschenlampe, aber das durch die Fenster fallende Licht des Kasinos genügte, als sich unsere Augen angepasst hatten. Im Esszimmer fanden wir drei weitere Tote, keiner von ihnen ein Vampir. Es hatte durchaus Vorteile, ein Meister zu sein, dachte ich erleichtert. Und dann fragte ich mich, ob leichenmäßig viel von ihnen übrig bleiben würde, wenn man berücksichtigte, welche Zauber die Magier werfen konnten. Daraufhin wich die Erleichterung neuer Sorge.
    Ich wollte zur Küche, als Pritkin mich am Arm festhielt. Er legte den Zeigefinger an die Lippen, und im nächsten Moment hörte ich es ebenfalls: ein Knirschen, als ginge jemand durch die Trümmer, vorsichtig darauf bedacht, leise zu sein. Wir kehrten ins dunkle Wohnzimmer zurück und sahen eine Silhouette vor dem Hintergrund der breiten Fensterfront – jemand beugte sich zur Terrasse hinaus. Nach ein oder zwei Sekunden begriff ich, um wen es sich handelte.
    »Sal!«
    Sie drehte sich langsam um und war nicht überrascht, uns zu sehen. Ihr Vampirgehör hatte sie vermutlich schon vor einer ganzen Weile auf uns hingewiesen. »Cassie? Weißt du, was passiert ist? Wo sind alle?«
    »Bist du gerade zurückgekehrt?«, fragte ich und kannte die Antwort bereits. Sie war nicht hier gewesen, als es drunter und drüber ging; es musste also ein ziemlicher Schock für sie sein, diese Trümmerlandschaft vorzufinden. Es war selbst für mich ein Schock, und ich wusste, wie es dazu gekommen war.
    »Vor zehn Minuten. Ich wollte die Versammlung nicht stören und…«
    Sie unterbrach sich, als wir hörten, wie
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